Kaum ist das Formel-1-Reglement 2021 verabschiedet, plant Liberty Media schon die nächste Revolution. Nicht nur der Sport soll in der F1 im kommenden Jahrzehnt sein Gesicht wandeln. Auch abseits der Rennstrecke will der US-amerikanische Promoter der Königsklasse einen neuen Anstrich verpassen. Dem Zeitgeist entsprechend soll die Formel 1 eine Öko-Revolution durchlaufen.

"Mit dem Start der allerersten Nachhaltigkeits-Strategie der F1 erkennen wir die wichtige Rolle an, welche alle Organisationen einnehmen müssen, um dieses globale Problem in Angriff zu nehmen", sagt Liberty Media CEO Chase Carey. Der Plan zu einer umweltbewussteren Formel 1 sieht zwei Schritte vor.

Das Management der F1 arbeitete das Konzept über einen Zeitraum von zwölf Monaten zusammen mit der FIA, Experten für Nachhaltigkeit, Promotern und Partnern aus. Das Resultat ist ambitioniert: bis 2025 sollen sämtliche Veranstaltungen nachhaltig sein, bis 2030 soll der gesamte Zirkus vollständig klimaneutral werden.

Formel-1-Motor weiterhin das Aushängeschild für Umweltbewusstsein

"Die FIA heißt diese Maßnahme der Formel 1 willkommen", sagt FIA-Präsident Jean Todt. Er sieht in ihr die Fortsetzung des bereits unter seiner Regentschaft eingeschlagenen Wegs: "Die Strategie gliedert sich in die durch die FIA vor einigen Jahren gestarteten Initiativen ein, mit der Schaffung des Environmental Accreditation Programme und kürzlich der Environment and Sustainability Commission."

Auf der Rennstrecke machte die Formel 1 außerdem mit den seit sechs Jahren eingesetzten Motoren den ersten Schritt. "2014 haben wir die Hybrid-Power-Unit in der Formel 1 eingeführt, welche für die Entwicklung der höchsten Kategorie im Motorsport essenziell war", so Todt weiter. Der Motor soll auch weiterhin das Zugpferd des Sports sein.

Die kontinuierliche Weiterentwicklung des Verbrennungsmotors soll in Kombination mit der Erforschung nachhaltiger alternativer Treibstoffe sowie von Energierückgewinnungssystemen zu einer vollständig klimaneutralen Hybrid-Power-Unit führen. "In ihrer über 70-jährigen Geschichte hat die F1 als Pionier vieler Technologien und Erfindungen positiv zur Gesellschaft beigetragen und geholfen, Kohlenstoffdioxidausstoß zu bekämpfen", sagt Carey.

"Die wenigsten Menschen wissen, dass die aktuelle Hybrid-Power-Unit der F1 der effizienteste Motor der Welt ist, da er mehr Leistung erzeugt, während er weniger Benzin und dadurch auch CO2 nutzt, als jedes andere Auto. Wir glauben daran, dass die F1 auch weiterhin als Anführer der Autoindustrie fungieren kann."

Regeln 2021: Wie schnell sollten die F1-Autos sein? (58:16 Min.)

Formel 1 will Logistik und Infrastruktur komplett umkrempeln

Beim angepeilten Kalender von 25 Rennen ist das Thema Umweltschutz allerdings weniger wegen der Boliden, sondern aufgrund des monströsen logistischen Aufwands in aller Munde. Deshalb will die Formel 1 vor allem hier den Hebel ansetzen. Um die Rennwochenenden bis 2025 nachhaltig werden zu lassen, wird an Nebenschauplätze gearbeitet.

Einwegplastik wird vollständig von der Rennstrecke und ihrem Einzugsgebiet verbannt. Alle Abfälle sollen wiederverwendet, recycelt oder kompostiert werden. Darüber hinaus soll die Anreise der Fans zu den Rennen umweltfreundlicher gestaltet werden. Wie genau dies aussehen soll, ist allerdings noch offen.

Richtig ambitioniert wird es aber erst beim größten CO-2-Sünder der Formel 1. Um den Kohlenstoffdioxidausstoß im Bereich der Logistik zu optimieren, soll auf die Transportmittel mit dem geringsten CO2-Ausstoß gesetzt werden. Wie genau die Alternative zur bis heute alternativlosen Luft- und Schifffahrt aussehen soll, ist unklar.

Außerdem sollen bis 2030 sämtliche Büros, Anlagen und Fabriken der Formel 1 mit 100 Prozent erneuerbaren Energien betrieben werden. "Indem wir die immensen Fähigkeiten, die Leidenschaft und das Streben nach Innovation aller in der F1 tätigen Menschen nutzen, hoffen wir, einen entscheidenden Einfluss auf die Umwelt und die Bereiche zu nehmen in denen wir operieren", so Carey.