Die Top-Teams der Formel 1 stehen 2021 vor radikalen Einschnitten. Denn ab der kommenden Saison dürfen nur mehr 145 Millionen US-Dollar pro Jahr ausgegeben werden, und in den folgenden Jahren wird diese Grenze sogar noch weiter sinken.

Teams wie Ferrari und Mercedes werden ihr Budget damit mehr als halbieren müssen. Die Konsequenz wären Job-Kürzungen und ungenutzte Anlagen. Darauf sind die großen Hersteller nicht scharf. Stattdessen denken sie über Alternativen nach, und spielen mit der Idee, die freigewordenen Kapazitäten mit einem Einstieg in eine zusätzliche Rennserie zu füllen. Ferrari spricht mit der amerikanischen Indycar-Serie, und auch Mercedes will eine Verbreiterung der Rennabteilung nicht ausschließen.

Indycar bestätigt Gespräche mit Ferrari

Für ein Team mit F1-Know-How gibt es mehrere Optionen, um dieses Know-How weiter optimal zu nutzen. Ein Indycar-Programm ist realistisch. Die Serie zwar setzt aus Kostengründen auf ein Einheits-Chassis, nur die Motor-Entwicklung ist frei. Nicht unbedingt der Stil eines Herstellers wie Ferrari - nur einen Teil des Autos selbst zu bauen. Aber für 2022 plant die Serie neuen Turbo-V6-Motoren mit einer Hybrid-Komponente. Damit will man Hersteller locken.

Die aktuelle Indycar-Generation soll 2022 ersetzt werden, Foto: LAT Images
Die aktuelle Indycar-Generation soll 2022 ersetzt werden, Foto: LAT Images

Denn gegenwärtig sind es nur zwei, Chevrolet und Honda. Indycar-Eigentümer Roger Penske bestätigte gegenüber 'Sirius XM': "Man hat es wahrscheinlich gehört, es gab Diskussionen mit Ferrari, sie sind womöglich an einem Einstieg interessiert. 2022, wenn wir die neuen Motoren-Regeln haben. Das wäre großartig, einen dritten Hersteller in der Serie zu haben"

Ferrari evaluiert Formel-1-Ergänzungen

Ferraris F1-Teamchef Mattia Binotto ließ dieses Interesse schon davor durchblicken. "Wir haben alternative Programme begonnen zu evaluieren, und ich kann bestätigen, dass wir uns Indycars ansehen. Die unterscheiden sich aktuell stark von uns, planen aber einen Reglementswechsel für 2022", sagte er gegenüber Sky Italia.

Ferraris Problem sind die Mitarbeiter, so erklärt es Binotto seit dem Beginn der Diskussionen um die Kostengrenze. Als die Grenze kurzfristig hinabgesetzt wurde, habe das bereits fertige Kürzungspläne über den Haufen geworfen. Die neue Grenze würde kurzfristig aggressive Eingriffe erzwingen. "Ferrari verspürt eine große soziale Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern", sagt Binotto, "und wir wollen sicherstellen, dass sie alle in Zukunft einen Arbeitsplatz haben."

Ferrari & Mercedes denken über Optionen nach

Daher der etwas überraschende Schwenk auf neue Serien. Auch auf die Langstrecken-Weltmeisterschaft, und auf das 24-Stunden-Rennen von Le Mans, hat Ferrari ein Auge geworfen. Dort steht 2021 die Einführung des neuen Hypercar-Reglements für die Topklasse bevor. Auch hier gibt es Hybrid-Komponenten. Außerdem hat sich die WEC mit der amerikanischen IMSA-Sportwagenserie kurzgeschlossen, und die LMDh-Klasse geschaffen, mit denen man in beiden Serien um Gesamtsiege fahren können soll.

Während Ferrari also schon Ideen hat, denkt Mercedes zumindest darüber nach. "Für uns bedeutet das Anpassungen, neue Arbeitswege, und das Verschieben von Personal in neue Bereiche", sagt Mercedes-Teamchef Toto Wolff über die neue Kostengrenze. "Wir haben eine starke Abteilung, Mercedes-Benz Applied Science, dort arbeiten wir für High-Performance-Kunden, und wer weiß? Vielleicht sehen wir uns andere Serien an, um die personellen Ressourcen und intellektuellen Kapazitäten innerhalb von Daimler, von Mercedes zu halten."