In der Saison 2019 erlebte der Motorsport in Spa mit Anthoine Hubert den ersten Todesfall eines Fahrers an einem Formel-1-Wochenende seit Jahren. FIA-Präsident Jean Todt stellte danach klar: Motorsport kann nie sicher genug sein.

Entsprechend hat die Sicherheits-Abteilung der FIA über den Winter 28 schwere Unfälle mit teils tödlichem Ausgang analysiert. Darauf basierend wurden nun Empfehlungen und ein Sicherheits-Fahrplan für die Zukunft bekannt gegeben, der von Formel 1 abwärts vor allem den Formelsport betrifft.

Crash-Strukturen sollen stabiler werden

Dabei hat sich die FIA alles zu Auto und Strecke angesehen. Weit oben auf der Liste stehen die Verbesserungen der Crash-Strukturen an Formel-Rennwagen. Sowohl die Front-Struktur, also die Nase, als auch die Seiten-Struktur um Cockpit und Seitenkasten herum werden jetzt weiter im Detail untersucht und angepasst werden.

Die rückten schon nach dem tödlichen Unfall von Anthoine Hubert in den Fokus. Ihm war in einer Highspeed-Passage Juan Manuel Correa in die Seite gefahren. Dabei wurde auch Correa schwer verletzt.

In der Formel 1, der Formel E und der Formel 4 sind Verbesserungen der Front-Struktur bereits auf Kurs, in der Formel 2 und Formel 3 werden sie mit dem nächsten Auto-Update folgen - beide Serien setzen aus Kostengründen Einheits-Chassis ein, die erst vor kurzem eingeführt wurden. An einer neuen Seiten-Struktur wird noch geforscht, sie soll Auto-gegen-Auto-Unfälle besser abschwächen.

Außerdem soll in Zukunft sichergestellt werden, dass sich große Trümmerteile im Falle eines Unfalles nicht mehr so leicht selbstständig machen und andere Autos treffen können. Spezielle Halteseile sind hier vorstellbar, wie sie schon in vielen Serien bei Rädern existieren. Damit könnte zum Beispiel auch die Fahrzeugnase gesichert werden. Die Indycar-Serie hat das bereits vor einigen Jahren umgesetzt.

Halteseile sichern F1-Räder bei Unfällen, Foto: Sutton
Halteseile sichern F1-Räder bei Unfällen, Foto: Sutton

FIA will elektronisches Flaggensystem ausbauen

Abseits der Autos will die FIA die Warnsysteme an der Strecke weiter verbessern. Große elektronische Bildschirme haben bereits vor Jahren die klassischen, von Streckenposten geschwenkten Flaggen ergänzt, und die Flaggen-Signale werden direkt ins Cockpit übermittelt. Um die Fahrer an blinden Stellen einer Rennstrecke schneller zu warnen, werden hier neue Lösungen untersucht.

Noch haben Streckenposten die Kontrolle über Flaggensignale, Foto: LAT Images
Noch haben Streckenposten die Kontrolle über Flaggensignale, Foto: LAT Images

Unter den Ideen: Das Regenlicht am Heck der Autos könnte mit dem System verbunden werden und so gelbe Flaggen weitergeben. Langfristig soll daran gearbeitet werden, gelbe Flaggen zu automatisieren und Warnsysteme einzuführen, die von Auto zu Auto Gefahrenwarnungen weitergeben. Sogar über automatische Leistungs-Wegnahme wird nachgedacht, Letzteres ist aber wohl noch weit entfernt.

Regenlichter könnten weitere Funktionen bekommen, Foto: LAT
Regenlichter könnten weitere Funktionen bekommen, Foto: LAT

In der Formel 2 und Formel 3 soll noch in diesem Jahr ein Warnsystem eingebaut werden, das den Fahrer vor möglichem Reifendruck-Verlust warnt.

FIA plant Verbesserungen an Strecken, Auslaufzonen

Nicht zu vergessen sind dann noch Änderungen an den Rennstrecken selbst. Es gibt jetzt schon Asphalt mit hohem Reibungsgrad, der in Auslaufzonen zum Einsatz kommt. Ein Beispiel dafür sind die berühmten farbigen Linien auf dem Circuit Paul Ricard. Dieses Konzept soll weiter untersucht und öfter angewandt werden.

Rote Asphalt-Streifen in Le Castellet bedeuten hohe Reibung und hohe Verzögerung, Foto: Sutton
Rote Asphalt-Streifen in Le Castellet bedeuten hohe Reibung und hohe Verzögerung, Foto: Sutton

Auch die berüchtigten Track Limits stehen weiter auf dem Prüfstand. Neue Lösungen sollen hier ausgearbeitet werden, um sicherzustellen, dass Autos nicht auf gefährliche Weise zurück auf die Strecke kommen können.

Schließlich werden auch Sicherheits-Barrieren am Streckenrand weiterentwickelt. Für sehr flache Einschlagswinkel, zwischen null und 20 Grad, soll hier nachgebessert werden. Dafür sollen eigene Barrieren entwickelt werden.