Natürlich betont man in Maranello, dass Ferrari sich noch nicht in einer Krise befinde, doch deutet das Wörtchen "noch" bereits darauf hin, dass die Italiener nicht weit davon entfernt sind respektive noch nicht einmal sie selbst ausschließen möchten, dass es noch so weit kommen wird.

Für Michael Schumacher macht man seit der Rückkehr aus Nordamerika mehr "Rückschritte" als "Fortschritte". Das gemeinsame Echo aller Beteiligten in Maranello lautet demnach: "Wir sind nicht schnell genug."

Hat man sich also von dem durch Ausfälle der Renault und McLaren geprägten zweiten Platz in Kanada und dem unrühmlichen Doppelsieg in Indianapolis blenden lassen?

Teamboss Jean Todt gesteht zumindest ein, dass es in Silverstone einen "großen Rückschlag bei der Performance" gegeben habe. Vor einigen Rennen sei dies noch umgekehrt gewesen. Damals wären die Konkurrenten im Laufe eines Rennens immer schwächer und Ferrari immer stärker gewesen. Am deutlichsten wurde dies beim wohl besten Saisonrennen der Scuderia vor heimischem Publikum in Imola.

Seitdem konnte man allerdings kein einziges Mal mehr so glänzen wie bei Michael Schumacher zweitem Rang hinter Fernando Alonso. Dabei erscheint es beinahe symptomatisch für Ferrari und die Saison 2005, dass das beste Rennen der Roten nicht mit einem Sieg, sondern einem zweiten Rang endete.

Dennoch glaubt Todt noch immer daran, dass man wieder an die alten Erfolge anschließen und vorne um Siege mitkämpfen könne. "Wenn wir die richtige Mischung finden und bessere Arbeit leisten, dann ist es möglich." Die richtige Mischung betrifft aber nicht nur die Aerodynamik des F2005, sondern natürlich vor allem auch die Bridgestone-Walzen an den vier Ecken des roten Boliden.

Hierbei gesteht auch der kleine Franzose ein, dass man in den letzten beiden Rennen "rückwärts" gegangen sei. Allerdings nicht im Allgemeinen, wie Michael Schumacher es andeutete, sondern bei der Performance an einem Rennwochenende. So habe man immer passabel begonnen und sei dann im Laufe des Wochenendes und des Rennens immer langsamer geworden. "Und fehlt hauptsächlich der Grip", begründet Todt diesen Leistungsabbau.

Zwar verschlüsselt er seine folgende Botschaft etwas, doch wird schnell klar worauf der erfolgsverwöhnte General hinaus möchte: "Es liegt nicht nur an der Aerodynamik, denn dann könnten wir nicht vorher schnelle Runden fahren. Für die anderen ist es aber einfacher solche Probleme zu identifizieren, da dort mehrere Teams in der gleichen Position sind." Im Klartext bedeutet dies: Die sieben Michelin-Teams können ihre Reifen gemeinsam entwickeln, die beiden anderen Bridgestone-Kunden können Ferrari "bei allem Respekt" nicht weiterhelfen.

Allerdings könne man dieses Problem nicht nur durch Testfahrten beheben. "Wir müssen es zuerst analysieren", sagt Todt. "Wir müssen analysieren warum wir am Freitag konkurrenzfähig sind, warum wir am Samstag Performance verlieren und warum wir am Sonntag noch mehr Performance verlieren."

Nachdem Ferrari bereits in Frankreich mit einem generalüberholten Auto angetreten ist, soll zum Heimrennen von Michael Schumacher nach all den Analysen ein weiterer Schritt vollzogen werden: In Hockenheim soll ein neues Aerodynamikpaket Besserung bringen.