Die große Transfer-Woche der Formel 1 ist zu Ende, und McLaren trat als Schlüssel-Team auf. Sie ließen Carlos Sainz in Richtung Ferrari ziehen, und zogen selbst zugleich Daniel Ricciardo an Land. Aber hätten sie auch ein Landeplatz für Ferrari-Abgänger Sebastian Vettel werden können?

Zumindest berichteten das manche Medien. Doch McLarens Renn-CEO Zak Brown weist das jetzt im Interview mit Sky UK entschieden zurück: "Natürlich ist Seb ein toller Fahrer und vierfacher Meister, aber ich glaube, wir waren in der Pause schon ziemlich weit und wussten, dass wir entweder Daniel oder Carlos haben würden."

"Wir haben nie wirklich jemand anderen in Betracht gezogen", sagt Brown. "Gerade mit der sehr spät kommenden Nachricht zu Seb - wir waren da schon ziemlich weit fortgeschritten." Und zwar mit Ricciardo.

McLaren: Lange Kontakt mit Ricciardo, Schutz vor Sainz

Denn McLaren war schon früh vom Sainz-Lager darüber ins Bild gesetzt worden, dass Ferrari für den Fall der Fälle mit ihnen Kontakt aufgenommen hatte. "Wir begannen in der Pause mit Carlos über seine Zukunft mit uns zu sprechen, und ob er mit McLaren oder Ferrari fahren wollte", erklärt Brown.

"Wir haben eine sehr starke, offene Beziehung mit Carlos, seinem Management und seinem Vater", so Brown weiter. "Das kam nicht überraschend, wenn man sieht, wie schnell wir Daniel verkündet haben, und wie schnell Carlos verkündet hat, was er machen wird. Wir waren die ganze Zeit über in engem Kontakt." Am Donnerstagvormittag bestätigte McLaren um 11:00 Uhr Ricciardo, um 11:30 Uhr schob Ferrari die Sainz-Ankündigung nach.

Nachdem ein Sainz-Abgang also schon früh von McLaren als Gefahr identifiziert wurde, wandten sie sich jenem Fahrer zu, mit dem sie schon 2018 Kontakt hatten: Daniel Ricciardo. Als dessen Red-Bull-Vertrag damals auslief, hatte McLaren versucht, ihn als Ersatz für Fernando Alonso zu bekommen. Aber damals war Renault die Mittelfeld-Spitze, McLaren war im Keller.

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Also ging Ricciardo zu Renault, und McLaren übernahm den bei Renault aussortierten Carlos Sainz. Zwei Jahre später hat sich das Blatt gewendet, Ricciardo wählte McLaren anstatt einer Verlängerung bei Renault.

Brown stichelt zu Ferrari-Teamharmonie

Vettel war in diesem Spiel also nie ein ernsthafter Mitspieler, und Brown fürchtet, dass für den Vierfach-Champion jetzt alle Türen zu sind. Dass er bei Mercedes oder Red Bull unterkommen kann, glaubt er nicht. "Das nächstbeste ist Renault, und die nächste Frage ist: Will Seb zu einem Team gehen, das wahrscheinlich 2021 nicht gewinnen wird?" Wenn nicht, rechnet Brown mit dem Ruhestand.

Davor freut er sich aber noch auf das Ferrari-interne Teamduell in der Saison 2020, zwischen Vettel und Charles Leclerc: "Momentan ist es ganz klar keine nette Umgebung da in der Ferrari-Garage mit den Fahrern und dem Management, scheint keine glückliche Familie zu sein. Deshalb rechne ich mit aufregendem Racing. Wir haben ja in Brasilien das zu erwartende Feuerwerk gesehen, dass sich aufgebaut hat. Davon erwarte ich in diesem Jahr mehr."