Für Renault läuft es in Silverstone. Im zweiten Freien Training zum Jubiläums-GP der Formel 1 sind die Franzosen wieder mit Daniel Ricciardo ganz weit vorne im Klassement vertreten, Ricciardo hievte seinen R.S.20 in den Qualifying-Simulationen auf den vierten Platz. Nachdem man am vorangegangenen Wochenende schon mit beiden Autos gute Punkte geholt hatte, ist die Stimmung entsprechend gut.

"Am Nachmittag haben wir uns kurz aufgewärmt und dann am Auto eine Änderung vorgenommen, die funktioniert hat, und es hat sich großartig angefühlt", freut sich Ricciardo nach dem Training. "Wir hatten einen guten Run auf den Hard, und dann auch auf den Soft."

"Auf dem Soft-Run fehlte uns in ein paar Bereichen noch etwas, also geht da auf jeden Fall noch was", meint Ricciardo. Trotzdem hielt sein dritter Platz, er musste sich nur den beiden Mercedes beugen und schlug sowohl Max Verstappen als auch die Racing Points von Lance Stroll und Nico Hülkenberg.

McLaren fürchtet Renault - im Rennen und Qualifying zu stark?

Auch Ferrari und McLaren mussten sich hinten anstellen. Grund zur Sorge bei McLaren-Pilot Lando Norris - dort hatte man schon in der letzten Woche über die Renndistanz das Nachsehen gegen Renault. "Renault sind schneller, Ricciardo hat eine sehr schnelle Runde da hingelegt", meint Lando Norris heute. "Die werden schwer zu schlagen sein."

In der Vorwoche hatte sich Renault bereits über funktionierende Upgrades gefreut, allerdings brachten Ricciardo und Teamkollege Esteban Ocon das Auto auf eine schnelle Qualifying-Runde noch nicht perfekt ins Arbeitsfenster. Heute schien es besser zu laufen. "Hoffentlich können wir das morgen wiederholen", meint Ocon. "Wir hatten hier und da ein paar Probleme, aber nichts zu Verrücktes, und das Auto fühlte sich generell vernünftig an."

Renault mit ungewöhnlicher Reifenstrategie

Strategisch scherte Renault allerdings am Freitag in Silverstone aus. Während sich alle anderen Teams darauf konzentrierten, möglichst viele Sätze des extrem weichen und sehr kurzlebigen C4-Reifens loszuwerden, fuhr Renault mit beiden Autos Hard-Longruns. Damit waren sie die einzigen, kein anderes Team rührte den Hard auch nur an und fuhr lieber Medium-Longruns.

Der Grund liegt auf der Hand: Jeder Fahrer hat nur zwei Sätze davon zur Verfügung. Da alle Reifen aber um eine Stufe weicher sind als in der Vorwoche, könnte der Hard für das Rennen kritisch sein, denn auch der Medium hielt heute nicht gut. "Ich verstehe nicht, warum Renault da schon einen harten verheizt hat, der fürs Rennen wertvoll sein könnte", meint Red Bulls Motorsport-Berater Dr. Helmut Marko zu Motorsport-Magazin.com.

Renault-Chefingenieur Ciaron Pilbeam bleibt aber ruhig: "Wir sind zufrieden mit unserer Arbeit heute. Am Nachmittag sind wir es mit unseren Reifen etwas anders angegangen als die meisten anderen, und es wird interessant sein, was die Konsequenzen für den Rest des Wochenendes sind. Beide Fahrer sind zufrieden mit dem Auto. Daniels Soft-Run am Nachmittag war ziemlich schnell, aber es ist erst Freitag, also werden wir nicht allzu aufgeregt."