Zur Formel-1-Saison 2019 tritt ein neues Technisches Reglement in Kraft. Was für viele Fans nur geringfügige optische Änderungen sein werden, bedeutet für Ingenieure eine gravierende Änderung bei der aerodynamischen Philosophie.
Um hier schon erste Lehren ziehen zu können, hatte Force India für den Test nach dem Ungarn GP einen Prototypen-Flügel nach dem 2019er Reglement gebaut. "Wir waren das einzige Team, das einen echten 2019er Flügel hatte", erzählt Force India Technik-Chef Andy Green stolz.
Neben Force India fuhren auch Williams und Red Bull mit Experimental-Flügel, allerdings hatte Red Bull nur Teile vom eigentlichen Flügel entfernt und Williams den aktuellen Frontflügel nur verbreitert. Dem Reglement hätte der Williams-Flügel nicht genügt. "Zu viele Teile", winkt Green ab.
Die 2019er Flügel werden nicht nur breiter - sie wachsen von 1,80 Meter auf 2,00 Meter breite -, sie werden auch einfacher. Es darf nur noch fünf horizontale Elemente geben, keine Aufbauten, einfachere Endplatten und ein Leitwerk unter dem Flügel mit nur zwei Strömungsrichtern.
Der von Force India getestete Prototyp entsprach exakt dem neuen Reglement. Die Teams bekamen den genauen Wortlaut bereits vor der Sommerpause, veröffentlicht ist das finale Reglement noch nicht. "Es war noch ein sehr junges Design, aber im Grundsatz werden die Flügel im nächsten Jahr so aussehen", glaubt Green.
Aus Zeit- und Kostengründen hatte Force India noch kein strukturelles Element gebaut, weshalb der Flügel nur Geschwindigkeiten von bis zu 250 Stundenkilometer und keine Fahrten über die Kerbs standhielt. Doch mit 250 km/h konnten alle Kurven im Renntempo absolviert wurden, nur auf der Geraden musste gelupft werden.
Erkenntnisse konnten die Force-India-Ingenieure also gewinnen. "Wir haben gerade erst damit angefangen, die Daten auszuwerten, weil es im Sommer den Shutdown gab. Aber es war ein sehr hilfreicher Test."
Für die Ingenieure ging es vor allem darum, die realen Daten mit ihren CFD-Simulationen zu vergleichen. Deshalb waren an den Boliden auch zahlreiche Messinstrumente installiert.
Für das kleine Team war es besonders wichtig, diese Gelegenheit wahrzunehmen. In Freien Trainings sind Tests mit den neuen Frontflügeldimensionen verboten, die Autos müssen dem aktuellen Regelwerk entsprechen. Erst in Abu Dhabi nach dem Saisonfinale gibt es wieder die Möglichkeit, den Flügel zu testen. "Für uns als kleines Team ist das aber zu spät, bis dahin müssen wir das Design bereits freigegeben haben", erklärt Green.
Die erste interessante Erkenntnis gibt es aber auch ohne ausführlich Auswertung bereits: Der neue Frontflügel kostet vor allem Abtrieb am Heck. "Es ist sehr viel schwieriger, dort Abtrieb zu generieren", weiß Green. "Wir verlieren dadurch auf jeden Fall hinten Abtrieb, das versuchen wir nun irgendwie zurückzubekommen."
Ganz einfach wird das allerdings nicht. Denn neben dem Frontflügel werden auch die Bremsbelüftungen überarbeitet. 2019 wird dieser Bereich viel cleaner. "Das ist eine große Änderung, das darf man nicht unterschätzen", so Green.
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