Force Indias Höhenflug in der Formel-1-Saison 2018 endete mit dem Rennen in Singapur vorerst. Ausgerechnet ein Unfall zwischen den Teamkollegen Sergio Perez und Esteban Ocon nach dem Start sorgte für die erste Bruchlandung in diesem Rennen. Perez blieb als einzige Hoffnung des Teams im Rennen. Der gab seinem Rennen durch eine unnötige Kollision mit Sergey Sirotkin später endgültig den Rest.

"Das Problem bei der Sache ist, dass die beiden Teamkollegen sind. Sie müssen sich gegenseitig genügend Raum lassen", so der sichtlich geknickte Force-India-Teamchef Otmar Szafnauer nach dem Rennen gegenüber Motorsport-Magazin.com. Für ihn war die Kollision ein bitteres Deja-vu. 2017 waren Perez und Ocon mehrfach aneinander geraten. Damals gingen den Kollisionen Machtkämpfe innerhalb der Garage voraus. Diesmal war es anders.

Ocon hatte in Kurve drei eine Lücke gesehen und sich außen neben Perez gesetzt. Der hatte den Franzosen schlichtweg übersehen. "Ich kam aus Kurve drei, ging aufs Gas und fühlte plötzlich einen Schlag", erklärt Perez. "Ich wusste nicht wer es war und dann sagte mir das Team, dass es Esteban war. Es tut mir so leid für das Team, denn wir müssen wirklich in jedem Rennen Punkte holen und heute hätte ein guter Tag für uns werden sollen."

Ocon schweigt, Teamchef nicht: Perez für Unfall verantwortlich

Der Teamkollege wollte sich zum Vorfall weder während noch nach des Rennens großartig äußern. "Es war eine riesige Enttäuschung, so früh aus dem Rennen zu sein. Ich werde hier nicht analysieren was beim Start passiert ist. Alles was ich sagen werde, ist, dass ich gut wegkam und eine Möglichkeit sah an Sergio vorbeizugehen. Ich hatte außen einen guten Grip, aber dann fühlte ich einen Schlag und landete in der Wand", so Ocon.

Die Rennleitung wertete die Szene als Rennunfall und sprach keine Strafe aus. "Esteban konnte nichts machen um mehr Platz zu lassen, es lag an Checo", war die Schuldfrage für Szafnauer schnell geklärt. Anders als 2017 handelte es sich aber immerhin nicht um grobe Fahrlässigkeit. "Auf einer Strecke wie dieser kann das passieren. Es gibt keine Auslaufzone, nur die Wand. Am Start ist dann viel Durcheinander. Aber trotzdem, du solltest wissen wo dein Teamkollege ist und ihm Platz lassen."

Nachdem das Team 2017 ein Machtwort gesprochen und jegliche Kämpfe unter Teamkollegen untersagt hatte, muss es sich nach dem schmerzhaften Punkteverlust von Singapur vielleicht wieder auf diese internen Regeln besinnen. "Wir hatten sie für die erste Runde gelockert. Aber jetzt müssen wir uns das nochmal anschauen und sie vielleicht wieder aussprechen", so Szafnauer.

Ocon hatte es nach dem Unfall nicht weit zurück an die Box, Foto: Sutton
Ocon hatte es nach dem Unfall nicht weit zurück an die Box, Foto: Sutton

Singapur-Albtraum geht für Perez weiter: Strategie-Pech und Unfall mit Sirotkin

Trotz der teaminternen Kollision hätte Singapur für Force India immer noch einen halbwegs versöhnlichen Ausgang nehmen können. Zunächst sah es auch danach aus, als ob Perez Platz sieben relativ sicher nach Hause fahren würde. Bis zu seinem Boxenstopp in der 17. Runde lag er komfortable sieben Sekunden vor Romain Grosjean im Haas. Die Force-India-Strategen bekleckerten sich bei ihren Berechnungen jedoch nicht mit Ruhm.

