Die Formel 1 steht heute still. In Imola findet kein Rennen statt, das ganze Wochenende musste aufgrund der schweren Unwetter in der Region Emilia-Romagna abgesagt werden. Imola hätte als Klassiker den Europa-Auftakt bilden sollen.
Seinen Platz in der Geschichte fand Imola vor allem auf tragische Weise, als Ayrton Senna und Roland Ratzenberger dort tödlich verunglückten. Doch das Autodromo Enzo e Dino Ferrari stand bei seinen 30 Auftritten in der Formel 1 für weit mehr als nur das Horror-Wochenende 1994. Es war auch Schauplatz denkwürdiger Fights und Fehden, die Karrieren und Rivalitäten prägten. Wir werfen einen Blick zurück auf fünf besondere Momente in Imola.
1. 1982 - Verhängnisvolle Ferrari-Fehde
Der Große Preis von San Marino 1982 ging gleich aus mehreren Gründen in die Geschichte der Formel 1 ein. Ein Team-Boykott dezimierte das Grid auf nurmehr 14 Autos. Nach diversen Disqualifikationen in Folge des Brasilien GP unterstellten einige der britischen Teams der durch Jean-Marie Balestre geleitete FISA eine Bevorzugung Renaults und Alain Prosts. Der Großteil der FOCA-treuen Teams beteiligte sich am Imola-Boykott, darunter Brabham, McLaren, Williams und Lotus.
Für die Tifosi sollte es dennoch ein besonders denkwürdiges Rennen werden. Im Kampf um den Sieg kam es zwischen den Ferrari-Teamkollegen Didier Pironi und Gilles Villeneuve zu einem folgenschweren Eklat. Nachdem Villeneuve und Pironi mit einem komfortablen Vorsprung an der Spitze lagen, gab die Teamführung eine Stallorder aus, um den Doppelsieg der Scuderia nicht zu gefährden. Pironi attackierte Villeneuve dennoch und gewann das Rennen nach einem Überholmanöver in der letzten Runde.
Pironi beteuerte, die Aufforderung des Teams, das Tempo zu verlangsamen, nicht als Stallregie verstanden zu haben. Villeneuve hingegen sah in der Aktion seines Teamkollegen einen vorsätzlichen und damit unverzeihlichen Vertrauensbruch. Der Kanadier verkündete nach dem Rennen, nie wieder in seinem Leben ein Wort mit Pironi zu wechseln.
Zwei Wochen darauf werden seine Worte zu einer düsteren Prophezeiung. Im Qualifying zum Grand Prix von Belgien in Zolder kommt Villeneuve ums Leben, als er beim Versuch Pironis Rundenzeit zu unterbieten mit Jochen Mass kollidiert. Pironi wurde dadurch auf tragische Weise zum Teamleader Ferraris im Kampf um den Weltmeistertitel 1982.
2. 1989 - Senna macht die Regeln
Sieben Jahre später kam es in Imola zu einem Schlagabtausch zwischen zwei noch größeren Namen. Von den Plätzen eins und zwei ins Rennen gegangen, behaupteten die McLaren-Teamkollegen Ayrton Senna und Alain Prost zunächst die Spitze.
Ein schwerer Unfall von Gerhard Berger in der vierten Runde führte zu einem Rennabbruch. Beim darauffolgenden Restart übernahm Prost von der Linie weg die Führung, woraufhin Senna noch im Verlauf der ersten Runde konterte. Senna gewann das Rennen vor dem Teamkollegen.
Richtig pikant wurde es erst nach dem Fallen der Zielflagge: Prost beschwerte sich darüber, dass Senna sich nicht an die Teamorder gehalten habe. Tatsächlich hatte wohl Polesitter Senna vor dem Rennen selbst eine Stallorder vorgeschlagen, die besagte, dass der Fahrer, der in der ersten Kurve in Führung liegt, das Rennen gewinnen und nicht mehr angegriffen werden sollte.
