Zwei Punkte. Nach dem Formel-1-Rennen in Silverstone ist das die magere Ausbeute für Haas. Am Ende rettete Kevin Magnussen noch Platz neun über die Linie, in der letzten Runde hatte er den achten Platz wieder an den mit frischen Soft-Reifen ausgestatteten Fernando Alonso verloren. Gestartet war Magnussen von Platz 7, Grosjean von Platz 8, und wie schon in Österreich schienen die beiden jene Fahrer zu sein, die es im Mittelfeld zu schlagen galt.

Die Hoffnung auf eine Mittelfeld-Dominanz wie in Österreich und auf fette Punkte zerstörte sich schon nach drei Kurven. Romain Grosjean verschätzte sich wie Kimi Räikkönen vor ihm in der ersten engen Rechtskurve und rutschte mit blockierenden Rädern seinem Teamkollegen Magnussen ins Auto. Beide Haas drifteten in die Auslaufzone, das halbe Mittelfeld flog vorbei.

Von da an war Haas zum Aufholen gezwungen - Magnussen hatte sich bei der Kollision mit Grosjean den Unterboden beschädigt, hatte mit der Balance seines Autos zu kämpfen. Trotzdem kam er gut voran, schaffte es zurück in die Top 10. Grosjean dahinter hatte ebenfalls zu kämpfen - und landete im Reifenstapel, nach Kontakt mit Carlos Sainz in der Copse-Kurve. Strafe gab es dafür keine, aber mit dem nächsten Ausfall blieb Grosjean wieder mal punktelos.

Steiner nach Silverstone: Haas muss aufhören, Punkte zu verlieren

Nach dem Rennen in Silverstone war Haas-Teamchef Günther Steiner nicht glücklich über das Chaos, das bei Haas an diesem Wochenende geschehen war. "Es kann passieren, sollte es aber nicht", so Steiner in seiner Medienrunde. Und bei Haas passiere es einfach viel zu oft: "Wir müssen aufhören, Punkte zu verlieren. Wir machen es von selbst. Letztes Jahr mussten wir in die Punkte reinkommen, aber momentan müssen wir aufhören, andauernd aus den Punkten rauszufliegen."

Die Verantwortung sieht Steiner ganz klar bei den Fahrern - als Teamchef könne er bei solchen Dingen wie bei einem Startunfall nichts machen. "Ich bin sicher, dass Romain es nicht mit Absicht gemacht hat", kommentiert Steiner den Start-Crash. "Die Fahrer müssen besser werden beim Vermeiden solcher Situationen. Das Team kann da nichts machen."

Grosjean im Pech? Zwei Unfälle, Chassis beschädigt

Besonders im Fokus steht natürlich wieder Haas-Pilot Romain Grosjean. Zuerst beschädigte er beim Abflug im 1. Training sein Chassis. Dann der Start-Crash mit dem Teamkollegen. Und dann das Renn-Ende nach der Kollision mit Carlos Sainz. "Ich würde das nicht Pech nennen. Es wird etwas frustrierend", sagt Steiner nach dem Rennen.

Am Freitag nahm er Grosjeans Abflug noch mit Humor, davon kann heute keine Rede mehr sein. "Weil am Freitag verlieren wir keine Punkte", erklärt er gegenüber Motorsport-Magazin.com. "Aber heute reisen wir ab, und die hinter uns sind nähergekommen und die vor uns weiter weg." Renault holte mit Nico Hülkenberg Platz 6, während Force India beide Autos in die Top 10 brachte und jetzt nur mehr zwei Punkte hinter Haas in der Konstrukteurs-WM liegt.

Grosjean hat sich zwar entschuldigt, wie Steiner erklärt, aber Punkte bringt das auch keine mehr. "Jetzt sind wir wieder ganz unten, und wir müssen wieder rauskommen", so Steiner zu Grosjeans Situation, "und wir werden wieder rauskommen. Es ist nur immer harte Arbeit, und diese harte Arbeit sollten wir in den Kampf um die Punkte stecken, nicht ins ständige Aufholen." Das ist einfach mühsam für Steiner: "Es geht immer nur um das Aufholen, nie um das Vorwärtskommen."

Steiner unterstützt Grosjean, aber verlorene Punkte nicht akzeptabel

Trotzdem nimmt Steiner Grosjean auch in Schutz und stellt klar: Er wird seinen Fahrer weiterhin unterstützen. "Weil wir wollen als ein Team erfolgreich sein. Ich weiß nicht, wo die Grenze ist, aber ich bin noch nicht dort", begründet Steiner seinen Ansatz. Er warnt aber: "Irgendwann kommt der Punkt, an dem wir aufhören müssen, Punkte zu verlieren."

Das Chassis, welches Grosjean am Freitag beschädigt hat, kann zumindest repariert werden. Jetzt will sich Steiner erst einmal in Ruhe durch das Chaos des Silverstone-Wochenendes arbeiten. "Wir sind noch immer in einer guten Position, das Auto ist gut, nichts ist verloren", meint er am Ende. "Aber wir kommen dem Punkt nahe, an dem wir etwas verlieren."