Weltmeister Lewis Hamilton war am Trainingsfreitag der Formel 1 für den Ungarn GP 2020 einmal mehr eine Klasse für sich. Der Mercedes-Pilot setzte im FP1 eine dominante Bestzeit. Das verregnete zweite Training ließ er nach einer Besichtigungsrunde sausen. Trotz der starken Performance mahnt er abermals vor der Konkurrenz - und auch die Wettervorhersage für Qualifying und Rennen entlockt ihm keine Euphorie.

"Ich persönlich hoffe, dass es trocken sein wird", so der 35-Jährige, der erst am vergangenen Wochenende im Regen-Qualifying für den Steiermark GP mit einer Fabelrunde die 89. Pole Position seiner Karriere ergatterte. Auf dem Hungaroring kann er auf eine Wiederholung trotzdem gänzlich verzichten: "Ich will ein trockenes Rennen und Qualifying."

Die Traditionsrennstrecke vor den Toren Budapests schmeckt ihm im Regen schlichtweg nicht. "Dieser Kurs ist im Trockenen sehr schön zu fahren, aber im Nassen ist es hier sehr schwierig. In Österreich war es im Regen toll, aber hier ist es anders. Obwohl wir mit viel Downforce fahren, ist es viel rutschiger. Wenn es ein nasses Qualifying gibt, wird das nicht so wie letzte Woche", erklärt Hamilton und fügt frech an: "Aber wer weiß, vielleicht mache ich ja wieder einen anständigen Job."

Dass er am Nachmittag nur eine Runde fuhr, hatte mit seiner Abneigung gegen den ungarischen Asphalt allerdings nichts zu tun. "Die nassen Bedingungen im FP2 ließen uns nicht arbeiten. Deshalb sind wir nur die Installationsrunde auf dem Intermediate-Reifen gefahren", erklärt er. Umso wichtiger war die vorausschauende Herangehensweise der Mercedes-Ingenieure in der ersten Session.

Mercedes von Pace im ersten Training überrascht

"Wir sind die Reifen in einer ungewöhnlichen Reihenfolge gefahren, zuerst die weichen und dann die harten Reifen", erklärt Andrew Shovlin, seines Zeichens leitender Mercedes-Ingenieur an der Rennstrecke. "Wir haben das gemacht, weil wir Longrun-Informationen sammeln wollten und es die Regen-Vorhersage für das zweite Training gab."

Hamilton fuhr bei diesem Programm seine schnellste Runde von 1:16.003 Minuten auf dem Hard-Compound und war dabei noch eine knappe Zehntel schneller als Bottas, der seine Zeit auf Medium setzte. Sergio Perez lag trotz des Soft-Reifens als Dritter eine halbe Sekunde zurück. "Wir dachten, dass wir auf Soft schnell sein würden. Deshalb waren wir überrascht, wie konkurrenzfähig die zweiten Runs waren", so Shovlin.

Im zweiten Training erfuhr Bottas alleine die notwendigen Daten im Regen. Mehr als fünf Runden mutete ihm das Team aber nicht zu. "Das Gripniveau war im FP2 ziemlich niedrig. Ich habe aber ein gutes Gefühl für die Balance bei diesen Bedingungen bekommen", so der Finne, der sich für den Rest des Wochenendes gerüstet fühlt: "Es sieht so aus, als gäbe es noch mehr Regen."

Hamilton verspottet Ferrari: Motorleistung in Ungarn nicht wichtig

Bei Mercedes bemüht man sich trotz der erdrückend guten Performance im Trockenen wie immer im Tiefstapeln. "Ich messe all dem nicht zu viel bei. Jeder fährt im Training ein anderes Programm, was Aerodynamik, Benzinmenge, Motor und all diese Dinge angeht", so Hamilton. "Ich könnte mir vorstellen, dass es dieses Wochenende enger zugeht, weil es auf diesem Kurs nicht so sehr auf die Motorleistung ankommt."

Demzufolge rechnet er auch wieder mit Ferrari. "Ferrari hat über den Winter beziehungsweise gegenüber dem letzten Jahr viel Leistung verloren. Aber das sollte für sie ja hier kein Problem darstellen, da es dieses Wochenende auf das Auto ankommt und wie viel Anpressdruck und Grip dein Paket hergeben", so der sechsfache Champion, der sich eine kleine Spitze gegen die Scuderia offenbar nicht verkneifen konnte.

Für den Rest des Wochenendes hat er auf Grundlage dieser Einschätzung aber ohnehin fast das halbe Feld auf dem Zettel: "Renault macht sich gut und McLaren macht schon einen fantastischen Job. Es wird interessant, wie ihr gutes Auto an diesem Wochenende läuft. Racing Point leistet auch tolle Arbeit. Außerdem war das hier immer schon eine Red-Bull-Strecke. Ich erwarte, dass wir gegen sie kämpfen werden.