Beim Restart führte jedoch Prost in Kurve 1. Senna begründete seinen Konter später damit, dass die Teamorder nur für den ersten Start - nicht aber für einen Restart - Gültigkeit gehabt hätte. Die Rivalität der beiden nahm damit bereits im zweiten Saisonrennen unaufhaltsam an Fahrt auf.
3. 1999 - Häkkinen spürt den Druck
Nach dem 1998 knapp verlorenen Titel war Michael Schumachers Revanche gegen Mika Häkkinen schon früh in der Saison 1999 voll im Gange. In Imola dominierten aber die McLaren-Teamkollegen Häkkinen und Coulthard zunächst nach Belieben.
Die Silberpfeile sicherten sich die erste Startreihe. Schumacher schaffte es zwar am Start an Coulthard vorbeizugehen, Häkkinen nutzte jedoch die Pace seines MP4/14, um einen komfortablen Vorsprung herauszufahren.
Ohne den Druck durch seinen Verfolger, machte der Finne in Runde 17 in der letzten Schikane trotzdem einen folgenschweren Fehler: Er verlor beim Beschleunigen auf dem Kerb am Kurvenausgang die Kontrolle und landete in der Wand.
Schumacher übernahm die Führung und gewann zum ersten Mal für Ferrari in Imola. Häkkinen sollte nicht zum ersten Mal in der Saison Nerven zeigen: Wenige Monate später wiederholte er in Monza seinen Fehler und vergoss danach bittere Tränen.
4. 2003 - Michael Schumachers schwerstes Rennen
Der Große Preis von San Marino des Jahres 2003 war nicht nur einer von Michael Schumachers 91 Formel-1-Triumphen: Es war womöglich auch das schwierigste Rennen in der Karriere des Rekordweltmeisters und auch dessen Bruders Ralf.
Nachdem er sich am Samstag vor Ralf die Pole Position gesichert hatte, flogen beide zurück nach Köln, um ihrer Mutter am Sterbebett beizustehen. Trotz der schwierigen familiären Situation trat das Bruderpaar am Rennsonntag an - beide hatten die Entscheidung, den Grand Prix anzutreten, selbst getroffen.
Nach 62 Runden ging Michael Schumacher vor Kimi Räikkönen und Rubens Barrichello als Sieger über die Ziellinie. Ralf wurde Vierter. Sichtlich mitgenommen ließ Michael Schumacher die Siegerehrung über sich ergehen.
Die Organisatoren zeigten Verständnis für die Situation der Brüder und stellten sie von sämtlichen medialen Verpflichtungen frei, sodass sie nach der Podiumszeremonie gleich wieder zurück in die Heimat reisen konnten.
5. 2005 & 2006 - Doppelter Schlagabtausch von Schumacher und Alonso
Bei den letzten beiden Auftritten der Formel 1 in Imola erlebten die Zuschauer das Duell der zu dieser Zeit wohl größten Protagonisten der Königsklasse: Michael Schumacher und Fernando Alonso.
Von Startplatz 14 ins Rennen gegangen, arbeitete Schumacher sich durchs Feld und hatte nach der zweiten Runde der Boxenstopps den Anschluss an den Führenden Alonso hergestellt. Unter den Augen der Tifosi jagte er den Spanier in den folgenden 12 Runden bis zum Zielstrich, fand jedoch keinen Weg vorbei am Renault und wurde mit weniger als einer Sekunde Rückstand Zweiter.
In der darauffolgenden Saison hatte sich Schumacher mit einem deutlich konkurrenzfähigeren Ferrari die Pole Position gesichert, während Alonso nur von Platz fünf ins Rennen ging. Unter diesen umgekehrten Vorzeichen kam es wieder zum beinharten Duell zwischen dem Deutschen und dem Spanier.
Während Schumacher an der Spitze Probleme mit dem Reifenverschleiß bekam, schloss Alonso die Lücke zum Ferrari. Innerhalb von acht Runden hatte er einen 10-Sekunden-Vorsprung aufgeholt. Ein Undercut in Runde 41 war für Alonso nicht erfolgreich, und so musste sich Schumacher bis zum Zielstrich weiter dem Druck des Rivalen erwehren.
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