Charles Leclerc war beim Spanien GP in Barcelona vor zwei Wochen der Leidtragende von Ferraris Seuchensaison 2020. Auf Punktekurs liegend fiel der Monegasse zur Rennhalbzeit mit einem seltsamen Defekt aus. Ferrari fand in der Pause vor dem Grand Prix von Belgien in Spa-Francorchamps die Ursache für die Nullrunde.

"Wir haben in Barcelona für die fehlende Zuverlässigkeit einen hohen Preis bezahlt und wir haben ein Problem mit dem Steuergerät identifiziert, welches zu Charles' Ausfall führte", so Enrico Gualtieri, seines Zeichens Leiter der Motorenabteilung in Maranello.

Leclerc hatte sich in der 36. von 66 Runden in Kurve 14 des Circuit de Barcelona-Catalunya völlig unvermittelt gedreht. Was auf den ersten Blick wie ein Fahrfehler anmutete, wurde wenig später durch die Wiederholung als technischer Defekt entlarvt. Die Power Unit im Heck seines Ferrari SF1000 war während der Fahrt plötzlich abgestorben, woraufhin die Hinterachse blockierte.

Dem 22-Jährigen gelang es wider Erwarten, den Motor nach kurzer Zeit selbst zu starten. Zwei Runden später musste er sein Rennen trotzdem aufgeben, da er in Erwartung des Ausfalls bereits die Gurte gelöst hatte und aus Sicherheitsgründen zur Rückkehr an die Box gezwungen war.

Ferrari vermutete schon in der ersten Analyse nach dem Grand Prix, dass ein Problem mit der ECU (Electronic Control Unit) für den Stopp des Motors verantwortlich war. Als Auslöser wurde sogleich eine harte Erschütterung wie das Überfahren eines Kerbs vermutet, welches zum Aussetzen der Steuereinheit führte.

Fünf Nullnummern: Ferrari in der WM nur Fünfter

Leclercs K.o. war Ferraris dritter Ausfall in der laufenden Saison, nachdem der Youngster beim zweiten Rennen des Jahres in Österreich durch eine Kollision mit Sebastian Vettel für ein Doppel-DNF gesorgt hatte. In Ungarn war Leclerc außerdem als Elfter ohne Punkte geblieben, während Vettel beim zweiten Silverstone-Event nach seinem Dreher am Start leer ausging.

In der Weltmeisterschaft liegt Ferrari vor dem siebten Saisonrennen auf der fünften Position. 45 der insgesamt 61 WM-Zähler steuerte Leclerc bei, der mit zwei Podestplätzen sowie einem weiteren Top-5-Resultat mehrfach über den Verhältnissen des Autos unterwegs war. Die kommenden Rennen in Spa-Francorchamps und Monza dürften für die Scuderia ein weiterer Härtetest werden.

Auf den Highspeed-Kursen dominierten die Roten 2019 nach Belieben. In den Ardennen feierte Leclerc vor einem Jahr seinen ersten Sieg in der Königsklasse, nachdem er bis auf das FP1 in jeder Session der schnellste Mann gewesen war. Ferraris Power Unit war auf der Rennstrecke mit einem Vollgasanteil von fast 80 Prozent Trumpf.

Ferrari in Spa vor Härtetest: Keine Performance wie 2019

Diesen Joker verlor die Scuderia jedoch über den Jahreswechsel, nachdem am Motor Unregelmäßigkeiten festgestellt worden war, welche nicht mit dem Reglement vereinbar waren. "Was unsere Erwartungen angeht, wird es für uns in Sachen Performance diesmal härter, da wir nicht so konkurrenzfähig wie 2019 sind", lautet Leclercs Prognose für das kommende Wochenende.

Hoffnung macht ihm der Wetterbericht für den Belgien GP. Die Meteorologen sagen von Freitag bis Sonntag durchgehend Regen vorher. Das typische Spa-Wetter sorgte in der Vergangenheit schon für den einen oder anderen überraschenden Gewinner. "Wir haben gesehen, dass auf dieser Rennstrecke alles passieren kann, besonders mit dem unberechenbaren Wetter", so der zweifache Grand-Prix-Sieger.