Die Formel 1 denkt darüber nach, das Qualifying-Format zu ändern. Ein entsprechender Vorschlag wurde zuletzt beim Treffen der Strategiegruppe diskutiert. Konkret wollen die Formel-1-Bosse ein viertes Qualifying-Segment einführen.

Derzeit scheiden im Q1 nach 18 Minuten fünf Piloten aus, ehe eine fünfminütige Pause das Qualifying unterbricht. Anschließend wird 15 Minuten gefahren, um weitere fünf Piloten zu eliminieren. Nach weiteren fünf Minuten Pause werden die ersten zehn Startplätze in zwölf Minuten ausgefahren.

Nicht genug Spektakel für die Formel-1-Bosse offenbar. Deshalb wollen sie noch ein Q4 einführen. Die einzelnen Segmente sollen dafür gekürzt werden und nur noch jeweils vier Piloten ausscheiden. Dadurch würden im Q4 nur noch acht Piloten um die Pole Position kämpfen.

Vettel zynisch: In zehn Jahren dann Q10?

Der Vorschlag stieß bei den Fahrern auf gänzlich unterschiedliche Reaktionen. "Ich frage mich, worüber wir in zehn Jahren diskutieren werden. Ob Q9 oder Q10 Sinn machen?", kritisierte Sebastian Vettel. "Meiner Meinung nach sollten wir eher weniger machen."

Vettel stört sich nicht nur am Vorschlag, sondern an der modernen Gesellschaft. "Meiner Meinung nach wollen wir heutzutage alle zu viel Unterhaltung, um glücklich zu sein. Ich denke, es wäre schöner, mal etwas weniger zu wollen", so Vettel.

Vettels favorisiertes Qualifying-Format sieht so aus: "Wie früher: Eine Stunde und du kannst machen, was du willst. Das Qualifying wird für manche Leute nie so aufredend sein wie das Rennen und für andere Leute ist es aufregender als das Rennen. Es hängt vom Geschmack ab, aber es geht darum, die perfekte Runde zu fahren und da ist es egal, wie viele Qualifying-Sessions du hast. Jetzt haben wir drei und das letzte Segment ist jenes, auf das die meisten Leute schauen. Wenn du Q4, Q5, Q6 und Q7 hast, was ändert sich dann?"

Hamilton: Brauchen Super-Wochenende

Einmal mehr offenbart sich, wie unterschiedlich die beiden Titelrivalen menschlich sind. Lewis Hamilton hat nämlich gänzlich andere Ansichten. "Ich wusste gar nicht, dass man darüber nachdenkt. Mehr Reifen? Mehr Zeit auf der Strecke vielleicht? Vielleicht mehr Sessions? Ich weiß es nicht. Eine Session am Freitag und dann eine am Samstag? Alles, was anders ist als das, was wir jetzt haben, wäre gut auszuprobieren", meint Hamilton.

"Ich denke, eines der Dinge, die man im Moment am dringendsten ändern müsste, ist die Tatsache, dass wir die gleichen vier Tage jedes Wochenenden 21 Mal jedes Jahr haben", so Hamilton. Zu viel Entertainment? Gibt es für den WM-Spitzenreiter nicht. "Es muss dynamisch sein, es muss für bestimmte Strecken anders sein, so dass man ein "Super-Wochenende" hat", fordert der Superstar der Formel 1.

Hamilton erinnert sich noch an seine eigene Fan-Zeit: "Nach dem Start bin ich eingeschlafen. Ich bin mir sicher, dass es heute auch einigen so geht. Sie wachen dann auf, wenn ihr Alarm klingelt, den sie sich für das Rennende gestellt haben. So habe ich es gemacht, als ich jünger war. Und dann gab es auch Rennen, die dich gefesselt haben."

"Dieses Jahr sind die Rennen aufregender und die Autos die besten der Geschichte", gesteht Hamilton, "aber ich bin mir sicher, es gibt noch immer langweilige Rennen. Diese muss man sich raussuchen und überlegen, wie man es für dieses Rennen anders machen kann. Ob es eine umgekehrte Startaufstellung ist oder was auch immer, man sollte sich das ansehen."

Vandoorne mit Galgenhumor: Für mich gibt es nur Q1

Auch bei den übrigen Fahrern sin die Meinungen geteilt. "Vielleicht könnte man die Top-Teams so etwas aufmischen", meint Lance Stroll. "Das könnte die Dinge etwas aufheizen." Freund und Kollege Esteban Ocon stimmt zu: "Für die Mittelfeld-Teams könnte das eine gute Herausforderung sein. Man könnte zwei Fahrer im Q4 haben, deshalb könnte es spaßig sein."

Doch in der grauen Theorie würde sich der Nachteil der kleinen Teams noch vergrößern. "Eigentlich waren die Reifen-Regel für die Top-10 dafür da, ihnen das Leben etwas schwerer zu machen", erinnert Haas-Teamchef Günther Steiner. "Aber die Top-Teams haben dadurch einen noch größeren Vorteil, weil sie auf den härteren Reifen ins Q3 kommen. Dadurch haben sie zweieinhalb statt anderthalb Sekunden Vorsprung pro Runde. Mit einem Q4 könnten die Plätze sieben und acht die Gelackmeierten sein."

Den Spruch des Tages brachte aber McLaren-Pilot Stoffel Vandoorne. Q4? "Für mich ändert sich ohnehin nichts. Wir sind sowieso nach Q1 draußen", sagte der Belgier mit einer gehörigen Portion Galgenhumor.