2021 wird erstmals in der Formel-1-Geschichte eine Budgetobergrenze gelten. Die Teams dürfen nicht mehr beliebig viel Geld ausgeben. Der Weg zum sogenannten Budget Cap war lang und steinig. Ex-FIA-Präsident Max Mosley hatte schon Anfang der 2000er Jahre mit der Idee geliebäugelt.

Doch die Einführung verschob sich Jahr um Jahr. Sie scheiterte am Widerstand der Konzerne, allen voran Ferrari. Die Mythosmarke aus Maranello wollte sich nie in ein engeres Finanzkorsett zwängen lassen.

Als Liberty Media die Formel 1 2017 übernahm, waren die Regeln 2021 das große Prestigeprojekt. Der technische Paradigmenwechsel war dabei nur ein Bestandteil, die Kostenobergrenze ein anderer.

Wie im Jahrzehnt zuvor drohte die finanzielle Revolution erneut zu scheitern. Ferrari, Mercedes und Red Bull wollten ihre Gewinngarantie nicht aufgeben. Dass die finanzielle Schere zwischen den drei Topteams und dem Rest des Feldes so weit auseinandergeht, sichert den großen Dreien die Vormachtstellung.

Doch Liberty Media konnte sich durchsetzen, und gemeinsam mit der FIA wurde im Vorjahr ein brandneues Finanzielles Reglement vorgestellt, dass die sportlichen und technischen Regeln ergänzt. Darin wurden die Ausgaben auf 175 Millionen US-Dollar pro Jahr beschränkt, plus einiger Ausnahmen wie Fahrergehälter.

Während das Technische Reglement wegen der Coronkrise auf 2022 verschoben werden musste, bleibt die Einführung des Finanziellen Reglements bei 2021. Mehr noch: Die ursprüngliche Summe von 175 Millionen Dollar wird abgesenkt.

Formel-1-Kostengrenze 2021 bei 145 Millionen

Der finale Beschluss steht noch aus, doch höchstwahrscheinlich gilt 2021 in der Formel 1 eine Obergrenze von 145 Millionen Dollar. Auch diese Summe ist ein Kompromiss, der Weg dahin ähnlich steinig wie die Einführung der ursprünglichen 175 Millionen.

Während selbst verhältnismäßig große Teams wie McLaren angesichts der weltweiten Pandemie für eine Grenze von 100 Millionen plädierten, wollte Ferrari keine weitere Absenkung. Nicht mehr die technische Vorreiterrolle der Formel 1 war Maranellos Argument gegen eine Absenkung, sondern eine mögliche Kündigungswelle der Angestellten.

Teamchef Mattia Binotto schwang sogar die übliche Ferrari-Keule: Wenn die Budgetgrenze weiter abgesenkt werde, müsse sich Ferrari Gedanken über Alternativen machen. Manche interpretierten die gewöhnliche Ausstiegsdrohung in seine Aussagen, Ferrari selbst wollte davon später nichts wissen. Stattdessen müsse man sich gegebenenfalls zusätzlich zur Formel 1 eine Rennaktivität suchen, um die Beschäftigten halten zu können.

Ferrari: Zwischen Ausstieg und Zustimmung

Obwohl sich Binotto bei den Zoom-Videomeetings der Teamchefs mit Händen und Füßen gegen eine niedrigere Kostenobergrenze wehrte, spricht sich nun ausgerechnet sein Boss für die Regeländerung aus. Ferrari CEO Louis Camilleri outete sich sogar als Fan der Einsparungen.

Bei einem Investorencall musste Camilleri am Montag über Ferraris Geschäftsergebnisse des ersten Quartals 2020 berichten. Die fielen trotz Coronakrise verhältnismäßig gut aus, doch ausgerechnet die Formel-1-Abteilung macht Sorgen.

"Die Formel 1 ist ohne Frage der Bereich, der in unsere Ergebnissen 2020 am härtesten getroffen wird", berichtete Camilleri den Investoren. "Und es ist auch jene Aktivität, die am schwierigsten zu prognostizieren ist. Eigentlich sollte es 22 Rennen geben, aber FIA und Formel 1 sagen ein Maximum von 18 Rennen voraus, viele davon ohne Fans."

Formel 1: Wäre 2020 ein vollwertiger WM-Titel?: (29:27 Min.)

"Das bedeutet eine drastische Reduktion der Einnahmen. Einerseits Einnahmen aus dem Topf des Kommerziellen Rechteinhabers, andererseits Sponsoreneinnahmen. Das sind unser beiden Haupteinnahmequellen", so Camilleri weiter. "Auch wenn es Einsparungen gibt, gibt es keine Chance, das aufzufangen. Die einzige gute Nachricht ist, dass es hoffentlich nur dieses Jahr betrifft."

Auch wenn die Formel-1-Fabrik in Maranello insgesamt mindestens 63 Tage geschlossen bleiben muss, verursacht das Formel-1-Engagement enorme Kosten bei Ferrari. Die Personalkosten sind sogar höher, weil die Beschäftigten im bezahlten Urlaub sind. Kurzarbeit oder gar Entlassungen gibt es bei Ferrari bislang nicht.

Trotz all den negativen Formel-1-Nachrichten besänftigte Camilleri die Investoren schließlich: "Wir machen guten Fortschritt dabei, verschiedene Komponenten einzufrieren und damit die Kosten zu senken. Und es gibt auch substanziellen Fortschritt bei der Kostengrenze für 2021, wo wir hoffentlich in naher Zukunft den Deckel draufmachen können."

"Es bleibt unsere Hoffnung, dass eine solche Grenze die Formel 1 finanziell für alle Teilnehmer nachhaltiger macht und gleichzeitig sicherstellt, dass sie weiterhin weltweit die Rennserie Nummer eins sein wird und die Quelle für signifikante Innovationen im Automobil- und Technologiebereich ist."