Die Formel 1 steht, wie allgemein bekannt, für 2021 vor einem großen Umbruch. Sowohl auf technischer als auch auf sportlicher Seite stehen große Veränderungen an, die in den kommenden Wochen von den Verantwortlichen beschlossen werden sollen.

Die Begeisterung im Formel-1-Fahrerlager war hierzu zuletzt in Kanada zumindest aber etwas gedämpft. Mercedes-Teamchef Toto Wolff gab sich durchaus kritisch, die immer wiederkehrenden Anpassungen und Umbrüche im technischen Reglement angeht. Um Mercedes einzufangen, sei ein stabiles Regelwerk eigentlich sinnvoller.

Wolff zweifelt an Technik-Umbrüchen in Formel 1

In der modernen Formel 1 sind die immer wieder. Dabei ist es fast der Regelfall, dass solche Umbrüche das Argument eines dadurch enger werdenden Feldes mit sich bringen. Neue Technik-Regeln, das bedeutet neue Autos - und damit neue Chancen für Teams, sich an die Spitze zu katapultieren. Ganz im Stil von Brawns magischer Saison 2009.

Für Toto Wolff ist das ein Trugschluss. "Ich denke, dass genau das Gegenteil der Fall ist", sagt er in Montreal. "Wenn du die Regeln in Ruhe lässt - was an sich gegen die Intuition läuft - rückt alles letzten Endes näher zusammen."

"Das haben wir bei den Regeln zu den Power Units gesehen, die jetzt schon eine Weile bestehen", beschreibt Wolff, "und ich glaube, wenn wir die Chassis-Regeln alleine lassen würden, dann würden irgendwann alle Teams näher beieinander sein." Der Hintergedanke: Je länger die Regeln bestehen, desto besser verstehen sie die Teams - und desto klarer werden die Lösungen für Probleme.

Dass dadurch ein engeres Feld entstehen würde - mit dieser Vermutung steht Wolff auch nicht alleine da. Ähnlich äußerte sich zum Beispiel auch Red Bulls Christian Horner schon im Vorjahr, als die Technik-Regeln für 2021 noch in den Kinderschuhen steckten.

Teams pokern mit Regeländerungen - für Wolff ein Fehler

Aber Mercedes und Red Bull sind natürlich Top-Teams, und haben die aktuellen technischen Regeln jetzt schon gut im Griff, da sie mit ihren größeren Ressourcen schneller die Ideallösungen entdecken. "Wie in der Vergangenheit sprechen sich Teams für Veränderungen aus, weil sie glauben, dass ein Würfelrollen einen Vorteil für sie bringen könnte", erklärt Wolff die Gedanken der Konkurrenz.

Für ihn ist das irreführend: "Wenn du dir die Regeländerungen von 2018 und 2019 anschaust, ist das nie passiert. Die Teams, die vorne waren, haben ihre Lücke ausgebaut. Jetzt sind wir wieder am Anfang angelangt. Wir machen diesen Fehler immer und immer wieder."

"Aber es ist für uns sehr schwierig, da glaubwürdig zu erscheinen und gehört zu werden", bedauert Wolff, dessen Team seit 2014 alle WM-Titel gewonnen hat. "Denn die Leute glauben, dass wir die Regeln behalten wollen, weil wir unseren Vorteil behalten wollen. In Wahrheit ist aber das Gegenteil der Fall." Die Schlussfolgerung: Dank ihrem Ressourcen-Vorteil können sich die Top-Teams besser auf neue Regeln einschießen und daher bei Änderungen ihren Vorsprung locker halten, vielleicht sogar ausbauen.

Formel-1-Wochenende der Zukunft? Wolff ein Skeptiker

Neben den technischen Anpassungen plant die Formel 1 auch weiterhin mit einer Vergrößerung des Rennkalenders. Auch die Aufstockung auf 25 Rennen in naher Zukunft steht schon lange im Raum und auch hier gehört Toto Wolff nicht zu den großen Führsprechern.

Toto Wolff bei der Pressekonferenz der Teamchefs in Kanada, Foto: LAT Images
Toto Wolff bei der Pressekonferenz der Teamchefs in Kanada, Foto: LAT Images

Es sei aber hier eine schwierige Sache: "Die Formel 1 ist exklusiv, und mehr Rennen machen sie nicht exklusiver. Andererseits wollen wir alle von Liberty mehr Umsätze, und mehr Rennen versprechen das am ehesten. Meiner Meinung nach ist das eine schwierige Balance."

Wolff warnt davor, dass die Teams jetzt schon mit dem Personal am Limit operieren und am Punkt angekommen sind, an dem Personal ausgetauscht werden: "Aber das kannst du nicht wirklich mit den hochrangigen Leuten machen. Also: Wenn wir mehr Rennen wollen, muss das meiner Meinung nach mehr Einkommen und spektakuläre neue Strecken bringen, oder neue Märkte. Das ist wichtig."