Sebastian Vettel gelang in Suzuka die erste Pole Position seit Monaten. Und noch viel wichtiger: erstmals seit Kanada war er im Qualifying wieder schneller als Ferrari-Teamkollege Charles Leclerc. Seit Singapur ist beim viermaligen Formel-1-Weltmeister ein Aufwärtstrend zu sehen. Ex-Teamboss Flavio Briatore beeindruckt er damit aber nicht. Für ihn bleibt Vettel ein Auslaufmodell.
"Ich sehe Verstappen, Leclerc und Hamilton ganz vorne", so Briatore im Gespräch mit dem italienischen Radiosender Rai GR Parlamento. Dass Vettel für ihn an der Weltspitze keine Rolle mehr spielt, hängt vor allem mit seinem Abschneiden im Vergleich zum Teamkollegen zusammen.
Bis zum Grand Prix von Japan dominierte Leclerc den deutlich erfahreneren Vettel im Qualifying, bezwang ihn neun Mal in Folge. Nach Pole Positions steht es 6:2 für den Youngster, nach Siegen 2:1. Mit seiner steilen Formkurve mauserte sich Leclerc im Saisonverlauf zum neuen Hoffnungsträger der Tifosi.
Leclerc nicht perfekt aber reif für den WM-Titel
"Leclerc ist schneller als Vettel und bereit zu gewinnen", sieht Briatore den 21-Jährigen bereits jetzt reif für den WM-Titel. Doch die starke Form des Monegassen führte bereits zum Machtkampf zwischen ihm und Vettel und den daraus resultierenden Krisensitzungen mit der Ferrari-Teamführung.
In der zweiten Saisonhälfte häuften sich die Auseinandersetzungen. Ferrari-Teamchef Mattia Binotto bezeichnet den teaminternen Konkurrenzkampf bisher als Luxusproblem. Er sieht zwei Alphatiere im Team als Gewinn. Briatore hingegen würde diesem Zustand einen Riegel vorschieben, indem er klare Rollen verteilt.
"Wenn ich Teamchef wäre, würde ich ihn zum Nummer-eins-Fahrer machen", sagt er über Leclerc. Darüber, dass dieser in seiner zweiten Formel-1-Saison noch Defizite zeigt und hin und wieder über die Stränge schlägt, kann er hinwegsehen: "Er ist vielleicht nicht perfekt, aber er bringt das Auto trotzdem ins Ziel."
Briatore rät Ferrari zu klaren Verhältnissen: Vettel als Nummer zwei
Binottos Versuch, mit zwei Piloten mit Nummer-eins-Status bei Laune zu halten, ist für ihn zum Scheitern verurteilt. "Alle arbeiten als Team zusammen, aber das ist nur Gerede. Du musst einen Fahrer für die Weltmeisterschaft auswählen, ansonsten wirst du sie niemals gewinnen", sagt er.
Für den Routinier im Team sieht er in dieser Konstellation nur die Helferrolle. "Vettel kann bleiben, weil er ein guter Fahrer ist, aber nur als Nummer zwei", so Briatore. Um Serien-Champion Lewis Hamilton Herr zu werden, braucht es seiner Meinung nach Verstappen oder Leclerc.
"Hamilton gewinnt nicht, weil er der Beste ist, sondern weil er das beste Auto hat", so der 69-Jährige, der als Teamchef von Benetton beziehungsweise Renault Michael Schumacher und Fernando Alonso zu ihren ersten WM-Titeln führte.
Hamilton unter Druck nicht unbesiegbar
Dass Hamilton die Formel 1 seit 2014 bis auf eine Ausnahme dominiert hat, liegt seiner Ansicht nach daran, dass der Brite schlichtweg noch keinen richtigen Gegner hatte. "Er [Hamilton] ist absolut nicht unbesiegbar, auch wenn er stark ist und sehr wenige Fehler macht. Wenn er unter Druck geraten würde, wäre das auch etwas anderes."
Dafür, dass der fünfmalige Weltmeister in naher Zukunft von einem deutschen Fahrer unter Druck gesetzt wird, sieht Briatore allerdings schlechte Karten. Nicht nur Vettel ist für ihn kein Weltmeister-Material mehr, auch Deutschlands Nachwuchshoffnung Nummer eins schätzt er nicht als zukünftigen Gipfelstürmer ein.
"Mick ist ein guter Fahrer, aber er hat nicht das Level seines Vaters", sagt er über Mick Schumacher, der 2019 in die Ferrari Driver Academy aufgenommen wurde und seine Rookiesaison in der Formel 2 bestreitet. "Ich wünsche ihm nur das Beste, aber ich denke nicht, dass man ihn mit seinem Vater vergleichen kann."
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