Was war da denn los?! Als sich die halbe Formel-1-Welt nach einem an der Spitze ereignislosen Re-Start des Spanien GP 2019 auf eine genauso unspektakuläre Schlussphase des Rennens eingerichtet hatte, ging es weiter hinten im Feld plötzlich so richtig zur Sache. Romain Grosjean und Kevin Magnussen, aus Haas-Sicht erfreulich auch im Rennen klarer Best of the Rest, gaben sich plötzlich mal so richtig Saures.
Damit riskierte das dänisch-französische Duo das im Mittelfeld unter Normalumständen bestmögliche Ergebnis für ihr Team, also die Ränge sieben und acht. Dabei hatten sowohl Magnussen als auch Grosjean noch am Samstag nach dem Qualifying im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com beteuert, genau das vermeiden zu wollen.
Magnussen & Grosjean wollten sich benehmen ...
Ausgerechnet Magnussen wurde dabei am deutlichsten. "Uns ist beiden bewusst, was wir morgen tun müssen. Wir haben nur acht Punkte, aber ein sehr schnelles Auto. Also brauchen wir morgen auch mal gute Punkte und dürfen nicht darum kämpfen, wer jetzt Siebter und wer Achter wird", sagte der Däne zu MSM.
Doch war es dann Magnussen selbst, der sich im Rennen so gar nicht an die selbst verordneten Baldrian-Pillen hielt. In Runde 53 attackierte er im ersten Kurvenkomplex Teamkollege Grosjean, der musste nach leichter Berührung in die Auslaufzone, verlor die Position. Eine Runde später Konterversuch, wieder bekam Grosjean die Kurve nicht. Dann war es vorbei - für Magnussen. Grosjean aber verlor noch zwei Plätze gegen Sainz und Kvyat samt dritter Fahrt um den Poller von Kurve zwei.
Haas greift ein - viel zu spät
Unter dem Strich kostete die Aktion Haas somit drei WM-Punkte, die schon für Platz fünf statt sechs in der WM-Wertung nach Spanien gereicht hätten. Kaum verwunderlich also, dass die Teamführung sich alles anderes als begeistert zeigt. Sichtbar erst durch die TV-Bilder von Teamchef Günther Steiner am Kommandostand, dann die Funksprüche.
Ein klares Zweikampfverbot habe man zwar nie erteilt. "Aber nach dem zweiten Mal haben wir ihnen gesagt 'Hört auf, beruhigt euch!' Das war aber erst danach", berichtet Steiner. Und damit zu spät. Offenbar hatte Haas seinen Fahrern zu sehr vertraut. Um den Piloten ins Gewissen zu reden, zitierte Steiner sie daraufhin unmittelbar nach dem Rennen zum Rapport.
Steiner zitiert Magnussen & Grosjean zum Rapport
Vor allem anderen, wie Steiner noch per Funkanweisung verlangte. Erstens: "Kevin, der Erste, zu dem du kommst und den du siehst, bin ich", so Steiner in erstem Tonfall. Gesagt, getan - damit war auch das Vergebliche Warten von Motorsport-Magazin.com im Interviewbereich erklärt. Zweitens: "Romain, hier Günther. Ich kläre das. Bleib ruhig. Easy. Bleib einfach ruhig. Wir sprechen nachher."
Doch was wurde da gesprochen? Immerhin Steiner selbst lieferte uns am Abend noch ein ausführliches Briefing. "Es war gar nicht so schwierig. Wir haben reinen Tisch gemacht und alles in Ordnung", sagt Steiner. "Es geht nicht um den einen oder anderen. Ich habe ihnen gesagt, dass ich mich nicht bis Mitterbacht hinsetzen werde, um in den Videos zu schauen, wessen Fehler es ist."
Steiner wollte verpestete Stimmung verhindern
Stattdessen habe er das Thema in nur 15 Minuten geklärt. "Und sie haben noch immer eine gute Beziehung, wie schon vorher. Ich wollte einfach sicherstellen, dass keine von ihnen irgendetwas sagt, das den anderen verärgert", erklärt Steiner den Rapport vor allen Medienterminen.
Dort ging es daraufhin sehr kurz angebunden zu. "Ich hatte beim Re-Start gute Temperatur in meinen Reifen, kam an Romain vorbei und habe dann auch noch Gasly attackiert, konnte es aber nicht ganz mit ihm aufnehmen. Es war aber ein gutes Rennen für uns", so Magnussen.
Grosjean mit Mini-Spitze Richtung K-Mag
"Der Re-Start war etwas komplizierter, es lief für mich nicht ideal, weil ich da ein paar Plätze verloren haben", so Grosjean. "Ich habe es nicht wirklich genossen", ergänzt der Franzose zum Haas-Duell. Eine Mini-Spitze gab es dann aber doch noch: "Ich musste mich nicht beruhigen, aber ich weiß nicht wie es auf der anderen Seite war ..."
"Am Ende war es also ein etwas kontroverses Wochenende, aber wir haben es geklärt und die Wogen zwischen den Fahrern geglättet. Das ist nach ihrem Rennen heute das Wichtigste. Außerdem sah es schlimmer aus als es war. Wir müssen daraus lernen und nach vorne blicken. Ich habe gesagt, macht das nie wieder. Und das haben sie versprochen", berichtet Steiner. Deshalb werde es jetzt auch keine neuen Verhaltensregeln bei Haas geben.
Haas trotzdem happy: Punkte für beide
Dennoch: Punkte hat Haas so verloren. "Klar ist das doof. Aber wir sind trotzdem froh, Punkte geholt zu haben. Wir hatten beide Autos in den Punkten, was immer gut ist", winkt Steiner jedoch ab. "Und das hat das Rennen etwas gewürzt, denn vorher war es ja sehr fad", scherzt der Südtiroler.
Angesichts der vorherigen extrem schlechten Leistungen Haas' ist diese scheinbar überraschende Unbekümmertheit sogar irgendwo verständlich. Andererseits drohen Haas mit Monaco und Kanada nur wieder zwei eher schwache Rennen. Die dortigen Streckencharakteristiken versprechen böses, lassen sich die Reifen dort nicht derart leicht auf Temperatur bringen wie in Barcelona.
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