Aufatmen bei McLaren. Die 14 Mitarbeiter des Teams, die sich seit dem abgesagten Start der Formel-1-Saison 2020 in Melbourne in Quarantäne in Australien befinden, stehen kurz vor ihrer Rückkehr aus der Isolation.

„Es geht ihnen gut, ich bin ein paar Tage länger bei ihnen geblieben und einige hochrangige Mitglieder des Teams sind immer noch bei ihnen. [...] Wir freuen uns darauf, alle diese Woche wieder in Großbritannien begrüßen zu dürfen“, bestätigt Teamchef Andreas Seidl.

Mit Home Office & Schichtarbeit gegen Corona

Zuvor waren sieben der 14 Mitarbeiter allesamt negativ auf das Coronavirus getestet worden. „Das ist eine fantastische Nachricht“, sagt Seidl. Damit bleibt es bei dem Einzelfall im Team aus Woking, der letztlich den Absage-Prozess Down Under eingeleitet hatte. Dem betroffenen Mitarbeiter geht es inzwischen wieder gut, bekräftigt der Teamchef nach einem vorherigen McLaren-Update erneut.

Zurück in Großbritannien begrüßt werden die Mitarbeiter dann allerdings kaum persönlich. Die Vorkehren gegen das Coronavirus haben auch bei McLaren das Tagesgeschäft massiv verändert. „Derzeit liegt der Schwerpunkt für alle im Team darauf, sicher zu bleiben. Vor dem Shutdown arbeitet ein Großteil des Teams von zu Hause aus, nur unverzichtbare Mitarbeiter arbeiten in der Fabrik und nach Schichtarbeitsplänen“, berichtet Seidl.

Seidl: Vorgezogener Shutdown bringt zwei Vorteile

So könne McLaren gleichzeitig daran arbeiten, so schnell wie möglich wieder Rennen zu fahren und das Risiko für das Team zu minimieren. Seidl: „Wir reagieren so schnell wie möglich auf die sich ändernde Situation und auf den Rat der britischen Regierung.“ Hinzu kommt nun eben der auf März/April vorverlegte Shutdown. Bei McLaren beginnt dieser am Mittwoch, den 25. März und läuft bis einschließlich Dienstag, den 14. April.

Für Seidl war das Vorziehen die genau richtige Entscheidung - aus gleich zwei Gründen. „Neben der Reduzierung des finanziellen Drucks ist ein synchronisierter Shutdown unter allen Teams nicht nur ein logischer Weg, um das Wohlergehen unserer Mitarbeiter zu schützen und die Verbreitung von COVID-19 zu verhindern, sondern bietet auch die Möglichkeit, verschobene Rennen ab August und darüber hinaus neu anzusetzen und den Fans einen spektakulären Rennsommer zu liefern“, sagt der Bayer.

Formel 1 vor Sommer-Marathon

An Letzteres glaubt Seidl jedenfalls ganz fest, will daran glauben: „Wir alle wollen Rennen fahren und tragen diese Leidenschaft in uns, wie auch immer unsere Arbeitsbedingungen sein mögen [denkbar sind unzählige Double- oder gar Triple-Header; Anm. d. Red.]. Die Anstrengungen hören nicht auf, wir stellen nur sicher, dass wir auf sichere Weise arbeiten.“

Auch während des Shutdowns ruht bei McLaren unterdessen nicht alles. Gewisse Arbeiten im F1-Umfeld, etwa Reparaturen oder die Pflege historischer Boliden, sind ohnehin gestattet. Hinzu kommt diesmal jedoch noch eine sehr viel wichtigere Aufgabe. Wie Ferrari in Italien und sämtliche andere in Großbritannien ansässige Teams hilft McLaren ganz konkret im Kampf gegen das Coronavirus.

Beatmungsgeräte: F1 hilft bei Herstellung

„Alle Teams sind High-Tech-Ingenieure und -hersteller mit großen Fähigkeiten, in kurzer Zeit Prototypen herzustellen. Zusammen mit anderen Teams und in Großbritannien ansässigen Unternehmen führen wir Gespräche mit der britischen Regierung, wie wir die Herstellung kritischer lebensrettender Ausstattung, etwa Beatmungsgeräte, unterstützen können“, berichtet McLaren-CEO Zak Brown.

Das sei in der aktuellen Krisensituation nichts anderes als eine Pflicht, so Brown. „Wir finden, dass wir eine Rolle bei der Bewältigung dieser Krise spielen müssen, die weit über den Motorsport hinausgeht. Wir sind der Gesellschaft gegenüber verpflichtet, zu helfen, wo immer wir können“, sagt der US-Amerikaner.

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