Die Formel 1 tritt beim Großen Preis von Ungarn zum letzten Duell vor der Sommerpause an. Auf dem Hungaroring steigt beim zwölften Rennen des Jahres der erste kleine Showdown zwischen den Titelaspiranten von Mercedes und Ferrari. Der Klassiker vor den Toren Budapests verspricht nach dem Kracher in Hockenheim noch einmal Spannung pur. Alle Infos zum Wochenende.

Rennen eins nach Hockenheim: Vettel in Budapest noch mental angeknackst?

Das Rennen in Hockenheim nahm in der 51. Runde eine schlagartige Wende - und der Kampf um die Weltmeisterschaft ebenso. Nach Lewis Hamiltons Defekt am Samstag war Sebastian Vettel geradewegs auf Kurs seine WM-Führung mit dem ersten Heimsieg auf dem Hockenheimring um eine beträchtliche Anzahl Punkte auszubauen. Doch statt die Position frühzeitig vor der Sommerpause zu festigen ging der Ferrari-Star kurz vor dem Ziel zu Boden.

"Deshalb ist es in dem Moment und zu diesem Zeitpunkt bitter", so Vettel über seinen Fehler. Angesichts 17 Punkten Rückstand auf Hamilton ist es unwahrscheinlich, dass er in Budapest die WM-Führung vor dem Break zurückerobern wird. Damit das gelingt, müsste der Konkurrent in Silber schon einen ziemlich schlechten Sonntag erwischen. Doch Vettel stand nach seinem Niederschlag in Hockenheim gleich wieder auf - oder versuchte es zumindest.

So sehr er auch den Anschein machte die Situation mit Fassung zu tragen, so sehr schien er damit zu hadern den Ausgang dieses Rennens zu realisieren: "Ich werde heute Nacht jetzt meine Schwierigkeiten haben, einzuschlafen, weil ich etwas falsch gemacht habe." Den eigenen Fehler innerhalb von nur fünf Tagen wieder zu verarbeiten und in der gleichen Höchstform ins Cockpit zurückzukehren, die er bis zuletzt zeigte, wird schwierig.

2017 ging Vettel mit seinem Sieg und 14 Zählern Vorsprung auf Hamilton in die Sommerpause. Mit einem derartigen Vorsprung auf Hamilton wird es nichts. Der Sieg ist dafür wieder drin. "Wir haben ein starkes Auto und können zuversichtlicher sein als alle anderen", glaubt Vettel. Der SF71H dürfte in Ungarn in der Tat der Favorit sein. Letztes Jahr war die Scuderia bereits unschlagbar und auch so ist Budapest keine Mercedes-Strecke.

Hockenheim 2018: Wie teuer kommt Vettel sein Fehler zu stehen? (06:52 Min.)

Mercedes: Trotz Doppelsieg kein Höhenflug

Für Mercedes war Hockenheim nach dem Pech beim Triple Header ein wahres Geschenk. Nicht nur in der Fahrerweltmeisterschaft, auch bei den Konstrukteuren liegen die Silberpfeile jetzt wieder an der Spitze. "Wir hatten in dieser Saison schon unsere Portion Pech, aber in Hockenheim hatten wir das Gefühl, als ob sich das Blatt gewendet hat", so Mercedes-Teamchef Toto Wolff.

Gleichzeitig macht er sich keinerlei Illusionen. Den Doppelsieg aus Hockenheim zu wiederholen wird nicht einfach. "Nüchtern betrachtet wissen wir, dass wir in Hockenheim nicht das schnellste Auto hatten", so Wolff, der Ferrari und Red Bull auf einer der Problemstrecken von Mercedes fürchtet: "Der Hungaroring ist ein Kurs, der nach viel Abtrieb verlangt, und auf dem Papier sollten beide Teams dort sehr schnell sein."

Selbst wenn es seinem Team gelingt die WM-Führung in die Sommerpause zu retten, ist dieses Etappenziel noch kein Grund sich zurückzulehnen. "Es ist uns bewusst, dass es keine Preise für Halbzeit-Meister gibt. Deshalb werden wir weiter alles geben, um unsere Performance zu verbessern", so Wolff, der offenbar damit zufrieden wäre, wenn Mercedes in dieser unvorhersehbaren Saison in Budapest sauber bleibt: "Wir werden unser Bestes geben, um mit so vielen Punkten wie möglich in die Sommerpause zu gehen."

