Renault droht im Kampf um das Formel-1-Mittelfeld die Luft auszugehen. Vor Austin liegen die Franzosen als Vierter zwar vor Haas, ohne die noch nicht endgültige Monza-Disqualifikation der US-Amerikaner und den Punkteverlust Force Indias durch den Besitzerwechsel würde es jedoch anders aussehen. Nico Hülkenberg und Carlos Sainz trauern ihrer einstigen Mittelfeld-Dominanz hinterher.

"Suzuka war für uns wahrscheinlich die schlechteste Kombination", erklärt Sainz gegenüber Motorsport-Magazin.com. Der Spanier rettete in Japan immerhin einen mageren Punkt, während Haas erneut drei aufholte und vier Rennen vor Schluss auf acht Zähler dran ist. Suzuka zeigte laut Sainz, dass bei Renault eigentlich überall der Schuh drückt.

"Die Kurven, die Geraden ohne DRS, es geht bergauf und einfach Kombinationen die für unser Paket generell nicht das Beste waren", so Sainz, der dem R.S.18 damit mehr oder weniger sämtliche Qualitäten abspricht. Das größte Manko ist aber ohne jeden Zweifel die Power Unit der Franzosen. In Suzuka landeten alle sechs Boliden mit Renault-Power bei der Geschwindigkeitsmessung nach 130R auf den letzten sechs Plätzen.

Sainz beteuert: Renault im Rennen noch vor Honda

Suzuka war nicht nur deshalb eine erschreckende Erkenntnis für Renault. Toro Rosso Honda zog mit der für Japan eingeführten Power Unit mit beiden Autos ins Q3 ein, während Renault davon Lichtjahre entfernt war. "Ich denke, sie haben im Qualifying einen Schritt gemacht, der uns Sorgen zu machen beginnt. Man kann sagen, dass sie einen Schritt gemacht haben, den wir nicht haben", räumt Sainz ein, dass die Power Unit aus Viry mittlerweile sogar schon hinter das einstige Sorgenkind der Formel 1 zurückgefallen ist.

Etwas, das laut ihm allerdings nur mit Einschränkungen der Fall ist. "Im Rennen ist es definitiv nicht so. Ich war in der Lage, beide Autos mit Honda-Motoren mit besserer Pace zu überholen, was für uns glaube ich ein guter Boost war", beteuert Sainz, dass Renault zumindest im Rennen noch nicht den Anschluss an die Japaner verloren hat. Da Renaults Hauptkonkurrent in der WM allerdings nicht Toro Rosso heißt, ist das nur ein schwacher Trost.

Sainz: Renault hätte mehr am Chassis machen müssen

"Ich denke, wir haben auf der Motorenseite den größten Nachteil", meint auch Sainz. Im ersten Saisondrittel schien bei Renault noch alles nach Plan zu verlaufen, doch die Fortschritte waren nicht von Dauer. "Bis Kanada haben wir das Mittelfeld klar angeführt, die B-Spec war zu der Zeit auch erfolgreich", so der 24-Jährige. Über den Sommer änderte sich das jedoch.

"Bis Hockenheim waren wir zufrieden und dachten, wir würden uns bis zum Ende des Jahres im Q3 und den Punkten halten. Aber dann kamen die Updates bei den Teams mit Ferrari- und Mercedes-Motoren. In Spa, Monza und Suzuka haben wir das wirklich gespürt", sagt Sainz, dessen Team seit der Sommerpause nur zehn mickrige WM-Punkte sammelte. Zum Vergleich: Haas sammelte seit Spa 18 Punkte, Force India 43.

"Um dieses Defizit zu kompensieren, hätten wir noch mehr Aerodynamik-Upgrades bringen müssen, als wir es getan haben", so Sainz, der für Austin optimistischer ist als noch in Suzuka. "Wir kommen zurück zu mehr langsamen Kurven, es kommt hier weniger auf Power an. Hoffentlich bringt uns das etwas unserer Performance zurück."

Formel 1 2018: Brennpunkte vor dem USA GP (08:14 Min.)

Hülkenberg hat kein Bock auf Rechnerei: Alles Hypothese

Wenn Renault den vierten Platz in der Konstrukteurs-WM retten will, muss einiges an Performance zurückgewonnen werden. Das Team kann von Glück reden, dass Force India durch die Insolvenz sämtliche bis zur Sommerpause eingefahrenen Punkte aberkannt wurden. Ohne diesen Einschnitt wären die Pinken in der WM nämlich mit 102 Zählern ganze zehn vor Renault.

"Alles Hypothese", winkt Nico Hülkenberg leicht genervt ab. "Die Fakten sind, wie es jetzt ist." In anderen Worten: Force India ist mit 43 Punkten Siebter und Haas hat die acht Punkte von Grosjeans Disqualifikation in Monza noch nicht zurückbekommen. "Es ist jetzt nicht die Zeit über die Richtung zu diskutieren, in die es gegangen ist, ob es an Entwicklung gefehlt hat. Wir müssen einfach weitermachen, es ist eine Mini-Saison mit vier Rennen und wir müssen aus jedem Wochenende das Beste herausholen", gibt sich der Emmericher kämpferisch.

Sainz pflichtet seinem Teamkollegen bei. "Wir sind Vierter, das ist die Realität", so der Spanier, de vor genau einem Jahr sein Debüt für Renault gab. Anders als letztes Jahr erwartet die Formel 1 bei der 2018er Ausgabe des Grand Prix in den USA ein verregnetes Wochenende. Ein Vorteil für Renault, um wieder in Schlagdistanz zu Haas und Force India zu kommen?

Regen als Segen für Renault? Keine Garantien

"Das kann sein, muss aber nicht. Da gibt es keine Garantien. Wenn es am Freitag regnet und wir fahren, haben die anderen Teams auch Zeit sich darauf einzustellen", sagt Hülkenberg. "Dann wäre die Chancengleichheit für Samstag gegeben und der Überraschungseffekt weg." Der 31-Jährige hofft, dass angesichts der düsteren Wettervorhersage überhaupt gefahren werden kann.

"Es ist ziemlich ungemütlich. Ich hoffe einfach, dass wir fahren können und hier nicht wegen Aquaplaning alles flachfällt. Die Gefahr ist mit den Pirellis ja schnell da, dass Aquaplaning aufkommt. Aber wir müssen es so nehmen wie es ist und das Beste daraus machen, und schauen, dass wir hier nicht aus der Stadt schwimmen."