Max Verstappen bestreitet in wenigen Wochen beim US Grand Prix in Austin sein 100. Formel-1-Rennen. Red Bulls Superstar blickt mit 22 Jahren bereits auf eine beeindruckende Karriere mit sieben GP-Siegen zurück. Doch mit den Erfolgen wuchsen auch die Ansprüche des Niederländers über die Jahre. Längst sieht er sich reif für die Weltmeisterschaft. Doch ist das ultimative Ziel mit Red Bull überhaupt zu erreichen? Vater Jos Verstappen hat mittlerweile starke Zweifel.

"Wir sollten jetzt viel näher dran sein, aber es ist schwieriger als wir gedacht haben. Es ist enorm frustrierend, dass wir in ein paar Rennen vor der Sommerpause gut performt haben und danach Stillstand herrscht, während die anderen immer noch deutliche Fortschritte machen", kritisiert der 47-Jährige das Team seines Sohnes in einer Talkrunde des niederländischen TV-Senders Ziggo Sport.

Max Verstappen hatte mit seinen Siegen in Österreich und Deutschland gegen Ende der ersten Saisonhälfte einen deutlichen Aufwärtstrend bei Red Bull und dem seit 2019 neuen Motorenlieferanten Honda bestätigt. In Ungarn schrammte er nur haarscharf am Hattrick vorbei, als Mercedes-Pilot Lewis Hamilton mit der besseren Strategie triumphierte.

Jos Verstappen kritisiert Red Bull: Auto und Motor hinter Konkurrenz

Doch seit Spa-Francorchamps läuft es nicht mehr wie gewünscht. In Monza und Sotschi gab es zweimal Motorenstrafen, und während Ferrari zu seiner Siegesserie ansetzte und Mercedes sich an der Spitze zurückmeldete, spielte Red Bull nur noch die dritte Geige. "Wir liegen beim Auto ein bisschen hinten und wir liegen beim Motor ein bisschen hinten", sagt Jos Verstappen.

Die Unzufriedenheit macht sich nicht nur beim Vater des Teamleaders breit. Max Verstappen war nach dem Rennen in Russland wortkarg wie schon lange nicht mehr. "Es war ziemlich langweilig und das Beste, was für uns drin war", urteilte er nach Platz vier. "Wir haben es nach den letzten beiden Rennen bei den Interviews gesehen, nachdem er aus dem Auto gestiegen war", erkennt auch Jos Verstappen die Frustration seines Sohnes.

Team für Team: Tops & Flops vom Russland GP 2019: (11:44 Min.)

Zweifel an Red Bulls Entwicklung: Warum plötzlich WM-fähig?

"Er tut was er kann, aber es liegt nicht bei Max. Das ist es, was es so schwierig macht. Setzt ihn in ein gutes Auto und er wird um den Weltmeistertitel fahren", fügt der ehemalige Formel-1-Pilot an. "Das ist sehr frustrierend. Wir sind vom Team abhängig." Er fürchtet, dass es auch 2020 mit Red Bull nichts wird: "Wir arbeiten jetzt schon ein paar Jahre mit Red Bull und es sieht nicht danach aus, als könnten wir nächstes Jahr um die Weltmeisterschaft fahren."

Was Verstappen Senior in diesem Jahr gesehen hat, macht ihm wenig Mut. "Es wurde erwartet, dass wir die Lücke dieses Jahr schließen, aber das scheint nicht der Fall zu sein.", sagt er und zieht die Daumenschrauben bei Red Bull an: "Alle entwickeln ein Auto für die neue Saison, aber wir hatten mit diesem Auto jetzt ein Jahr Zeit den Rückstand aufzuholen und wir haben nicht näher zur Spitze aufgeschlossen. Warum sollten wir den Rückstand also nächstes Jahr plötzlich aufholen?"

Jos Verstappen fürchtet weiteres verlorenes Jahr mit Red Bull

Das Verstappen-Lager erhöht zweifelsohne den Druck auf Red Bull, und das aus gutem Grund. 2020 ist das letzte Jahr des von Max Verstappen Ende 2017 unterzeichneten Vertrages. Für 2021 ist das Supertalent auf dem Fahrermarkt frei verfügbar, und die Gerüchte über einen möglichen Wechsel zu Mercedes nehmen aufgrund der persönlichen Beziehungen von Jos Verstappen zu Silberpfeil-Boss Toto Wolff immer wieder an Fahrt auf.

Hinzu kommt, dass Ferrari sich mittlerweile im Aufwind befindet und mit Charles Leclerc seinerseits ein junges Top-Talent unter Vertrag hat, das sich anschickt Lewis Hamilton mit dem richtigen Material zu entthronen. Etwas, für das seit 2016 eigentlich Max Verstappen prädestiniert schien. "Ich bin wirklich besorgt darüber, und das Team muss etwas ändern, damit wir um die Weltmeisterschaft kämpfen können", fordert Jos Verstappen.

Er fürchtet, dass seinem Sohn trotz des jungen Alters die Zeit davonläuft. "Wir müssen hart arbeiten und das Team muss einige Dinge ändern, um die Lücke zu schließen. Andernfalls wird nächstes Jahr auch ein verlorenes Jahr sein", mahnt er.