1. - S wie Startaufstellung

Die erste Startreihe für das Formel-1-Rennen auf dem Hockenheimring (Deutschland GP heute live auf RTL, ORF, SRF, Sky und im Live-Stream F1 TV) hat es in sich. Durch das Ferrari-Pech und eine starke Performance seinerseits geht Max Verstappen als Zweiter neben Pole-Sitter Lewis Hamilton in den Grand Prix. Das Aufeinandertreffen dieser beiden Top-Piloten in der ersten Startreihe ist ein wahres Geschenk, denn der Red-Bull-Pilot wird nichts unversucht lassen, Hamilton in der Anfangsphase die Hölle heiß zu machen.

Action verspricht aber auch der Rest des Grids. Alleine die durch das Defekt-Debakel zurückgeworfenen Ferrari-Piloten werden dafür sorgen, dass es hinter der Spitze heiß her geht. Charles Leclerc kündigte bereits nach dem Qualifying an, von Startplatz zehn aus in den ersten Runden so viele Gegner wie möglich aufs Korn nehmen zu wollen. Sebastian Vettel wird vom 20. und letzten Startplatz nichts anderes vorhaben, als so schnell wie möglich durchs Feld zu kommen.

Abgesehen von den Ferrari-Piloten ist bei dem in Hockenheim extra engen Mittelfeld ein Kracher garantiert. Die McLaren-Dominanz ist für den Moment beendet. Mit Räikkönen, Grosjean, Sainz, Perez und Hülkenberg starten Piloten aus fünf unterschiedlichen Teams in den Top-10. Der Titel des Best of the Rest wird also mindestens genau so hart ausgekämpft wie der Sieg.

2. - S wie Start

Die erste Kurve ist auf dem Hockenheimring seit jeher eine heikle Angelegenheit. Obwohl die Nordkurve über die Jahre entschärft wurde, passen schlussendlich doch deutlich weniger Autos durch das ultraschnelle Nadelöhr, als es auf den ersten Blick den Anschein macht. Von der Pole Position bis zum ersten Bremspunkt sind es 184 Meter. Wobei es diesen Bremspunkt nach dem Start nicht wirklich gibt.

Das äußerst Zweikampf-freundliche Layout des Hockenheimrings sorgt außerdem dafür, dass die Positionskämpfe nach der ersten Kurve längst nicht erledigt sind. Die darauffolgende Gerade und das harte Anbremsen für Turn 2 sorgen für eine weitere gute Möglichkeit, Plätze gutzumachen. Danach geht es auf die Parabolica, auf der Windschatten-Duelle und Attacken in die Spitzkehre garantiert sind.

Das bunt gemischte Grid mit zwei hochmotivierten Ferrari-Piloten, einer im Mittelfeld und einer ganz hinten, sowie dem angriffslustigen Max Verstappen in Startreihe eins, könnte explosiver nicht sein. Der Niederländer startet zudem auf dem Soft-Reifen, während Hamilton auf Medium ins Rennen geht. Der weichere Reifen sollte bei der Traktion am Start und auch danach Vorteile bieten.

3. - S wie Strategie

Das mit der Strategie ist an diesem Sonntag so eine Sache. Tatsächlich weiß niemand so genau, was ihn beim Rennstart um 15:10 Uhr erwartet. Sämtliche Longruns und Setuparbeiten für das Rennen fanden am Freitag bei extremer Hitze mit Asphalttemperaturen bis zu 58 Grad Celsius statt. Beim Rennen wird es aller Voraussicht nach aber deutlich kälter. Trotzdem setzten Mercedes und Leclerc darauf, sich im Q2 den Medium als Startreifen zu sichern.

Ursprünglich war das auch der Plan von Red Bull, doch Verstappens Mapping-Problem im Q2 zwang ihn auf den Soft-Compound. "Wenn das morgen so wie die Wettervorhersage ist, dass es wesentlich tiefere Temperaturen mit Regenschauern gibt, dann kann es ein Vorteil sein," gibt Dr. Helmut Marko gegenüber Motorsport-Magazin.com zu bedenken.

Der Rest der Top-10 geht wie Verstappen auf Soft an den Start. Da aber von keinem Mittelfeld-Team zwei Piloten ins Q3 fuhren, haben alle die Chance, ihre Strategien dem Wetter entsprechend zu splitten. Sollte es heiß werden, können die Fahrer außerhalb der Top-10 mit freier Reifenwahl problemlos auf einen härteren Compound setzen, während ihre Teamkollegen zum Soft gezwungen sind. Nach dem Aus im Q1 hat auch Vettel zumindest diesen kleinen Strategie-Joker.

Laut Pirelli ist eine Einstopp-Strategie mit einem ersten Stint von 24-29 Runden auf Medium und einem zweiten auf Hard bis ins Ziel die schnellste Variante. Die zweitschnellste Strategie soll ein erster Stint auf Soft für 18 bis 22 Runden sein, gefolgt von einem langen Stint auf Hard. Zweistopp-Strategien mit Soft, Soft und Medium oder Soft, Medium und Medium sollen weniger vielversprechend sein.