Perez kam nach seinem Stopp hinter den beiden Williams von Stroll und Sirotkin auf die Strecke - und der Russe dachte nicht daran, seinerseits zum Reifenwechsel abzubiegen. Er hatte bei der Safety-Car-Phase zu Rennbeginn auf Soft gewechselt und plante so lange wie möglich draußen zu bleiben. "Das Rennen wurde dadurch ziemlich schwierig. Wir hatten glaube ich unterschätzt, wie schwierig es sein würde an den Williams vorbeizukommen", so Perez.

In der 34. Runde hatte er den Gegner endlich soweit. Nach einem Zweikampf über mehrere Kurven kam er außen neben Sirotkin aus Tun 17. Beim Versuch den Russen abzuklemmen verschätzte sich Perez und torpedierte den Williams, als er nach links rüberzog. "Als ich an ihm vorbeiging versuchte ich die Tür zuzumachen, aber ich war zu früh", erklärt Perez, der sich dabei die linke Seite seines VJM11 demolierte und einen Reifenschaden hinten links zuzog.

Charlie Whiting spricht beim Media Briefing Klartext, Foto: FIA
Charlie Whiting spricht beim Media Briefing Klartext, Foto: FIA

Perez akzeptiert Strafe durch Rennleitung: Es war fair

"Es war sehr kostspielig", so der Mexikaner, der zuvor im Funk mehrfach Sirotkins Zweikampfverhalten bemängelt hatte. "Es wurde hart gefahren, er hat seine Position sehr hart verteidigt und sich auf der Bremse viel bewegt", so Perez. Die Rennleitung sprach eine Durchfahrtsstrafe sowie drei Strafpunkte gegen Perez aus.

"Ich würde sagen, er war noch zwei Schritte von der schwarzen Flagge entfernt", so Rennleiter Charlie Whiting in seinem Media-Briefing nach dem Rennen, bei dem auch Motorsport-Magazin.com anwesend war. "Sie hätten ihm eine Stop-and-Go-Strafe geben können und der nächste Schritt wäre die schwarze Flagge gewesen. Ob er die verdient hätte oder nicht, darum geht es nicht. Aber sie [die Stewards] haben ihm nicht die maximale Strafe gegeben", so der Brite.

Perez zeigte sich nach einem völlig gebrauchten Sonntag einsichtig. "Ich habe die Tür wohl früher zugemacht als ich sollte. Ich denke, die Strafe war fair", so der 29-Jährige, der seinem Team damit auch die letzte Chance auf ein Punkteresultat verhagelt hatte. "Ich bin sehr traurig über die Möglichkeit, die wir heute verpasst haben. Es ist ein Wochenende zum Vergessen und es tut mir leid, was passiert ist."

Force India: Trauer um Singapur-Punkte, Optimismus für Sochi

"Das sah nicht toll aus", hatte der Teamchef für die Aktion seines Piloten nicht viele Worte übrig. "Es hat uns ziemlich weh getan. Wir hätten mindestens zehn Punkte holen sollen, was bedeutet, dass McLaren jetzt hinter uns wäre. Wir haben gut und gerne an die zwölf Punkte verloren", so Szafnauer weiter.

Der Teamchef versuchte angesichts dessen das Positive mitzunehmen. Das Update am Force India funktionierte deutlich besser als erwartet, was das Team auch auf einer seiner eigentlich schwachen Strecken an die Spitze des Mittelfeldes brachte. "Wir werden das jetzt hinter uns lassen. Die guten Nachrichten sind, dass unser Auto richtig schnell war. Wir konnten in den ersten 14 Runden fast mit Ricciardo im Red Bull mithalten. Das war gut", so Szafnauer.

"Das Positive des heutigen Abends ist, dass wir ein starkes Auto haben und in Russland wieder um Punkte fahren können", pflichtet Ocon bei. "Es sind noch sechs Rennen um so viele Punkte wie möglich zu holen. Also werden wir nach vorne schauen und weiter hart für das nächste Rennen arbeiten."