Eine Übernahme im Jahr 2019 bedeutete für das ehemalige Force-India-Team mehr als nur eine Umbenennung in Racing Point. Vor allem brachte der Einstieg des kanadischen Geschäftsmannes Lawrence Stroll endlich einmal richtig Geld. Geld, mit denen das Team sich für die Zukunft nach 2019 hohe Ziele gesetzt hat.
Im ersten vollen Jahr unter den neuen Eigentümern spürte Racing Point noch die Nachwehen einer finanziell klammen Saison 2018, das neue Auto war noch unter Budget-Knappheit entstanden. Doch 2019 wurde groß in die Zukunft investiert. Vorzeigeprojekt ist ein 15.000 Quadratmeter umfassender Fabrik-Ausbau, der 2021 stehen soll. Aber so ein Projekt parallel zu einem Formel-1-Team zu stemmen birgt auch Gefahren.
Racing Point mit veralteten Anlagen: Geld zwingend notwendig
Eine neue Fabrik ist für Racing Point eigentlich ein Muss. Das Vorgängerteam Force India hatte in den letzten Jahren mit immer weiter sinkenden Budgets zu kämpfen, und in Equipment wurde kaum investiert. Konsequenz war ein veralteter Haupt-Standort in der Nähe von Silverstone, der nicht mehr dem Zeitgeist der Formel 1 entsprach.
Der Modernisierungs-Bedarf ist erst recht gegeben, nachdem der neue Eigentümer Lawrence Stroll größere Ziele hat als nur seinen Sohn Lance unterzubringen. Die Spitze des Mittelfeldes ist das mittelfristige Ziel, und langfristig soll es vielleicht sogar noch etwas mehr werden. Da scheint es klar, dass jetzt einmal Geld in die Anlagen und das Equipment fließen muss.
"Ja, wir haben uns schon ordentlich verbessert", meint Teamchef Otmar Szafnauer, auf das erste Jahr zurückblickend. "Unser CFD ist besser, ich glaube da sind wir jetzt auf dem Level aller anderen. Unser Herstell-Prozess ist besser, wir haben neue Leute angestellt, wir machen viele Dinge besser." 2019 stieg die Anzahl der Beschäftigten von 405 auf 465, davon arbeiten laut Szafnauer etwa 20 in der Herstellung, 40 in der Aerodynamik und in anderen technischen Arbeitsgruppen. Außerdem wurden ein paar neue Maschinen angeschafft.
Racing Point weiß um Fabrik-Gefahr: Nicht Geld das Problem
Damit kann Racing Point zumindest wieder ein bisschen mehr intern herstellen. Die neue Fabrik für 2021 ist aber der wirklich große, nächste Schritt. In der alten ist das Team an die Grenzen gestoßen. "Ich glaube, von einer finanziellen Perspektive sind wir in einer guten Position, beides zu stemmen", ist Szafnauer grundsätzlich zuversichtlich, erinnert aber auch: "In meinen Augen dürfte es die Personal-Perspektive sein, bei der wir richtig vorsichtig sein müssen."
Selbst mit den neuen Arbeitskräften ist Racing Point personell das zweitkleinste Team im Feld. Nur Haas hat weniger, und sie lagern einen großen Teil des Chassis-Bauprozesses aus. "Ich glaube, wir müssen Leute von außen anheuern, damit wir jene, die am Auto arbeiten, nicht stören", gibt Szafnauer zu, als er zu Saisonende auf das Fabrik-Projekt angesprochen wird. Besonders, da nebenbei für 2021 ein komplett neues Auto für komplett neue Regeln gebaut werden muss.
"Manchmal ist es eine nette Ablenkung", sagt Szafnauer. "Ein tolles neues Ding, das kommt. Aber manchmal ist es ein notwendiges Übel. Wenn du die Entscheidungen nicht triffst, wird es niemand machen, und das geht nicht gut aus und verursacht Ablenkung."
Racing Point muss also auch 2020 noch auf ihre Ressourcen aufpassen. Zwar nicht mehr so extrem wie am Ende der Force-India-Zeit, aber unbegrenzt sind ihre Mittel ganz und gar nicht. An Ansagen mangelt es bei diesem Team trotzdem nie. "Es würde mich nicht überraschen, wenn wir noch immer das zweitkleinste Budget auf dem Grid haben", meint Szafnauer. "Aber damit werden wir nächstes Jahr Vierte sein."
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