Um Formel-1-Legende Michael Schumacher ist es in den vergangenen Jahren nach seinem schweren Skiunfall ruhig geworden. Management und Familie halten sich was den Gesundheitszustand des Rekordweltmeisters angeht konsequent bedeckt. Der richtige Weg, wie FIA-Präsident und Schumacher-Vertrauter Jean Todt findet.

"Er ist von seiner Familie und seinen Angehörigen umgeben", erklärte Todt in einem Interview mit der argentinischen Tageszeitung La Nación. Der 72-Jährige pflegt nach wie vor einen engen Kontakt zu Michael Schumacher und dessen Familie. "Ich fühle mich gesegnet, regelmäßigen Zugang zu haben", wird er zitiert.

Das Interesse der Öffentlichkeit an der Verfassung des Weltstars ist weiterhin ungebrochen. Todt versteht jedoch das Vorgehen der Familie Schumacher. "Seine Gesundheit ist eine Privatangelegenheit", stellt Todt klar, der wie viele Weggefährten Schumachers häufig nach dessen Zustand befragt wird.

Er ist der Ansicht, dass die Menschen den Weg der Familie Schumacher über vier Jahre nach dem verheerenden Skiunfall im französischen Méribel langsam akzeptieren sollten. "Ich denke, es ist an der Zeit Michael sein Leben in Frieden leben zu lassen", fordert Todt, der als Teamchef von Ferrari eine Schlüsselfigur in Schumachers Formel-1-Karriere war.

Jean Todt und Michael Schumacher: Mehr als nur Teamchef und Fahrer

Der Kerpener fuhr von 1996 bis 2006 bei der Scuderia und gewann in dieser Zeit fünf seiner insgesamt sieben WM-Titel unter der Leitung von Todt. "Es ist schwer in Worte zu fassen, was Michael mir bedeutet", hatte der Wegbegleiter erst kürzlich im von der FIA herausgegebenen Magazin 'Auto' Einblicke in seine Gefühlswelt gegeben.

"Wenn es um ihn als Formel-1-Fahrer geht, sprechen die Zahlen für sich", so Todt, den aber weitaus mehr mit Schumacher verbindet als die Erfolgsgeschichte mit Ferrari. "Ich erinnere mich daran, wie ich auf dem Weg zum Podium am 8. Oktober 2000 in Suzuka, als er seinen ersten Titel mit Ferrari geholt hatte, zu ihm sagte, dass unsere Leben von diesem Moment an nicht mehr dieselben sein würden."

"So war es dann auch, doch unsere Beziehung hatte sich schon lange davor verändert und war längst mehr als die übliche Dynamik zwischen Teamchef und Fahrer," so Todt weiter. "Sie wurde zu einer engen Freundschaft. Und mit jedem Tag den wir zusammen verbrachten und gute sowie schlechte Zeiten durchlebten, fand ich heraus wer Michael wirklich war."

Todt: Michael Schumacher konnte auf Öffentlichkeit arrogant wirken

Die Unnahbarkeit Michael Schumachers, welche dazu führte, dass er von den Medien oft als Roboter bezeichnet wurde, rührte laut Todt vom genauen Gegenteil her. "Er war noch ein Jüngling auf dem Weg zum Erwachsenwerden. Er war sehr bescheiden, großzügig, leidenschaftlich, entschlossen und taff. Aber er war auch schüchtern, und das konnte ihn für die Außenwelt manchmal arrogant erscheinen lassen."

Todt ist dankbar dafür, dass sich sein Weg und der Schumachers damals bei der Scuderia kreuzten: "Ich hatte großes Glück, Michael so gut kennengelernt zu haben, nachdem er mir zunächst als sehr ehrgeiziger Rivale im Langstreckensport über den Weg lief", erklärt Todt, der 1990 Teamchef bei Peugeot in der Sportwagen-WM war, während Schumacher als Werksfahrer bei Mercedes ins Lenkrad griff. Was dem Modellathleten Schumacher lange nach seiner von Gefahren gespickten Karriere als Profirennfahrer geschah, lässt Todt nicht los.

Todt in Gedanken immer bei Michael Schumacher

"Michael ist ein schreckliches Schicksal widerfahren, aber er hat mit Corinna eine außergewöhnliche Frau an seiner Seite sowie seine zwei erwachsenen Kinder Gina Maria und Mick, auf die er wohl sehr stolz wäre", so Todt, der in dieser schwierigen Zeit stets an seinen guten Freund denkt: "In meinen Gedanken und mit meinen Gefühlen bin ich immer bei ihm, wo auch immer ich mich gerade aufhalte."