Red Bull fährt in der Formel-1-Saison 2019 mit dem zweitjüngsten Fahrerduo im Grid. Max Verstappen und Pierre Gasly drücken das Durchschnittsalter des Rennstalls auf zarte 22 Jahre. Selbst das Juniorteam Toro Rosso ist ein Jahr älter als das erste Aufgebot der Österreicher. Ein Risiko im Kampf gegen die etablierten Champions Lewis Hamilton und Sebastian Vettel? Die Piloten sind sich ihrer Sache sicher.

Formel-1-Autos 2019 im Technik-Check: Mercedes F1 W10 (14:42 Min.)

"Das Alter spielt keine Rolle. Alles hängt davon ab, wie reif du bist", wiegelt Gasly ab. Der Franzose sieht wichtigere Faktoren als diese eine Zahl, auf die junge Fahrer in gewissen Situation gerne reduziert werden. Viel wichtiger ist seines Erachtens die persönliche Entwicklung eines Menschen und die damit einhergehenden Erfahrungswerte.

"Manchmal kannst du 18 und schon erwachsener als ein 30-Jähriger sein. Und 40-Jährige können wie ein 15-jähriges Kind sein. Da gibt es keine Logik. Für mich ist es nur eine Zahl", erklärt er. Sein trotz längerer Betriebszugehörigkeit anderthalb Jahre jüngerer Teamkollege sieht das ähnlich.

Team/FahrerAlterDurchschnittsalter
Mercedes31.5
Lewis Hamilton34
Valtteri Bottas29
Ferrari26
Sebastian Vettel31
Charles Leclerc21
Red Bull22
Max Verstappen21
Pierre Gasly23
Renault30
Nico Hülkenberg31
Daniel Ricciardo29
Haas29
Romain Grosjean32
Kevin Magnussen26
McLaren21.5
Carlos Sainz24
Lando Norris19
Racing Point24.5
Sergio Perez29
Lance Stroll20
Alfa Romeo32
Kimi Räikkönen39
Antonio Giovinazzi25
Toro Rosso23
Daniil Kvyat24
Alex Albon22
Williams27.5
Robert Kubica34
George Russell21

Verstappen baut auf Erfahrung aus vier Saisons Formel 1

Schon vor einigen Wochen räumte Verstappen ein, dass sein junges Alter mittlerweile keine Entschuldigung mehr für Fehler sei. 2018 startete er allerdings noch äußerst holprig in die Saison, als er mit aller Gewalt versuchte aus dem RB14 ein Siegerauto zu machen. Während er patzte, war der erfahrene und abgeklärte Daniel Ricciardo zur Stelle, um für Red Bull die Kastanien aus dem Feuer zu holen.

"Ich bin jetzt vier Saisons in der Formel 1 gefahren und ich denke, man kann sich auf diese Erfahrung schon verlassen, die man hat", beteuert Verstappen, dass 2019 für Red Bull keine Nummer ohne Netz und doppelten Boden Namens Ricciardo wird - auch wenn der Teamkollege noch längst nicht auf eine solch stattliche Zeit in der Königsklasse zurückblicken kann.

Verstappen überzeugt: Red Bull bringt Gasly auf Kurs

"Das Team ist so erfahren. Sie werden ihm helfen vorwärts zu kommen, genauso wie bei mir", glaubt Verstappen, dass Gasly im Kampf gegen die Weltspitze trotz nur anderthalb Jahren Formel-1-Erfahrung zurechtkommen wird. Während der Niederländer als fünfmaliger GP-Sieger und erwiesenes Supertalent Red Bulls klare Nummer eins im Kampf um den WM-Titel ist, hat Gasly andere Ziele.

"Es ist erst meine zweite Saison. Ich muss mich einfach als Formel-1-Fahrer weiterentwickeln. Ich kann da noch viel mehr aus mir herausholen. Auch mit Max im Team, der jetzt schon lange hier ist. Ich will so schnell wie möglich lernen, um das Maximum an Performance, das in mir steckt, so schnell wie möglich zu zeigen", so der Neuankömmling.

Früher oder später dürfte Gasly seinem Teamkollegen die Rolle des Teamleaders damit streitig machen wollen. Sich mit Verstappen zu messen dürfte im aktuellen Feld die wohl schwerste Aufgabe sein, die sich ein Fahrer aussuchen kann, nachdem selbst ein Hochkaräter wie Ricciardo zwei Jahre hintereinander den Kürzeren zog. Doch Gasly scheut die Herausforderung nicht.

Gasly freut sich auf Duell mit Verstappen

"Neben mir habe ich den vielleicht talentiertesten Kerl. Im gleichen Team zu fahren ist eine gewaltige Chance. Etwas Besseres könnte ich mir nicht vorstellen. Das wird mich antreiben, sodass ich mich schneller weiterentwickeln kann", so der Mann aus Rouen. Zumindest auf persönlicher Ebene sollte es bei Red Bull auch wenn es hart auf hart kommt passen.

Verstappen und Ricciardo pflegten trotz harter Machtkämpfe auf der Rennstrecke stets ein kollegiales Verhältnis. Gasly und Verstappen wiederum sind seit Go-Kart-Tagen miteinander vertraut. "Ich habe hauptsächlich sehr gute Erinnerungen von den Go-Karts", so Verstappen. "Jetzt sind wir in der Formel 1, ein paar Jahre sind vergangen."

An der Weltspitze spielt allerdings auch eine etwas andere Musik. "In der Formel 1 herrscht eine andere Welt als im Go-Kart-Sport. Du musst als Team arbeiten, um abzuliefern," mahnt Verstappen. Was das angeht, muss ein älterer Pilot aber nicht zwangsläufig im Vorteil sein, nur weil er schon mehr Rennen auf dem Buckel hat.

Verstappen: Älter bedeutet nicht schneller

"Natürlich hast du, wenn du 30 Jahre alt bist, viel mehr Erfahrung. Aber das heißt nicht unbedingt, dass du schneller bist", so Verstappen weiter. Mit Charles Leclerc sitzt auch bei Ferrari erstmals seit langer Zeit ebenfalls wieder ein blutjunger Pilot im Cockpit. Gerade einmal 21 Jahre ist der neue Teamkollege von Sebastian Vettel alt.

Dass die Jugend gegen die arrivierten Stars wie Vettel oder Hamilton der große Trumpf ist, glaubt Verstappen aber auch nicht: "Ich denke nicht, dass es ein Vorteil ist. Aber es ist auch kein Nachteil." Für Red Bull sieht er die Kombination aus sich und Gasly jedenfalls als richtigen Weg: "Ich freue mich darauf, zusammenzuarbeiten und das Team zu verbessern und zu pushen. Ich denke, das ist unser Ziel und dabei werden wir hoffentlich erfolgreich sein."