Eigentlich hatte der Trainings-Donnerstag der Formel 1 in Monaco für Renault relativ standesgemäß begonnen. Nico Hülkenberg machte mit Platz sieben hinter den Topteams einmal mehr den Anspruch auf den Titel "Best of the Rest" klar, Daniel Ricciardo verpasste nur knapp die Top-Ten.
Doch dann kam das zweite Training - und damit der Boden der Realität sowie der Zeitenliste für Renault. Platz 16 und 17 standen am Ende für die Renner aus Viry zu Buche. Langsamer waren einzig die beiden Williams-Piloten und Racing Points Lance Stroll. Man könnte also fast vom effektiven Ende des Feldes für Renault sprechen.
"Es ist schade, so weit weg zu sein. Wievielter waren wir? 16.? 17.? 29.?", sagte Ricciardo sichtlich enttäuscht nach dem zweiten Training. "Gerade, nachdem wir am Morgen so gut aussahen, schnell auf Speed und gut in den Rhythmus kamen." Teamkollege Hülkenberg bestätigt das: "Wir waren am Nachmittag ein bisschen weniger beisammen als noch im ersten Training, das war eigentlich echt gut gewesen."
Keine Probleme an Hülkenbergs Auto
Trotzdem verloren die Franzosen vom ersten aufs zweite Training eine halbe Sekunde im Vergleich zur Spitze. Verbessert hatten sie sich zwar, das Problem war nur, dass der Rest offenbar noch größere Schritte gemacht hatte. "Wir haben im zweiten Training nicht wirklich diesen Extra-Schritt nach vorne gemacht", erklärt Ricciardo.
Es gab zwischenzeitlich sogar die Sorge, dass wieder einmal die Technik einen Strich durch die gelbe Rechnung machen würde, weil Hülkenberg relativ lange an der Box stand und an seinem Auto geschraubt wurde. "Nein, wir hatten keine Probleme", beruhigte der Emmericher jedoch. "Wir haben einfach ein paar Sachen ausprobiert, ein bisschen was am Setup geändert und ein paar mechanische Dinge getestet."
Aber was ist dann der Grund für die desolate Nachmittags-Form der Renault-Fahrer? Zum einen versichern beide Piloten, dass sie selbst noch etwas mehr Rundenzeit hätten herausholen können. "Wir hatten schon noch ein bisschen Zeit in der Hinterhand", berichtet etwa Hülkenberg. "Aber die Basis war an sich gut, wir haben also morgen einiges zu tun."
Ricciardo sieht es ähnlich: "Wir waren relativ optimistisch und haben dann einige Änderungen vorgenommen. Die haben uns allerdings nicht besonders geholfen. Wir müssen also zu dem besseren Gefühl im Auto zurück. Selbst, wenn wir auf das Setup-Level von heute morgen zurückgehen, wäre das für mich in Ordnung. Wir können da zum Beispiel an der Aufhängung noch einiges ändern"
Ricciardo: Verkehr nicht schuld an meiner schlechten Zeit
Denn laut dem Honey Badger fehlt überall noch etwas. Doch wenn das gute Gefühl im Auto zurückkehrt, können laut ihm auch die Fahrer wieder einen Unterschied ausmachen. "Wenn uns dieser Schritt gelingt, und die Sicherheit im Auto wieder da ist, dann können wir wieder einiges an Zeit finden. Ich glaube, wir hätten beide noch etwas rausholen können. Nur eben nicht so viel, wie es hätte sein müssen. Es muss also sowohl von uns als auch vom Auto noch etwas kommen."
Diese Sicherheit ist im engen Kurven-Geschlängel von Monaco besonders wichtig. "Man braucht hier einfach dieses Selbstvertrauen", bestätigt Hülkenberg. "Aber ich habe das heute morgen gespürt, von daher ist es eigentlich ok." Dafür kommt die Extra-Zeit am Freitag natürlich wie gerufen. "Es ist sehr gut, dass wir den Tag morgen frei haben, um nochmal in die Daten zu schauen und das bestmögliche Setup für Samstag und Sonntag zu finden", so der Deutsche.
Ein weiteres Problem auf dem engen Stadtkurs ist jedes Jahr der Verkehr. "Mein Soft-Run wurde auch ein bisschen vom Verkehr behindert", erzählt Hülkenberg. "Das wird natürlich besonders im Q1 nochmal sehr hektisch." Der Teamkollege will es aber nicht allein darauf schieben. "Ich kann wirklich keinem für meine Position die Schuld geben bei dieser Rundenzeit, selbst, wenn dann im Funk mal ein paar Namen fallen", beschwichtigt Ricciardo.
Ricciardo für Qualifying optimistisch
Viel mehr sieht er noch bei sich selbst die Aufgabe, besser in den Rhythmus der Strecke reinzukommen, gerade mit einem anderen Auto als die letzten Jahre. "Es gibt noch ein paar Ecken, wo ich früher von der Bremse gehen muss, um mehr Geschwindigkeit durch die Kurve mitzunehmen. Und wir müssen unbedingt schauen, dass wir von den Bodenwellen und den Kerbs weg bleiben", fordert der Vorjahres-Sieger von sich und seinem Teamkollegen. Wenn all das zusammenläuft, könne es aber durchaus noch ein gutes Wochenende werden.
"Noch ist alles gut. Wir müssen diese Sachen nur in den nächsten 24 Stunden hinbekommen. Und wenn das Vertrauen zurück ist, wird auch die Rundenzeit kommen." Vor allem im Qualifying ist das in Monaco so wichtig, wie sonst nirgends. 85% der Rennen im Fürstentum wurden von den ersten drei Startplätzen aus gewonnen, was die Bedeutung des Qualifyings aufgrund des überholfeindlichen Streckenlayouts verdeutlicht.
"Es muss hier am Samstag dann auch wirklich alles perfekt sein", weiß Ricciardo. "Selbst eine halbe Sekunde Verbesserung garantiert uns hier nichts. Aber wenn es läuft, und man dann richtig außer Atem ist, dann macht die Strecke wirklich Spaß. Ich bin optimistisch, dass es am Samstag besser läuft als heute." Man möchte fast sagen: Viel schlechter geht es ja auch nicht.
diese Formel 1 Redaktion