Für Ferrari geht es in der Formel 1 nach der erneut verlorenen Fahrer-WM 2018 immerhin noch um die Herstellerwertung. Aktuell liegt die Scuderia vor dem Brasilien GP, zwei Rennen vor Saisonende, jedoch auch dort mit 55 Punkten Rückstand weitgehend aussichtslos im Hintertreffen. Es droht das nächste Jahr ohne WM-Titel.

Warum? Warum trotz des eigentlich sehr vielversprechenden Saisonstarts? Weil seit dem Tod des Präsidenten Sergio Marchionne im Sommer eine Führungskrise, ein regelrechtes Kompetenzgerangel in der Teamführung herrsche. So der Boxengassenfunk der vergangenen Wochen und Monate. So auch manche Medienberichte.

Doch all das seien Fake-News, meint jetzt einer aus diesem Kreis: Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene. "Lasst es mich ein für alle Mal klarstellen. Das [Meldungen zu einem Streit mit Technikchef Mattia Binotto, Anm. d. Redaktion] sind Fake-News. Künstliche Gerüchte, geschaffen, um das Team zu destabilisieren", zitiert die italienische 'Corriere dello Sport 'Arrivabene vom Finali Mondiali, Ferraris traditioneller Jahresausklang, in Monza am vergangenen Wochenende.

Arrivabene: 2018 sollte bei Ferrari schon oft Unruhe gestiftet werden

"Das ist dieses Jahr schon oft passiert. Damit Probleme kreiert werden, die gar nicht existieren. Deshalb weigere ich mich komplett, das weiter zu kommentieren!", poltert der Ferrari-Teamchef weiter. Teil der Gerüchte war auch eine Trennung von Binotto. Auch das tut Arrivabene ab. "Niemand hat je über Goodbye oder Auf Wiedersehen gesprochen", so der Teamchef.

Wenn, dann werde aufgestockt. Generell hält Arrivabene jedoch mehr von Stabilität in Maranello. "Wir sind eine geschlossene Gruppe. Und ein Team, das funktioniert, braucht nur Feintuning, keine Revolutionen. Ich habe persönlich nie an Revolutionen geglaubt, aber an Evolutionen", sagt der Teamchef.

Arrivabene: Sebastian ist wieder Sebastian

Und funktionieren würde Ferrari durchaus. "Es war klasse, die Fahrer, Ingenieure und Techniker zuletzt nach dem Mexiko GP so geschlossen und für ein gemeinsames Ziel motiviert zu sehen. Das Team ist da und es ist ein gutes Team", verteidigt Arrivabene seine Truppe von Fahrern bis Mechaniken.

"Ich sah es geeinigt und fokussiert und auch Sebastian ist wieder Sebastian. Er hat die Enttäuschung über die verlorene WM jetzt verdaut und wollte sofort die Seite umblättern. Nach dem Debriefing in Mexiko hat er gesagt: 'Ich will 150 Prozent für den Konstrukteurstitel geben.' So ist er eben und er muss den Rückhalt vom Team erfahren, um das Beste daraus zu machen", weiß Arrivabene.

Arrivabene lernt: Vettel braucht Rückhalt

Weiß Arrivabene jetzt. "Klar hat Vettel Fehler gemacht und zu einem geringeren Anteil auch das Team, aber wir haben gelernt, dass es nicht nötig ist, mit dem Finger auf jemanden zu zeigen", gesteht er. Die vielleicht größte Lehre der zurückliegenden Saison.

Passend zu dieser augenscheinlichen Erkenntnis der Blick in die Zukunft und auf Vettels neuen Kollegen Charles Leclerc. Für Arrivabene erst einmal ganz klar ein Lehrjahr, nicht als Druckmittel für Vettel gedacht.

Leclerc: Lehrjahr statt Druckmittel für Vettel

"Charles muss nächstes Jahr Erfahrung sammeln, von Sebastian lernen und es sich nicht zu Kopf steigen lassen. Er hat den Luxus, in dem ihm keine Fragen gestellt werden, wenn er das Auto nicht heil ins Ziel bringt. Er muss ein Debüt ohne Druck bekommen und Vettels Wissen wie ein Schwamm aufsaugen", so Arrivabene. Der Monegasse selbst jedoch kündigte zuletzt bereits an, gleich sehr viel mehr zu wollen …