Mit 1,85 Metern ist George Russell ungewöhnlich groß für einen Rennfahrer. Ungewöhnlich erfolgreich ist der Brite ebenfalls: 2017 gewann er in seiner Rookie-Saison den Titel der GP3, 2018 steht er unmittelbar vor dem Gewinn der Formel-2-Meisterschaft.
Ungewöhnlich groß, ungewöhnlich erfolgreich - und trotzdem ist Russell irgendwie ein unauffälliger Star der Motorsportszene. Das mag vielleicht auch an seinem ärgsten Kontrahenten liegen: Lando Norris.
Auf dem Papier kämpft Russell in der Formel 2 zwar nur noch gegen Alex Albon, doch sein größter Gegner war 2018 Lando Norris. Nicht nur sportlich. Sein britischer Landsmann gilt seit Jahren als der kommende Superstar.
Medial steht Russell (noch) im Schatten von Norris, sportlich längst nicht mehr. Nico Rosberg, Lewis Hamilton, Nico Hülkenberg und Charles Leclerc - diese vier Piloten konnten die Formel 2, respektive ihre Vorgängerserie GP2 in ihrer Rookie-Saison gewinnen. Russell steht kurz davor, sich in diese Riege einzureihen.
Als Meister der GP3 direkt zum Meister der Formel 2 - das schaffte vor ihm nur Charles Leclerc. Die sportlichen Spuren, auf denen sich Russell bewegt, zeigen, was für ein Kaliber da gerade heranwächst.
Russell in der Formel 3 kein Wunderkind
Am 15. Februar 1998 in der britischen Mittelstadt Kings Lynn geboren, begann die Motorsportkarriere des kleinen George bereits im zarten Alter von acht Jahren. Schnell stellten sich im Kart erste Erfolge ein, es folgten zwei Europameistertitel in der Junioren-Klasse. Vater Steve, in der Bohnen- und Erbsenindustrie zu Geld gekommen, und Mutter Alison, gelernte Friseurin, begleiteten ihren Sohn zu den Rennen. Vater Steve übte sich sogar als Chefmechaniker.
2014 war Russell dem Kart entwachsen und machte seine ersten Gehversuche im Formel-Sport. In der britischen Formel 4 sicherte er sich als Rookie den Titel und durfte dafür einen GP3-Boliden testen.
Allerdings verschlug es Russell 2015 zunächst in die Formel 3 Europameisterschaft. Dort konnte er zwar gute Resultate einfahren und wurde in der Rookie-Wertung Zweiter hinter Charles Leclerc, überzeugte als Sechster in der Meisterschaft aber nicht restlos. Auch in seiner zweiten Saison in der Formel 3 reichte es am Ende 'nur' zu Platz drei.
Russell gelingt Durchbruch als Mercedes-Junior
Der richtige Durchbruch gelang ihm 2017. Im Januar wurde er in das Nachwuchsförderprogramm von Mercedes aufgenommen. "Seither hat er alle Ziele, die wir ihm gesteckt haben, erreicht", freut sich Mercedes Motorsportchef Toto Wolff. Die Ziele waren klar: Meisterschaft in der GP3 und Meisterschaft in der Formel 2 - die unmittelbar bevorsteht.
In der Zwischenzeit durfte der Junge Brite schon Formel-1-Erfahrung sammeln. Mercedes ließ Russell bei Testfahrten ans Steuer des aktuellen Formel-1-Boliden, dazu erhielt er bei Force India schon Trainings-Einsätze im Rahmen von Formel-1-Wochenenden.
2018 machte er mit Testfahrten weiter, weitere Freitagseinsätze sollten aber aus bleiben - auf eigenen Wunsch. Russell lehnte Einsätze dankend ab, wollte sich stattdessen lieber auf die Formel 2 konzentrieren.
Auch wenn Russell nett, eloquent und erfolgreich ist - die Herzen fliegen eher seinem charmanten Rivalen Norris zu. Während Norris der draufgängerische Lausbub ist, beliebt bei allen Klassenkameraden, muss sich Russell seinen Respekt verdienen. Mit Fleiß und Ergebnissen. "Er war sehr professionell und kam sogar mit einem Notizbuch zu unserem Treffen", erinnert sich Teamchefin Claire Williams. "Das hat noch kein Rennfahrer vorher gemacht."
2019 geht der Wettkampf zwischen Russell und Norris in die nächste Runde. Nicht nur der Mercedes-Junior konnte sich ein Stammcockpit sichern, auch McLaren-Junior Norris. 2019 kämpfen nicht nur die beiden britischen Traditionsrennställe Williams und McLaren gegeneinander, sondern auch die beiden hoffnungsvollsten Talente des Landes.
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