Der nächste Domino-Stein auf dem Formel-1-Fahrermarkt für die Saison 2020 ist gefallen: Mercedes hat seine Option gezogen und den Vertrag mit Valtteri Bottas um ein weiteres Jahr verlängert. Der Finne tritt bereits seit 2017 für die Silbernen an und hat seitdem fünf Siege und zehn Pole Positions mit dem Team eingefahren. Bottas bleibt damit Teamkollege des fünfmaligen F1-Weltmeisters Lewis Hamilton, dessen Kontrakt ebenfalls bis Ende 2020 läuft.

"Meine Leistungen wurden bislang mit jedem Jahr immer besser und dies ist ein großartiger Weg, um in die zweite Saisonhälfte 2019 zu starten", sagte Bottas, der 2020 in seine vierte Formel-1-Saison mit Mercedes gehen wird. "Es ist mein Ziel, Formel 1-Weltmeister zu werden. Auf Basis meiner Erfahrungen mit dem Team bin ich davon überzeugt, dass Mercedes die beste Option für mich ist, dieses Ziel in der Saison 2020 zu erreichen."

Fahrermarkt: Esteban Ocon sucht nach Cockpit für 2020

Neben Bottas war auch Mercedes-Junior Esteban Ocon ein heißer Kandidat im Rennen um das zweite Silberpfeil-Cockpit. Der Franzose muss sich nun nach einem anderen Arbeitsplatz umsehen. Nach seinem Abschied von Racing Point zum Ende der vergangenen Saison 2018 und dem gescheiterten Wechsel zu Renault, wo ihn Daniel Ricciardo an der Seite von Nico Hülkenberg verdrängte, agiert Ocon in diesem Jahr als Test- und Ersatzfahrer bei Mercedes.

Die Zukunft des Franzosen ließ Mercedes bei der Bekanntgabe offen. Vor der Sommerpause kündigte Wolff jedoch an, dass das Team dem nicht ausgewählten Fahrer durchaus bei seiner Cockpithilfe behilflich sein könnte. So könnte Ocon im nächsten Jahr unter Umständen als Teamkollege von George Russell beim Mercedes-Kundenteam Williams andocken und dort den bislang enttäuschenden Robert Kubica ersetzen.

Besonders brisant: Sowohl Ocon als auch Russell sind Mercedes-Junioren. Sollte sich Lewis Hamilton also Ende 2020 für eine Fortsetzung seiner Karriere bei den Silbernen entscheiden, könnten Ocon und Russell in einem Shootout im gleichen Team um das zweite Mercedes-Cockpit kämpfen, um vielleicht im nächsten Anlauf Bottas ab 2021 zu ersetzen.

Eine weitere Möglichkeit für Ocon wäre, im zweiten Anlauf zu Renault zu wechseln, wo Nico Hülkenbergs Vertrag ausläuft. Die verbrannte Erde, die Renault-Teamchef Cyril Abiteboul im vergangenen Jahr bei Ocon und Mercedes-Teamboss Toto Wolff hinterlassen hat, könnte dem jedoch entgegenwirken.

Mercedes: Toto Wolffs Begründung zugunsten von Bottas

Mercedes-Teamchef Toto Wolff begründet die Entscheidung zugunsten von Bottas mit der verbesserten Form des Finnen zu Beginn dieser Saison, als er sogar zwischenzeitlich die Weltmeisterschaft anführte: "Wir haben Valtteri für die Saison 2019 vor die Herausforderung gestellt, noch stärker zu sein als in der ersten Saisonhälfte 2018 - und das ist ihm mit einigen sehr beeindruckenden Leistungen in den ersten Rennen des Jahres gelungen."

Mit bislang 188 WM-Punkten liegt Bottas zur Sommerpause nach seiner bisher erfolgreichsten ersten Saisonhalbzeit auf Rang zwei der Fahrer-Weltmeisterschaft. "Er ist noch immer hungrig und fest entschlossen, sich weiter zu verbessern und sein Level noch einmal anzuheben", betont Wolff. "Genau diese Einstellung erwarten wir von allen unseren Teammitgliedern."

Mit Hamilton und Bottas besitzt Mercedes auch 2020 ein schlagkräftiges Fahrer-Duo, das bereits mit dem Team eingespielt ist und sich gegenseitig respektiert. "Ich freue mich sehr, dass er dem Team für mindestens eine weitere Saison erhalten bleiben wird", so Wolff. "Und bin gespannt darauf, zu sehen, wie er die Messlatte noch einmal höher legen wird."

Redaktionskommentar: Mercedes entscheidet sich für Ruhe

Motorsport-Magazin.com meint: Hamilton und Bottas - das ist bewährt, das ist gut! Mercedes hatte über die Sommerpause eine harte Nuss zu knacken: soll das Team auf Konstanz setzen und mit Bottas einen zweiten Fahrer verpflichten, mit dem die unumstrittene Nummer 1 Lewis Hamilton gut klarkommt? Oder sollte es mit Ocon auf die Zukunft nach Hamilton setzen und dabei riskieren, dass der übermütige Jungspund vielleicht Unruhe ins Teamduell bringt und den Platzhirsch für dessen Empfinden zu sehr unter Druck setzt?

Mit Bottas haben sich Toto Wolff & Co für die bewährte Lösung mit einem deutlich geringeren Konfliktpotential entschieden. Der Finne ist gut genug, um Rennen zu gewinnen, Hamilton an guten Tagen zu schlagen und wertvolle Zähler für die Konstrukteurs-WM einzufahren. Über eine Saison gesehen wird er dem Briten in Bestform aber nicht das Wasser reichen können. Damit bleibt die Harmonie im Team erhalten. Sowohl für den Fall, dass Hamilton seinen Helm Ende 2020 an den Nagel hängen sollte als auch für den noch wichtigeren Fall, dass das Team auch danach noch mit dem multiplen Champion in die nächsten Jahre gehen sollte.

Irgendwann wird sich Mercedes der Frage nach einem Hamilton-Nachfolger stellen müssen, aber so lange er solche Leistungen abliefert wie in der ersten Saisonhälfte 2019 ist Valtteri Bottas die klar bessere Besetzung für das zweite Silberpfeil-Cockpit. Es wäre nur extrem schade, wenn für Ocon erneut kein besseres Auto herausspringen würde als der Williams, der im letzten Jahr noch als zu schlecht für ihn angesehen wurde.