Das 2. Freie Training der Formel 1 in Portugal wurde von einer unschönen Szene zwischen Max Verstappen und Lance Stroll in mehrerlei Hinsicht torpediert. Nicht nur, dass Fahrer und Teams aufgrund der aus dem Unfall resultierenden roten Flagge sämtliche Longrun-Daten verloren. Die Reaktion des Red-Bull-Fahrers auf den Crash sorgte für Verstimmungen. Verstappen bleibt stur. FIA spricht keine Strafe für Zwischenfall aus.

"Mann, ist dieser dumme Typ blind?! Was zur Hölle stimmt mit dem nicht?! Jesus Christus, was für ein Spast", fluchte Verstappen im Funk und beleidigte Stroll weniger später als Mongo. Eine Beleidigung, der er bereits 2017 in Austin einem Steward an den Kopf warf. Dass er sich mit dieser Wortwahl im Ton vergriffen haben könnte, lässt ihn kalt: "Das ist nicht mein Problem", schmettert er nach dem Training jegliche Kritik am Mikrofon von Sky UK ab.

Kein Einsehen für die eigene Reaktion war die eine Sache. Dass der Niederländer beim Unfall zu Halbzeit der Session nicht unbedingt unschuldig aussah, war die andere. "Ehrlich gesagt will ich gar nicht allzu viel darüber reden. Ich war überrascht, dass er einfach eingelenkt hat, als ich ankam", erklärt Verstappen, als sich die Gemüter etwas beruhigt hatten.

Er hatte auf der Start- und Zielgeraden innen zum Überholmanöver gegen Stroll angesetzt. Der Kanadier öffnete jedoch seinerseits das DRS und ließ Verstappen verhungern. Auf dem Weg in Kurve eins wurde sich das Duo nicht einig. Beide beharrten auf ihr vermeintliches Recht, es kam zum Kontakt und Stroll landete im Kiesbett.

"Ich weiß nicht, wohin ich hätte fahren sollen. Ich habe meine schnelle Runde angefangen und er hatte seine gerade beendet", rechtfertigt Verstappen sein Manöver. Er sieht nicht, dass er anders hätte reagieren können. "Ob er hätte zurückstecken können? Ja!", kann er sich seinen Zynismus nicht verkneifen. "Diese Diskussion kann auf ewig weitergehen, aber es ist einfach dumm."

Formel 1: Verstappen schießt Stroll ab! Aber keine Strafe?! (14:55 Min.)

Red-Bull-Teamchef sieht Schuld bei Stroll

Red-Bull-Teamchef Christian Horner diskutierte den Sachverhalt hinterher mit Sky-UK-Experte Johnny Herbert aus. Der Ex-Formel-1-Pilot sah die Schuld klar bei Verstappen und argumentierte damit, dass dieser nicht ansatzweise auf gleicher Höhe und nicht in einer Position war, Stroll zu überholen.

"So wie ich das sehe, müssen wir uns die Runde davor anschauen. Lance ging in die letzte Kurve, Max ließ ihn fahren und wollte einen Windschatten, weil er annahm, dass Lance nach seiner Runde fertig ist. Ihm war nicht klar, dass er eine zweite Runde fahren will", verteidigt Horner seinen Fahrer.

Die Schuld sieht er aber beim Racing-Point-Fahrer: "Aus irgendeinem Grund hat Lance ihn dann offenbar nicht gesehen, hat die Kurve genommen und eingelenkt. Wahrscheinlich haben beide erwartet, dass der andere zurücksteckt. Wäre das im Rennen passiert, wäre Max die Innenbahn zugesprochen worden. Deshalb hätte das Auto außen Platz machen müssen."

Während Racing-Point-Teamchef Otmar Szafnauer eine gegensätzliche Meinung vertrat, wurde von der Rennleitung, welche dieses Wochenende durch Ex-Pilot Vitaly Petrov unterstützt wird, ein diplomatisches Urteil gesprochen. Sie wertete die Szene als Missverständnis, für das beide Fahrer gleichermaßen Schuld tragen. Demzufolge wurde gegen keinen der beiden eine Strafe ausgesprochen.