Beim Mexiko GP sorgte Mercedes bei den Stewards für reichlich Arbeit am Donnerstag. Der Rennstall wollte eine technische Angelegenheit geregelt haben. Es ging um ein fragliches Felgen-Design, genauer gesagt um die Distanzscheibe.

Das Technical Department der FIA hatte zuvor bereits seine Sicht der Dinge dargelegt und das Design für legal erklärt, Mercedes wollte aber auf Nummer Sicher gehen und die Lage noch einmal von den zuständigen Stewards geklärt wissen.

Die Stewards schlossen sich der Meinung der FIA an und erklärten die präsentierte Distanzscheibe für legal. Mit zwei Einschränkungen: Erstens gilt die Entscheidung nur für das eine Wochenende, der Fall müsse von den Stewards an jedem Wochenende neu entschieden werden. Zweitens bezog sich das Urteil nur auf das ganze speziell vorgelegte Design. Schon leichte Abwandlungen müssten separat betrachtet werden.

Technische Direktive soll Mercedes-Felge legalisieren

Ein Zustand, der für die Formel 1 nicht tragbar ist. An jedem Wochenende würde es damit zu Diskussionen kommen. Deshalb arbeitet die FIA zwischen Mexiko und Brasilien in einer Technischen Arbeitsgruppe an einer Technischen Direktive.

Technische Direktiven kommen immer dann zum Einsatz, wenn das Reglement Interpretationsfreiraum lässt. Die Direktiven bieten dann eine bindende Klarstellung.

"Wir werden eine allgemeinere Technische Direktive herausgeben, die sich übergeordnet mit dem Thema beschäftigt", verspricht FIA Rennleiter Charlie Whiting auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. "Es geht dann nicht um die eine spezielle Lösung."

Mercedes-Felge ein bewegliches aerodynamisches Teil?

Der Knackpunkt ist Artikel 3.8 des Technischen Reglements. Darin heißt es, aerodynamische Elemente dürfen nicht beweglich sein. Das allerdings, so die Konkurrenz, soll bei Mercedes der Fall sein. Mercedes behauptet, die angebrachten Löcher dienen der Kühlung, nicht der Aerodynamik.

Tatsächlich handelt es sich aber wohl um eine gewollte Oberflächenvergrößerung, um die heiße Luft der Bremsscheiben besser abtransportieren zu können. Dadurch wird weniger Hitze an die Hinterreifen abgegeben.

Die Problematik an sich ist nicht neu: Weil an einem Formel-Auto zahlreiche Elemente im Kontakt mit der Luft stehen, stellt sich immer die Frage nach dem vorrangigen Grund des Teils. Auch der Reifen bewegt sich, sein vorrangiger Grund ist allerdings relativ leicht zu bestimmen. Bei der Aufhängung wird es dann schon komplizierter.

"Jeder aerodynamische Effekt muss völlig zufällig zusätzlich zur Hauptaufgabe des fraglichen Teils auftreten", erklärt Whiting und fügt ein Beispiel an: "Die Aufhängung wird immer auch die Aerodynamik beeinflussen, aber wir haben Limits gesetzt."

Mercedes hat Angst vor Ferrari-Protest

Obwohl die Stewards die Mercedes-Lösung in Mexiko für legal erklärten, verzichtete Mercedes letztendlich auf den Einsatz. "Ich glaube, sie wollten super sicher sein", meint Whiting. Mercedes befindet sich noch immer im Kampf um die Konstrukteursweltmeisterschaft gegen Ferrari.

Trotz der Interpretation der Stewards hätte Ferrari theoretisch Protest einlegen können. "Sie wussten, dass Ferrari unserer Interpretation nicht zustimmt und aufgrund einer gewissen Feindseligkeit zwischen den Teams glaubten sie, in Gefahr zu sein", so Whiting. Vor einem Jahr bezeichnete Toto Wolff Ferrari noch als 'frenemy', also Freundfeind. Der erste Teil des Wortes dürfte nun Geschichte sein.