Nach einem schleppenden Start ins Formel-1-Wochenende in Frankreich riss Renault das Ruder im Qualifying noch einmal herum. Dank der richtigen Taktik geht Daniel Ricciardo beim Heimspiel in Le Castellet als Achter ins Rennen. Bei Nico Hülkenberg hingegen lief es wieder einmal nicht zusammen. Der Emmericher verpasste den Einzug in die Top-10 um eine Zehntel.

"Zwei dicke Zehntel" habe der Motornachteil gegenüber dem mit einer neuen Renault-Spezifikation ausgerüsteten Ricciardo ihn gekostet, erklärt Hülkenberg. Doch die veraltete Power Unit war auf seiner entscheidenden Runde im Q2 nicht sein größtes Problem. "Ich war eine Zehntel vorne und habe eingangs von Kurve acht das Heck verloren. Es hat auf einmal sehr aggressiv blockiert."

Letztendlich landete Hülkenberg auf einem enttäuschenden 13. Startplatz. "Ich habe diese Runde leider verloren und wenn dir eine oder zwei Zehntel fehlen, bist du halt 13. statt im Q3. Die kleinen Unterschiede haben hier eine große Wirkung. Später stellte sich heraus: Es war ein erneuter Technik-Glitch an seinem R.S.19, der ihm den letzten Run verhagelte.

Bremsdefekt verhagelt Hülkenbergs Qualifying

"Es gab einen kleinen Fehler in der Software für das Brake-by-Wire-System, weshalb ich die letzte Runde nicht durchbekommen habe", sagt der 31-Jährige, den der Performance-Nachteil gegenübe dem Teamkollegen gar nicht so sehr wurmt wie der Defekt: "Ich glaube, ich hätte es auch so gepackt die gleiche Rundenzeit zu fahren."

Beim Teamkollegen lief es nach dem sensationellen vierten Startplatz in Montreal wieder wie am Schnürchen. "Ich bin zufrieden. Mit dem Auto war nicht viel mehr drin", sagte Ricciardo, der sich im Mittelfeld nur dem McLaren-Duo geschlagen geben musste: "Das Einzige, das uns ein bisschen die Freude genommen hat, war die Pace der McLaren."

Renault-Piloten erkennen McLaren-Pace neidlos an

Mit zwei Zehnteln Rückstand auf Sainz und vier auf Norris waren für ihn beide Boliden aus Woking außer Reichweite. "Ich denke, sie fahren hier mehr Downforce als wir. Im Nachhinein wäre es schön gewesen, selbst auch etwas mehr draufzupacken. Aber wir sind bei unserem Level geblieben, weil wir ein beständiges Auto haben wollten mit dem wir lernen können. Aber sie haben ihr Auto in den engen Passagen echt hinbekommen."

Hülkenberg hat ebenfalls seine Theorie zur Stärke des neuen Gegners. "Sie haben einfach eine bessere Balance im Verlauf der Kurve. Auf einer Rennstrecke mit langgezogenen Kurven zahlt sich das auch aus." Während die Balance beim Renault in den Kurven viel variiert, scheint sie beim McLaren stabil zu bleiben.

"Es geht darum, wie sich die Aero-Balance durch die Kurve hinweg verschiebt, was passiert wenn du mit hohem Lenkeinschlag fährst und wie der Luftstrom vom Vorderreifen wieder hinten in den Boden reinfließt", erklärt Hülkenberg gegenüber Motorsport-Magazin.com

Hülkenberg glaubt an Chance gegen McLaren: Renaults Rennpace passt

Er hatte sich gegen McLaren dennoch mehr ausgerechnet: "Wir haben nach dem FP3 geglaubt, gegen sie kämpfen zu können. Aber es sieht so aus, als hätten sie uns dieses Wochenende bis jetzt im Griff. Wir hatten im Qualifying nicht die Mittel, um gegen sie zu kämpfen."

Für das Rennen glaubt Hülkenberg aber weiter an Renaults Chancen, McLaren im Kampf um die vierte Position in der Weltmeisterschaft den nächsten Nadelstich zu versetzen. Seit Montreal liegen die Franzosen nur noch zwei Punkte hinter ihrem Kunden-Team. "Unsere Rennpace war dieses Jahr immer sehr gut", sagt er.