Für Valtteri Bottas verwandelte sich eine vielsprechende Ausgangsposition beim Ungarn GP 2019 in ein regelrechtes Debakel. Im Qualifying hatte sich der Finne noch Startplatz zwei gesichert, Mercedes-Kollege Lewis Hamilton geschlagen. Gleich nach dem Start des Formel-1-Rennens auf dem Hungaroring nahm das Übel jedoch schnell seinen Lauf.

Zuerst bremste Bottas beim Überholversuch gegen Max Verstappen in Kurve eins - eigener Aussage zufolge - zu hart und zu spät. Bremsplatten. Unmittelbar danach attackierte Hamilton den Finnen über die Außenlinie in Kurve zwei. So war der Brite für Kurve drei, ein Rechtsknick, innen und drückte sich samt leichter Berührung vorbei. Was folgte, ist bekannt: Auch mit Leclerc kollidierte Bottas weniger Meter später, Frontflügelschaden, Boxenstopp, zurückgefallen auf den letzten Platz.

Bottas hätte Drama in Runde eins verhindern können

Hätte Bottas das alles verhindern können? Ja. Wenn er Hamilton außen in Kurve zwei nicht den nötigen Platz gelassen hätte, um sich überhaupt daneben setzen zu können. Ähnlich wie Max Verstappen im berüchtigten Manöver gegen Charles Leclerc in Österreich eben. Die FIA toliert diese Härte. War Bottas also zu weich?

Nein, geht es nach Aussagen von Mercedes-Teamchef Toto Wolff. Bottas war genau diese Form des Racings - seitens Wolff in Österreich bereits als an der Grenze zu dreckig bezeichnet - demnach schlicht nicht gestattet. "Wir haben das intern im Team besprochen", berichtet Wolff nun nach dem Rennen in Ungarn.

Mercedes-Regel: Härte wie Leclerc/Verstappen teamintern tabu

"Wir haben gesagt, dass selbst wenn die Stewards Leclerc gegen Verstappen in Österreich als korrekt ansahen, wir im Team das nicht als korrekt einstufen", verrät der Österreicher. "Wir respektieren uns. Also wussten wir, dass das [dass Bottas Hamilton keinen Platz zum Überleben lässt] nicht passieren würde. Mit Lewis und Valtteri hatten wir da nie irgendwelche Zweifel. So war die erste halbe Runde dann einfach richtig unglücklich für ihn [Bottas]."

Deshalb würde Wolff trotz des sensationellen Hamilton-Sieges nicht auf und abspringen. "Denn es tut mir für ihn [Bottas] so leid. Das war einfach furchtbar für ihn", sagt Wolff. "Er war so angestachelt seit seiner Qualifying-Performance, die brillant war und er hatte genau die richtige Einstellung für das Rennen. Doch dann kam es zu diesem unglücklichen Vorfall mit dem Flatspot, der Berührung mit Lewis, der Berührung mit Leclerc und plötzlich war die ganze Arbeit dahin."

Bottas ärgert sich über Hamilton: In T3 nicht viel Raum gelassen

Bottas selbst zeigt sich zur betreffenden Szene mit Hamilton in Kurve zwei trotz der Mercedes-Regel selbstkritisch. "Vielleicht habe ich ihm sogar zu viel Platz gelassen, weil er ja einen guten Speed für Kurve drei mitnehmen konnte", sagt der Finne. Vor allem nachdem, wie Hamilton selbst dann eine Kurve später agierte. "Kurve drei war etwas am Limit, er hat nicht viel Raum gelassen", kritisiert Bottas.

"Nächstes Mal würde es dann auch in Kurve zwei von meiner Seite anders aussehen. Aber wir sind eben auch als Team hier und wollen die maximalen Punkte holen." Gegen jeden anderen wäre er jedenfalls gleich sehr viel härter gefahren, so Bottas.

Mercedes-Vertrag 2020: Bittere Bottas-Rennen zum schlechtesten Zeitpunkt

Für den Finnen besonders bitter: Mit Hockenheim (Ausfall nach Abflug) und Ungarn (P8 nach der beschriebenen Entwicklung) gingen nun ausgerechnet die beiden letzten Rennen vor der großen Entscheidung über seine Zukunft bei Mercedes daneben. Deshalb noch mehr Sorgen machen als ohnehin muss sich der Finne Wolff zufolge jedoch nicht.

"Wir lassen nicht ein einzelnes Rennergebnis unsere Entscheidung beeinflussen", versichert der Mercedes-Rennleiter. "Es geht mehr um Daten. Dann treffen wir eine Entscheidung zwischen Stabilität, großer Persönlichkeit und einem sehr guten Fahrer gegenüber der Jugend eine Chance zu geben - mit allen Risiken und Chancen das bringen kann."