Kimi Räikkönen gilt in der Formel 1 als eiskalter Zeitgenosse. Den Iceman aus dem hohen Norden bringt so schnell nichts aus der Fassung. Doch hin und wieder laufen auch seine Sicherungen heiß. Vor zehn Jahren brachte Sergio Perez ihn in Monaco gewaltig auf die Palme. Das ging so weit, dass Räikkönen den Konflikt am liebsten mit einer Tracht Prügel lösen wollte.

Formel 1 heute vor 10 Jahren: Crash-Tag in Monaco

Der berühmte 'Leitplankenkanal' in Monaco lässt gerne einmal die Gemüter von Formel-1-Piloten erhitzen. Der nur 3,3 Kilometer lange Stadtkurs bietet an den meisten Stellen kaum mehr als zwei Fahrzeugbreiten Platz - folglich kann mit einem modernen F1-Auto hier nur mit der Brechstange und oftmals auch mit Kontakt überholt werden. Und wer das macht, der macht sich unbeliebt.

So geschehen 2013 in Monaco. Der da noch junge Sergio Perez war an dem Tag aggressiv aufgelegt, und versuchte gleich an mehreren Weltmeistern Brachial-Manöver. Mit Jenson Button und Fernando Alonso ging es noch gut, dann aber kam der Lotus von Kimi Räikkönen auf Rang fünf in Sicht.

Räikkönen und die Schlägerei

Ein erster Versuch von Perez in der Hafenschikane führte zu nichts, beide rutschten raus, Räikkönen blieb vorne. Frust staute sich an, beide orteten beim Konkurrenten unlauteres Fahren. In Runde 69 versuchte es Perez noch einmal, diesmal von deutlich weiter hinten, während Räikkönen sich daran machte, die Tür zuzuschlagen. Folge: Räikkönens linkes Hinterrad gegen Perez' Frontflügel. Reifenschaden für Räikkönen.

Vorne Räikkönen, dahinter nebeneinander: Perez und Alonso im Streit, Foto: Sutton
Vorne Räikkönen, dahinter nebeneinander: Perez und Alonso im Streit, Foto: Sutton

Räikkönen musste in die Box, und ausnahmsweise war der Iceman brennheiß. In den letzten zwei Runden überholte er abseits der Live-Bilder sechs Autos - von wegen "in Monaco kann man nicht überholen" - und rettete damit doch noch einen WM-Punkt. Danach gab er Perez in TV-Interviews ordentlich Feuer: "Hilft alles nichts. Vielleicht sollte man dem mal eine aufs Maul geben."

Perez rollte seinerseits kurz darauf mit Bremsproblemen aus und war sich keiner Schuld bewusst: "Kimi hat mir keinen Platz gelassen. Ich habe am Eingang die Wand berührt, und hatte keinen Platz." Die Stewards entschieden auf Rennunfall. Getroffen haben sich Räikkönen und Perez übrigens nach dem Rennen nicht. Vermutlich besser so.

Rosbergs erster Monaco-Sieg bei Crash-Fest

Die beiden Streithähne sorgten nicht für den einzigen Crash, Monaco 2013 sorgte für ordentlich Kleinholz: Felipe Massa versenkte seinen Ferrari nach Aufhängungsschaden in Sainte Devote, Pastor Maldonado fuhr über Max Chilton und verteilte die TecPro-Barrieren quer über die Strecke, was einen Rennabbruch nach sich zog.

Maldonado vs. Chilton resultierte in roter Flagge, Foto: Sutton
Maldonado vs. Chilton resultierte in roter Flagge, Foto: Sutton

Im Anschluss bestieg Romain Grosjean vor der Hafenschikane Daniel Ricciardos Toro Rosso. Dafür durfte er sich beim nächsten Rennen über zehn Strafplätze freuen. Unbeeindruckt von alldem: Nico Rosberg. Der Mercedes-Pilot war von der Pole aus losgefahren und feierte den ersten seiner drei Monaco-Siege.

Grosjean, den Rest des Autos dürfte Daniel Ricciardo haben, Foto: Sutton
Grosjean, den Rest des Autos dürfte Daniel Ricciardo haben, Foto: Sutton

Was sonst noch geschah:

Vor vier Jahren: Lewis Hamilton rettet sich in Monaco auf 67 Runden alten Reifen als Sieger über die Linie. Seine gestressten Funk-Kommentare ("Diese Reifen sind tot!") werden zum Symbol einer dominanten WM-Fahrt.

Vor 21 Jahren: David Coulthard hält Michael Schumachers konstantem Druck stand und gewinnt den Monaco-GP von 2002. Heinz-Harald Frentzen holt die letzten Punkte für Arrows, die schon kurz vor dem Bankrott stehen.

Vor 49 Jahren: Ein Massencrash mit sieben Autos am Start und ein enger Kampf um die Spitze versprechen einen klassischen Monaco-GP 1974. Niki Lauda muss seine Hoffnungen auf den zweiten Ferrari-Sieg nach einem Elektrik-Defekt begraben. Lotus-Pilot Ronnie Peterson besticht mit Top-Form und Überholmanövern, die ihm letztendlich einen deutlichen Sieg vor Jody Scheckter und Jean-Pierre Jarier einbringen.

Ronnie Peterson auf dem Weg zum Sieg, Foto: Phipps/Sutton
Ronnie Peterson auf dem Weg zum Sieg, Foto: Phipps/Sutton

Vor 55 Jahren: Erstmals nutzt die Formel 1 1968 in Monaco die Hafenschikane. Johnny Servoz-Gavin springt bei Matra für einen verletzten Jackie Stewart ein, seine Siegträume enden schon nach drei Runden mit einem Unfall. Wieder bestimmen Unfälle das Rennen, Graham Hill feiert seinen vierten Monaco-Sieg - mit überraschend viel Gegenwehr durch Richard Attwood, sonst ein Sportwagen-Spezialist. Attwood wird Zweiter, sein einziges Podium.

Vor 60 Jahren: Gleich nach dem Start zum Monaco-GP von 1963 liefern sich Graham Hill und Jim Clark ein klassisches Duell. Clark entscheidet es für sich, setzt sich ab, fällt dann mit Defekt aus. Hill feiert seinen ersten Monaco-Sieg.

Vor 65 Jahren: Stirling Moss gewinnt den GP der Niederlande für Vanwall, deutlich hinter ihm kommen Harry Schell und Jean Behra für BRM ins Ziel.

Vor 68 Jahren: Nur wenige Tage nachdem er unverletzt aus dem Hafenbecken von Monaco gefischt wurde, verstirbt Alberto Ascari bei einem Ferrari-Test in Monza. Ascari hätte gar nicht fahren sollen, wollte aber seine Renn-Fitness nach dem Monaco-Crash überprüfen. Geklärt wurde der Unfall nie. Bizarr: Sein Vater Antonio, ebenfalls 13-facher GP-Sieger, starb 30 Jahre davor bei einem Rennen in Montlhery, ebenfalls 36-jährig.

Vor 79 Jahren: Sam Posey wird geboren. In seinen zwei F1-Auftritten 1971 und 1972 kam der Amerikaner einmal ins Ziel. Berühmtheit erlangte er als Analyst für das amerikanische Fernsehen bei Indycar-, F1- und Sportwagen-Rennen, von 1974 bis in die 2000er.