Die Formel 1 stellte vor dem Rennen in Brasilien ihre nächste Zukunftsvision vor. Nur wenige Tage nach der Veröffentlichung des finalen Reglements für 2021 kündigte Liberty Media eine Öko-Revolution an. Der kühne Plan der US-Amerikaner: Bis 2030 soll die Königsklasse klimaneutral sein. Lewis Hamilton begrüßt diesen Weg und erklärt sich bereit, an vorderster Front mitzukämpfen. Doch der umweltbewusste Weltmeister hat auch seine Zweifel.

Der monströse F1-Zirkus strebt in Zukunft 25 Rennen an und will weiter expandieren. Liberty Media CEO Chase Carey erklärte unlängst, dass abgesehen von der Antarktis auf jedem Kontinent Gespräche für neue Grands Prix geführt werden. Die Frage, ob eine klimaneutrale und nachhaltige Formel 1 überhaupt möglich ist, ist angesichts dessen nicht unberechtigt.

"Ich denke schon. Ich glaube, alles ist möglich", so Hamilton, der als Aushängeschild des Sports stets darauf bedacht ist, im Rahmen seiner Möglichkeiten die Umwelt zu schonen. So verkaufte der 34-Jährige im Sommer sein Privatjet. Was die Pläne der Formel 1 angeht, hofft er jedoch, dass es nicht nur reine PR für einen grünen Anstrich des Geschäfts ist.

Hamilton: grüne Formel 1 muss auch so gemeint sein

"Es muss eine Absicht dahinter stecken. Sie müssen es auch so meinen", fordert Hamilton mehr als nur leere Worte. "Du musst dir darüber wirklich Gedanken machen und in die Sache investieren. Und es ist nicht so, dass wir nicht über das Geld verfügen, diese Veränderungen umzusetzen."

Liberty Media will bis 2025 sämtliche Events mit dem Prädikat nachhaltig versehen. Einwegplastik soll von allen Rennstrecken verschwinden, die Büros, Anlagen und Fabriken sollen mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Bis 2030 soll die Logistik auf die Transportmittel mit dem geringsten Kohlendioxidausstoß umgestellt werden.

"Die Teams müssen auch wirklich mitmachen wollen", fordert Hamilton. "Ich weiß, das mein Team und Mercedes es wollen. Aber von Ferrari oder den anderen Teams habe ich noch nichts gehört oder gelesen. Doch vielleicht sind sie auch dabei. Aber sie müssen auch mitmachen und auf demselben Weg sein, denn es braucht den gesamten Sport, um diese Veränderung zu machen."

Formel 1 2019: 5 Brennpunkte vor dem Brasilien GP (10:22 Min.)

Hamilton will mit Liberty Media zusammenarbeiten

Aus der Erfahrung seines eigenen Lebenswandels weiß Hamilton, dass Umweltschutz mehr braucht als nur große Versprechen. "Es geht darum, wirklich konsequent zu sein. Wenn wir jetzt in all diese neuen Länder reisen, besonders in die neuen, die sie in den Kalender aufnehmen, es ist super einfach für sie, es von vornherein im Vertrag zu verankern", sagt Hamilton.

"Du musst festlegen, dass es ein nachhaltiges Wochenende sein muss. Und die anderen [Länder] haben in den kommenden Jahren noch viel Zeit, diese Veränderungen zu machen. Ich sehe nicht, warum das nicht passieren sollte."

Nachdem er im Zuge seines sechsten WM-Titels bereits durchklingen ließ, auch über 2020 hinaus in der Formel 1 fahren zu wollen, will sich Hamilton auch beim grünen Wandel des Sports engagieren. "Ich bin definitiv bereit, mit Chase, seinem Team und der FIA zu arbeiten", erklärt er.

Durch die Initiative des Sports sieht er die Möglichkeit, sein schon lange gehegtes Anliegen endlich in die Tat umzusetzen: "Ich spreche schon seit zwei oder drei Jahren mit Chase und wir sagen, dass wir zusammen etwas starten müssen. Wir haben noch nicht ganz festgelegt, welche Rolle das sein wird. Aber es wird etwas in diesem Bereich sein."