Der Hungaroring im Strecken-Check

Der Hungaroring war mit seinem sehr speziellen Layout seit jeher eine besondere Herausforderung im GP-Kalender - gerade was den Rennsonntag anbelangt. Mit den Boliden der Generation 2017 ist es für die Piloten gleich nochmal eine ganze Ecke anspruchsvoller geworden. Bot die Rennstrecke nahe Ungarns Hauptstadt ohnehin schon wenig Platz zum Überholen, geht es ab dieser Saison noch enger zu.

Der in seiner heutigen Form 4,381 km lange Hungaroring wurde 1986 eröffnet. Seitdem ist der von Istvan Papp konzipierte Kurs nordöstlich von Budapest ein fester Bestandteil des Rennkalenders. Abgesehen von einer Verlängerung der Start- und Zielgeraden im Jahr 2003 um 202 Meter ist das Layout der Rennstrecke nach wie vor identisch mit seinem Ursprung. Zur Saison 2016 wurde zuletzt die Asphaltdecke rundum erneuert.

Die Kurven des Hungarorings sind seit jeher ein Gradmesser für das Chassis der Boliden, weshalb sich vor allem Teams wie Red Bull und McLaren Chancen ausrechnen, die Abstände zu verringern. Die Top-Teams sind aber auch in Budapest zumeist der Favorit. Außenseiter dürfen sich eher Chancen ausrechnen, wenn Regen das Feld ordentlich durchmischt.

Wetterbericht für die Formel 1 in Ungarn

Nach dem Regenchaos von Hockenheim könnte es auch in Ungarn wieder Action geben. Freitags und Samstag soll der Sommer die Formel 1 wie für Budapest typisch im Griff haben. Außentemperaturen von bis zu 31 Grad Celsius versprechen im Zusammenspiel mit dem dunklen Asphalt für eine wahre Hitzeschlacht. Am Sonntag jedoch droht abermals Regen. Pünktlich zum Rennstart steigt die Regenwahrscheinlichkeit auf 40 Prozent.

Reifenschlacht auf dem Hungaroring

Obwohl der 2016 neugelegte Asphalt in Verbindung mit den für gewöhnlich heißen Temperaturen für hohe Belastungen sorgt, verzichtet Pirelli auf den Einsatz des 0,4 Millimeter dünneren Reifens. Beinahe schon verwunderlich, denn bei heißen Bedingungen trat zuletzt verstärkt Blistering auf. Die Italiener sahen für den Hungaroring aber kein Risiko.

"Der Reifen arbeitet (in Ungarn, Anm. d. Red.) die ganze Zeit mit lateralen Kräften. Vielleicht verteilt sich die Temperatur gleichmäßiger und wir können das Blistering reduzieren, weil du dadurch einen größeren Teil der Lauffläche nutzt", hatte Pirelli-Motorsportchef Mario Isola im Exklusivinterview mit Motorsport-Magazin.com die Entscheidung gegen den dünnen Reifen erklärt.

Spannend macht es in Ungarn auch die Reifenwahl. Hamilton und Vettel sind auf gänzlich unterschiedlichen Strategien unterwegs. Auch Red Bull plant leicht anders als Mercedes und Ferrari. Verständlich, rechnet man sich mit dem RB14 in Budapest doch bessere Chancen als zuletzt aus. Es wird also zumindest in Sachen Taktik alles andere als langweilig.

Formel 1, Ungarn 2018: F1 TV Pro Live-Stream, Programm, Zeitplan

Der Grand Prix von Ungarn ist für die TV-Zuschauer in Deutschland und Österreich mit RTL und n-tv respektive ORF auf den angestammten Kanälen zu sehen. In der Schweiz zeigt der SRF das Qualifying auf SRFInfo und lässt das Rennen am Sonntag sogar aus. Die Übertragung des GP wird der Schwingen-Übertragung geopfert. Das Glück der Eidgenossen: F1 TV läuft mittlerweile zuverlässig. Im offiziellen Livestream der Königsklasse gibt es wie immer jede Session live und mit frei wählbaren Kameraperspektiven zu sehen.