Charlie Whiting hinterlässt nicht nur menschlich eine große Lücke. Nach dem tragischen Tod des jahrzehntelangen Formel-1-Rennleiters musste die FIA binnen Stunden einen Ersatz finden. Whiting war völlig überraschend am frühen Donnerstagmorgen in Melbourne an einer Lungenembolie gestorben.

Eigentlich gibt es bei der FIA auch einen stellvertretenden Rennleiter. Nach dem Rückzug von Urgestein Herbie Blash und dem Abgang von Laurent Mekies zu Ferrari hat diesen Posten seit August 2018 Scot Elkins inne.

Elkins gilt als erfahrener Mann und ist auch Chef-Rennleiter bei der Formel E. Allerdings ist der US-Amerikaner an diesem Wochenende bei der Langstreckenweltmeisterschaft in Sebring im Einsatz, steht also für die Formel 1 nicht zur Verfügung.

Auf der Suche nach einem Ersatz für den Ersatz ist die FIA auf Michael Masi gestoßen. Der Australier Masi ist seit 2015 stellvertretender Rennleiter in der australischen Supercars-Serie, die bei der Formel 1 in Melbourne auch im Rahmenprogramm fährt. Außerdem war er in den letzten Jahren zugleich Rennleiter der Super2-Serie - der zweiten Liga der Supercars.

Formel-1-Rennleiter: Diese Aufgaben hatte Charlie Whiting

Die Suche nach einem geeigneten Ersatz ist auch deshalb so schwierig, weil die Aufgaben des Rennleiters breit gefächert sind. So trifft er beispielsweise in Absprache mit dem Clerk of the Course wichtige Entscheidungen, wann das Safety Car zum Einsatz kommt oder wann eine Session unterbrochen werden muss.

Auch das gesamte Startprozdere unterliegt ihm in der Formel 1. Dazu muss er beispielsweise Entscheidungen treffen, wann das DRS deaktiviert wird oder wann ein Fahrer eine Position zurückgeben muss. Die Strafen hingegen werden - entgegen der weitverbreiteten Meinung - nicht vom Renndirektor, sondern von den Stewards ausgesprochen. Die Stewards entscheiden Vorfälle völlig unabhängig.

Der Renndirektor ist allerdings in stetigem Funkkontakt zu den Stewards und kann Vorfälle dort melden. Wie diese dann behandelt werden, darauf hat er keinen Einfluss.

Die Arbeit des Renndirektors beginnt aber schon lange vor den Trainings. Am Mittwoch nimmt er meist schon die Strecke ab - was Charlie Whiting vor seinem überraschenden Tod noch machte - und verfasst ein kleines Dossier mit Änderungen und Abläufen an der Strecke für das kommende Wochenende für alle Teilnehmer.

Am Donnerstag leitet er das Meeting mit den Team-Managern, am Freitag nach den Trainings leitet er das Fahrer-Briefing. Auch deshalb ist Whiting so schwer zu ersetzen: Der Brite wurde über die Jahrzehnte viel mehr als nur ein Experte im Regel-Dschungel der Formel 1. Zwischen Whiting und den Piloten ist über die Zeit ein extremes Vertrauensverhältnis entstanden. Diese Lücke wird so schnell niemand füllen können.