Der Name Force India ist inzwischen endgültig aus der Formel 1 verschwunden. Unter dem Namen Racing Point wird gefahren, die Eigentümer sind nordamerikanische Investoren unter der Schirmherrschaft von Lawrence Stroll, dessen Sohn Lance sich neben Sergio Perez im Fahrerkader befindet.
Im Gerichtssaal wird Force India jedoch auf noch nicht absehbare Zeit ein Zombie-Dasein fristen. Als das Team in der Sommerpause 2018 Insolvenz anmeldete, stellte die Racing-Point-Gruppe das siegreiche Kaufangebot. Doch ein russisches Unternehmen, mit geführt vom Vater eines Formel-2-Piloten, ist sich sicher: Ihr Angebot war besser, der Verkauf an die Gegner von Racing Point eine Farce. Nach einer ersten Anhörung hat ein Gericht jetzt weitere Schritte eingeleitet.
Russen-Klage zu Force-India-Verkauf geht in die nächste Runde
Bei den Klägern handelt es sich um das russische Bergbau-Unternehmen Uralkali. Der russische Geschäftsmann Dimitry Mazepin sitzt dort im Aufsichtsrat - sein Sohn Nikita indessen im Formel-2-Cockpit. Allerdings mit wenig Erfolg. Mazepin hat erst drei Mal gepunktet und ist 17. in der Meisterschaft, während Teamkollege Nyck de Vries die F2-Gesamtwertung anführt.
Was natürlich für das Gerichtsverfahren keine Rolle spielt. Uralkali klagte sofort nachdem Lawrence Stroll und Racing Point den Zuschlag für Force India bekamen und das Team übernahmen. Man wandte sich an das Gericht in London, jetzt geht es in die nächste Runde. Die Beklagten sind aber nicht Racing Point selbst, sondern die Insolvenzverwalter. Diese sollen, so Uralkali, beim Verkaufsprozess geschlampt haben.
In einer Presseaussendung bekräftigt Uralkali am 18. Juli 2019 die Vorwürfe: Die Insolvenzverwalter hätten das höchste Gebot (von Uralkali) nicht erkannt. Sie hätten die Situation falsch dargestellt. Hätten nicht transparent gehandelt. Kurzum: Der von ihnen eingefädelte Verkauf an Racing Point hätte für Gläubiger und Anteilseigner von Force India nicht das Maximum eingebracht.
Uralkali holt zum Schlag aus - großzügiges Angebot ausgeschlagen
In der letzten Presseaussendung zeigt sich Uralkali jedenfalls hinreichend sauer: "Trotz Uralkalis großzügigem Angebot - von dem wir glauben, dass es das beste auf dem Tisch war - entschlossen sich die Verwalter, eine exklusive Vereinbarung mit einem niedrigeren Bieter einzugehen. Danach weigerten sie sich, sich wieder mit Uralkali oder anderen Bietern einzulassen."
Überhaupt ist sich Uralkali sicher - ihr Angebot war "extrem großzügig", das wiederholen sie gerne. Sie hätten Unternehmen, Anlagen und Firmenwert erwerben wollen. Finanziell hätten sie sich zwischen 101.5 und 122 Millionen Pfund bewegt, je nach Situation. Sie wollten die Schulden von Force India abdecken und Anteilseigner des Teams befriedigen. Außerdem wollen sie einen Fünfjahresplan für die Weiterführung des Teams geboten haben.
Den Zuschlag erhielten aber Stroll und Co. Ursprünglich wollte Racing Point Force India als laufendes Unternehmen übernehmen. Mit so einem Angebot seien sie laut den Insolvenzverwaltern die einzigen gewesen, daher bekamen sie den Zuschlag. Als rechtliche Probleme auftraten, verkaufte man notgedrungen doch nur die Anlagen um 90 Millionen Pfund. Um in Spa zu starten, wurde das Team neu gegründet.
Gericht untersucht 'Fall Force India' - 2020
Ob die Insolvenzverwalter von Force India jetzt richtig handelten, indem sie Racing Point dem Gebot von Uralkali vorzogen, muss ein Gericht entscheiden. Am 17. Juli 2019 wurde am High Court in London der Fall in einer Vorab-Anhörung besprochen. 2020 werden Beweise vorgelegt, im April Zeugen. Zwischen Oktober und Dezember 2020 kann es dann erst zum eigentlichen Gerichtsverfahren kommen.
Also dauert es noch eine Weile. Inzwischen kursieren im Formel-1-Fahrerlager Gerüchte über einen Kleinkrieg zwischen Lawrence Stroll und Dimitry Mazepin. So soll Mazepin zuletzt den Preis für das Ackerland in astronomische Höhen getrieben haben, auf dem Racing Point eine neue Fabrik bauen wollte.
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