Pierre Gasly steht 2019 in der Formel 1 vor einer echten Mammut-Aufgabe. Er muss bei Red Bull die Fußstapfen von Daniel Ricciardo füllen, und gleichzeitig gegen Max Verstappen antreten. Vor dem Australien-Wochenende tritt Gasly daher mit seinen Zielen etwas kürzer: Er will lernen, sich ins Red-Bull-Gefüge einzuleben. Alles andere wird auf unbestimmte Zeit verschoben. Rennsiege oder Attacke auf Max Verstappen - solche Dinge stehen noch in weiter Ferne.

Bei den Wintertests hatte Gasly schon einmal keinen guten Eindruck hinterlassen. Zwei Unfälle fabrizierte er, beim zweiten zerstörte er den Red Bull nachhaltig. Das führte zum einen zu viel verlorener Testzeit, und zum anderen zu einem kleinen Teilenotstand.

Kein Teamduell für Gasly: Lernen vor Kämpfen

Red Bulls Motorsport-Berater Dr. Helmut Marko hatte nach dem Test und den beiden Abflügen einmal mehr Disziplin von Gasly gefordert. Gasly selbst gibt sich bei seiner Zielsetzung für seine erste Saison erst einmal verhalten. Einen Angriff auf Verstappen, darauf sieht er zumindest im ersten Teil der Saison ganz klar keine Chance: "Das ist momentan ganz klar kein Ziel. Wir haben einfach nicht die gleiche Erfahrung im Team, und in der Formel 1."

Formel 1 2019: Der große Saisonausblick: (35:58 Min.)

Verstappen ist zwar ein halbes Jahr jünger als Gasly, doch die Formel-1-Erfahrung sieht bei den beiden ganz anders aus. Verstappen wurde von Red Bull 2015 schon bei Toro Rosso untergebracht, und stieg 2016 ins Hauptteam auf. Gasly durfte erst am Ende der Saison 2017 erste Toro-Rosso-Erfahrung sammeln, 2018 fuhr er dann seine erste volle F1-Saison.

"Es wäre gerade nicht das richtige Ziel", fügt Gasly an. "Ich will einfach seine Erfahrung, seinen Speed nutzen, um daraus zu lernen und das Positive mitzunehmen. Das macht mich stärker und letztendlich werde ich dann meinen Speed zeigen können."

Gasly mit Erfahrungs-Rückstand: Will von Verstappen lernen

Gaslys ausgegebenes Ziel heißt also: Aufpassen, zuhören, zuschauen. Verstehen, wie bei Red Bull die Abläufe funktionieren. Die Erfahrungen aus dem Vorjahr reichen seiner Meinung nach noch lange nicht. "Ich habe nur eine volle Saison hinter mir, also gibt es noch viel zu lernen", erklärt er. "Am Ende der Saison werde ich ein komplett anderer Fahrer sein."

Der große Erfahrungsschatz von Red Bull soll dabei helfen. "Sie haben WMs mit Seb geholt, fahren schon jahrelang vorne mit", so Gasly. "Und die Erfahrung von Max, seine Red-Bull-Jahre. Ich will mich einfach über das Jahr entwickeln und mein volles Potential zeigen ... so schnell als möglich lernen, meinen Speed zu zeigen."

Verstappen und Gasly kennen sich schließlich bereits aus der Vergangenheit - noch lange vor ihrer Red-Bull-Zeit. Das hat ihnen geholfen, relativ schnell auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen, erklärt Gasly: "Er ist der gleiche Typ, den ich als Zwölfjähriger kannte. Alles läuft echt gut mit ihm, wir kommen gut miteinander aus. Das macht die Dinge im Team ziemlich einfach."

Trotz Crash: Gasly hat viel vom Test mitgenommen

Trotz der beiden Unfälle sieht Gasly seine Testerfahrung übrigens als positiv an. Das Auto entwickelt sich in die richtige Richtung, stellt er vor Australien klar. Das Projekt 'Erfahrung sammeln' läuft also - auch wenn da ein paar Unfälle dazwischen kamen - nach Plan.

"Ich habe noch immer viele Runden gefahren", meint er, auf den Test zurückblickend. "Nur weil ein oder zwei Runden nicht so großartig waren, heißt das nicht, dass die 436 anderen nicht gut waren. Also würde ich sagen, dass ich in meinem Fall viel über das neue Paket gelernt habe."

Am vorletzten Testtag zerstörte Gasly den Red Bull, Foto: LAT Images
Am vorletzten Testtag zerstörte Gasly den Red Bull, Foto: LAT Images

So gut wie zuletzt bei Toro Rosso fühlt er sich natürlich noch nicht. "Momentan gibt es ganz klar Dinge, die vom Setup her den Komfort für mich erhöhen", erklärt er. "Wir haben viele verschiedene Dinge, verschiedene Richtungen getestet. Für dieses Wochenende haben wir aus dem Test heraus ein paar gute Dinge geschafft. Es wird wahrscheinlich dauern, bis ich mich so gut fühle wie bei Toro Rosso im Vorjahr."

"Neue Ingenieure, neues Auto, anderes Team", schließt Gasly. "Sicher, die Dinge können nach ein paar Tagen noch nicht perfekt sein. Aber das ist mein Job, und der des Teams."