Romain Grosjean lebt gefährlich. Beim Formel-1-GP der USA räumte der Haas-Pilot in der ersten Runde des Rennens ungeschickt Charles Leclerc aus dem Rennen. Dafür kassierte er danach von den Stewards eine Grid-Strafe für Mexiko. Er muss von drei Startplätzen weiter hinten losfahren.

Ebenfalls nicht zu vernachlässigen ist sein Strafpunkte-Konto. Für die Aktion gegen Leclerc - auch wenn es keine Absicht war, sondern nur extrem ungeschickt - bekam Grosjean noch einen Punkt auf seine Lizenz, jetzt hat er zehn. Das ist kritisch, denn bei zwölf Punkten wird ein Fahrer automatisch für das nächste Rennen gesperrt.

Diese zwölf Punkte könnte Grosjean in Mexiko sogar realistisch erreichen. Es braucht nur einen Fehltritt - denn die Erfahrung zeigt, dass die Stewards schnell einmal zwei Punkte vergeben. Das muss auch kein Unfall sein. Sebastian Vettel bekam in Austin zwei Strafpunkte für das zu schnelle Fahren unter roter Flagge im Training.

Grosjean-Gefahr nur kurz akut: Strafpunkte verfallen bald

Für Mexiko mag Grosjean knapp an der Rennsperre dran sein, aber am Montag darauf gibt es für ihn gute Nachrichten. Strafpunkte bestehen nämlich nur für ein Kalenderjahr, dann verfallen sie. Im Falle von Grosjean bekam er in Mexiko vor einem Jahr einen Punkt dafür, dass er abkürzte und sich einen Vorteil verschaffte. Der verfällt am 29. Oktober, danach liegt Grosjean wieder bei neun Punkten.

Am 12. November werden dann zwei weitere Punkte verfallen, die Grosjean 2017 in Brasilien bekam, als in Runde eins mit Esteban Ocons Force India kollidierte. Danach wäre Grosjean wieder bei sieben Punkten.

Romain Grosjean und Esteban Ocon landen 2017 in Brasilien in der Auslaufzone, Foto: LAT Images
Romain Grosjean und Esteban Ocon landen 2017 in Brasilien in der Auslaufzone, Foto: LAT Images

Die hat er für verschiedene Vergehen in der Saison 2018 erhalten. Die Liste ist gar nicht mal so lang, dafür sind die Verstöße entsprechend schwerwiegender: Zwei Punkte dafür, dass er in Barcelona am Gas blieb und Nico Hülkenberg abschoss. Zwei Punkte für den Start-Crash mit Ocon in Frankreich. Und zwei Punkte dafür, dass er in Singapur die blauen Flaggen ignorierte und lieber mit Sergey Sirotkin kämpfte, anstatt Hamilton und Verstappen vorbeizulassen.

Grosjeans Teamchef Günther Steiner nahm seinen Fahrer 2018 trotz häufiger Fehler meist in Schutz, meinte aber vor dem Sotschi-GP, dass Grosjean im Hinblick auf die Strafpunkte besser vorsichtig sein solle: "Er kommt näher, wir kommen näher, damit sind wir momentan auf dünnem Eis."

Strafpunkte-Verteilung: Von Abkürzen bis Abschießen

Das Strafpunkte-System wurde 2014 eingeführt. "Sie sind nur da, um den Ruf eines Fahrers zu erfassen", erinnert FIA-Renndirektor Charlie Whiting nach dem USA-GP in seiner Medienrunde. Die Punkte müssen gesondert von den Strafen betrachtet werden. "Wenn du eine Strafe bekommst, bekommst du auch Strafpunkte. Außer bei einer Verwarnung, für die gibt es keine Strafpunkte."

Nicht jedes Vergehen erzeugt automatisch einen Strafpunkt. Da geht es vor allem um jene Vergehen, die der Fahrer verursacht - egal ob absichtlich oder nicht. Dazu gehören zum Beispiel: Kollisionen, Abkürzen, unsicher auf die Strecke zurückfahren oder zu schnell unter gelber oder roter Flagge fahren. Für zu schnelles Fahren in der Box gibt es keine Punkte.

Allerdings gibt es auch weniger eindeutige Möglichkeiten, um an Strafpunkte zu kommen: Sergey Sirotkin bekam in Frankreich zwei, weil er hinter dem Safety Car unnötig langsam gefahren war. Sergio Perez verschätzte sich in Baku beim Safety-Car-Restart und überholte zu früh, auch dafür gab es zwei Punkte.

Für einen schweren Startcrash, wie von Nico Hülkenberg in Spa ausgelöst, gibt es meist 3 Puntke, Foto: Sutton
Für einen schweren Startcrash, wie von Nico Hülkenberg in Spa ausgelöst, gibt es meist 3 Puntke, Foto: Sutton

Zwei Punkte werden von den Stewards am Häufigsten vergeben. Grosjean bekam in Austin nur einen Punkt, weil er nachweislich Vorsicht hatte walten lassen - im Versuch, den Unfall noch zu verhindern. Drei Punkte gibt es für schlimmere Fälle - etwa für Hülkenberg als Startcrash-Auslöser in Spa oder für Perez' Rammstoß gegen Sirotkin in Singapur.

Formel-1-Rennsperren: Grosjean hat Erfahrung

In der Geschichte des Punkte-Systems gab es noch keinen Formel-1-Piloten, der die zwölf Punkte erreicht hat und eine Rennsperre absitzen musste. Romain Grosjean kennt aber das Gefühl der Rennsperre: 2012 wurde er für ein Rennen ausgeschlossen, nachdem er einen Start-Crash in Spa ausgelöst hatte und dabei die WM-Kandidaten Hamilton und Alonso aus dem Rennen feuerte.

Romain Grosjean war 2012 Auslöser des Spa-Startcrashes, holte sich dafür eine Rennsperre ab, Foto: Sutton
Romain Grosjean war 2012 Auslöser des Spa-Startcrashes, holte sich dafür eine Rennsperre ab, Foto: Sutton

Diesem Crash vorangegangen waren bereits mehrere Unfälle, an denen Grosjean in dieser Saison beteiligt war. Seine Un-Serie von 2012 diente als zentrales Argument für die Einführung des Punktesystems. Für ihn würde sich mit einer Sperre gewissermaßen der Kreis schließen. Sollte eine Sperre ausgesprochen werden, verfallen die Strafpunkte sofort.