4. - S wie Sommerwetter

Nach bis zu 40 Grad Celsius Lufttemperatur in den Trainings, war es im Qualifying bereits zehn Grad kälter. Der ursprünglich vorhergesagte Regen verschonte die Formel 1 allerdings wieder einmal. Für Sonntag sind ähnlich Bedingungen angekündigt. Die Höchsttemperaturen sollen bei 26 Grad Celsius liegen. Eine Hitzeschlacht ist damit ausgeschlossen.

Bleibt die Frage, ob der Himmel diesmal seine Pforten öffnet. Zum Rennstart liegt die Luftfeuchtigkeit bei 65 Prozent, die Regenwahrscheinlichkeit bei 48 Prozent. Ein vollwertiges Regenrennen hat die Formel 1 seit Brasilien 2016 nicht mehr gesehen. Da es in Hockenheim aber nur schauern soll, riecht es eher nach einer Wiederholung des Rennens aus dem Vorjahr.

"Niemand ist bis jetzt wirklich mit Intermediates oder Regenreifen gefahren. Nur beim Reifentest, und der war im September mit anderen Autos", so Pirelli-Manager Mario Isola. Für Red Bull aber kein Problem, denn Dr. Marko setzt auf den Max-Effekt: "Wir sind noch nie im Regen gefahren. Also können wir nicht sagen, wie das Auto sein wird. Wir wissen nur, dass Verstappen im Regen noch besser ist, als er jetzt schon ist. Also wir fürchten uns nicht davor."

5. - S wie Safety Car

Mit dem möglichen Regen steigen auch die Chancen auf Chaos und wildes Durcheinander. Der Hockenheimring hat zwar großzügige Auslaufzonen, die beschränken sich jedoch auf die Sektoren eins und zwei. Und hier laden die schnellen Passagen dazu ein, es auch bei schwierigen Bedingungen fliegen zu lassen - was vor allem in der Nordkurve gerne in der Streckenbegrenzung endet.

Das Motodrom ist mit Kiesbetten und Wiese außerdem gnadenlos wie eh und je. Wie schnell ein Rennen hier vorbei sein kann, weiß Sebastian Vettel nur zu gut. 2018 rutschte er bei Nieselregen in der Sachskurve ins Kiesbett und verlor auf dramatische Weise den ersten Sieg auf seiner Heimstrecke. In zwei der letzten drei Rennen musste das Safety Car in Hockenheim ausrücken. Sollte es trocken bleiben, sinkt die Wahrscheinlichkeit auf einen Einsatz jedoch deutlich.

6. - S wie Sebastian Vettel

Der Schicksalsort, an dem für ihn vor zwölf Monaten der Traum vom Triumph in Rot zu einem Albtraum wurde, lässt Sebastian Vettel auch dieses Jahr leiden. Statt Ferrari-Aufschwung und Befreiungsschlag verkam sein Wochenende im Qualifying erneut zu einem Drama. Der Defekt im Q1 bedeutet für ihn den Start von ganz hinten. Nicht das, was er sich für sein Heimspiel vorgestellt hatte.

"Natürlich bin ich sehr sauer. Ich denke, dass das Auto großartig ist und ich eine große Chance verpasst habe", haderte Vettel mit seinem Pech. Doch der viermalige Champion sieht das Glas wie immer halbvoll. "Ich freue mich auf das Rennen. Es wäre schöner gewesen, ganz vorne statt ganz hinten zu starten. Aber hoffentlich gibt es morgen wieder mal eine große Nummer."

Der Publikumsliebling hat allen Grund, den Kopf noch nicht in den Sand zu stecken. Vor einem Jahr gewann Hamilton ebenfalls nach einem misslungenen Qualifying von weit hinten. Der Ferrari ist in Sachen Pace absolut konkurrenzfähig, weshalb eine Aufholjagd auch für ihn möglich ist. Alles hängt davon ab, ob der Rennverlauf ihm eine Chance eröffnet - und Ferrari sie mit der richtigen Strategie, und er mit einer fehlerfreien Leistung auch ergreift.

Hockenheim 2018 für Sebastian Vettel eine große Enttäuschung, Foto: LAT Images
Hockenheim 2018 für Sebastian Vettel eine große Enttäuschung, Foto: LAT Images

7. - S wie Sieger

Nicht nur wegen seiner Pole Position ist Lewis Hamilton in Hockenheim der klare Favorit. Der Weltmeister sitzt nach wie vor im besten Auto und hat auf der Traditionsrennstrecke außerdem eine starke Statistik. Der Brite gewann die letzten beiden Austragungen 2016 und 2018, sowie das Rennen im Jahr 2008. Nachdem sich Ferrari selbst ausgeschaltet hat, gibt es aber immer noch einen Risikofaktor.

"Ja, der heißt Max Verstappen", sagt Mercedes-Teamchef Toto Wolff. "Er ist schnell auf rauem Asphalt mit heißen Bedingungen. Ich denke, Max und Red Bull haben eine großartige Rennpace gezeigt und kommen auch mit den Reifen gut klar. Sie sind morgen im Rennen definitiv eine Gefahr."

Der Niederländer selbst will erst einmal abwarten, wie sich das Rennen entwickelt. Außerdem hat er auch Ferrari noch auf seiner Rechnung: "Ich erwarte hier immer, dass sie gut sind. Sie haben einen großartigen Topspeed und das Layout dieser Strecke ist ziemlich gut für sie. Natürlich haben sie mehr Arbeit vor sich, aber ich erwarte trotzdem, dass sie durchs Feld nach vorne kommen."