Sebastian Vettel machte sich im Formel-1-Qualifying in China zum zweiten Mal 2019 keine Freunde. Der Ferrari-Pilot hielt sich im Q3 auf seiner Outlap abermals nicht an das Gentlemen Agreement unter den Fahrern, die Reihenfolge auf der Strecke einzuhalten. In Bahrain gab es Schelte von McLaren-Rookie Lando Norris, in Shanghai schwört ihm nun Max Verstappen für sein Verhalten Rache. Er blieb wegen Vettel auf Startplatz fünf sitzen.

Obwohl der Shanghai International Circuit anders als Interlagos oder Spielberg nicht zu den Micky-Maus-Kursen zählt, auf denen die Rush Hour im Qualifying an der Tagesordnung ist, wurde es am Samstag beim dritten Zeittraining des Jahres ausgerechnet in der entscheidenden Phase richtig eng. Um vor Ablauf der Zeit seine letzte fliegende Runde beginnen zu können, überholte Vettel in der vorletzten Kurve kurzerhand Verstappen und nahm diesem damit die Chancen auf eine letzte fliegende Runde.

Verstappen hatte seinerseits das Tempo verlangsamen müssen, da vor ihm Leclerc versuchte eine Lücke nach vorne zu lassen. "Ich hätte auch den Ferrari vor mir überholen können, aber das machst du im Qualifying einfach nicht", erklärt der Red-Bull-Pilot, was immer wieder auch von einigen seiner Kollegen gepredigt wird.

Verstappen im nächsten Qualifying vielleicht mal kein Gentleman

Als Vettel ausgangs von Turn 14 plötzlich außen an ihm vorbeizog, geriet der Niederländer völlig aus dem Tritt. Nun musste er auch noch eine Lücke zu Vettel aufreißen lassen, doch dann flogen auch schon die Renault an ihm vorbei. "Es ist ein Gentlemen's Agreement, das im letzten Sektor niemals zu machen", sagt Verstappen am RTL-Mikrofon in ruhigem aber bestimmten Ton.

Im Boxenfunk musste zunächst jedes zweite Wort von ihm zensiert werden. Später waren die Emotionen heruntergefahren. Verstappen nahm es wie es war, allerdings nicht ohne Vettel Revanche für dessen Verhalten zu schwören. "Das ist jetzt halt so. Aber ich werde das natürlich nicht vergessen. Vielleicht werde ich das im nächsten Qualifying auch mal machen", kündigt er an.

Vettel widerspricht Verstappen

Der Angeklagte sah die ganze Angelegenheit etwas anders. "Als mir mein Team sagte, dass ich nur zehn Sekunden Luft habe um die Linie für einen weiteren Versuch zu überqueren, musste ich mir etwas einfallen lassen", sagt Vettel gegenüber Motorsport-Magazin.com. Hätte er die anderen Autos nicht überholt, wäre er wohl ohne letzten Versuch geblieben.

"Ich denke, jeder hat den letzten Run gleich geplant, also sind wir alle zur selben Zeit rausgefahren. Und wenn du dann am Ende dieses Zuges bist, ist es natürlich ziemlich schwierig", so Vettel, der von seinem Team nicht den optimalen Spot zugeschustert bekommen hatte. Er kann nicht nachvollziehen, weshalb die Konkurrenz sich auf der Outlap derart viel Zeit ließ.

"Ich weiß nicht, ob den anderen etwas mitgeteilt wurde. Wenn sich jeder so beeilt hätte wie ich, hätten wir es alle geschafft. Aber ich habe es an diesem Punkt natürlich priorisiert, meine Runde zu schaffen. Ich hatte das Gefühl, dass den anderen das nicht bewusst war."