Unfassbare Szenen spielten sich schon vor dem Formel-1-Rennen in Silverstone ab: Im Sprintrennen der Formel 2, das am Sonntagvormittag stattfand und der Deutsche Maximilian Günther gewinnen konnte, kam es in der Auslaufrunde zu einem regelrechten Skandal.
Haas-Nachwuchspilot Santino Ferrucci fuhr in der Ehrenrunde absichtlich Teamkollege Arjun Maini ins Heck. Offenbar war der US-Amerikaner nach einer Szene im Rennen so sauer, dass er zum Revanchefoul ausholte. Zuvor hatte Maini in Kurve vier überholt, ehe Ferrucci ihn von der Strecke drängte.
Anschließend blieb Ferrucci der Anhörung bei den Stewards fern, weshalb die Strafe wohl noch drastischer ausfiel. Für den Zwischenfall im Rennen wurde Ferrucci disqualifiziert, für den absichtlichen Rammstoß danach brummten ihm die Stewards eine Sperre für die nächsten beiden Events in Ungarn und Belgien und zusätzlich eine Geldstrafe in Höhe von 60.000 Euro auf.
Trident, das Team der beiden Streithähne, hatte selbst vor den Stewards ausgesagt, dass es sich beim Zwischenfall in der Auslaufrunde um eine absichtliche Aktion von Ferrucci handelte.
Außerdem muss Ferrucci weitere 6.000 Euro zahlen, weil er gegen das Technische und Sportliche Reglement verstieß. Ein FIA-Beobachter sah den Formel-2-Piloten, wie er auf dem Weg vom Fahrerlager der Rahmenserien zur Boxengasse fuhr und dabei nur einen Handschuh trug und gleichzeitig ein Telefon in der Hand hatte. Auch hier hatte sich Ferrucci geweigert, vor den Stewards auszusagen.
Besondere Schärfe erhält der Zwischenfall, weil Ferrucci und Maini nicht nur Teamkollegen bei Trident, sondern auch noch beide Nachwuchspiloten von Haas F1 sind. Haas-Teamchef Günther Steiner wollte sich zum Zwischenfall aber noch nicht äußern: "Ich weiß, was passiert ist, aber ich will mir die Szenen erst in der kommenden Woche genauer ansehen."
Ferrucci gilt zwar nicht als großes Nachwuchstalent, hat aber aufgrund seiner Herkunft Beziehungen zum Formel-1-Team von Haas. Ferrucci durfte bei Testfahrten 2016 und 2017 schon den Formel-1-Boliden des Rennstalls pilotieren.
Team distanziert sich von Ferrucci
In einem Statement, das Trident später veröffentlichte, positionierte sich das Team ganz klar: "Trident spricht Arjun Maini und seiner Familie seine Solidarität für die Unsportlichkeiten und das unzivilisierte Verhalten aus, die nicht nur an diesem Wochenende von Santino Ferrucci und seinem Vater ausgingen."
Obwohl die Strafe der Stewards einen Start in der Formel 2 zu einem späteren Zeitpunkt der Saison nicht verbieten, ist eine Rückkehr Ferruccis eher unwahrscheinlich. Zumindest bei Trident jedenfalls. "Unsere Anwälte kümmern sich um die vertraglichen Auswirkungen der Geschehnisse", heißt es vom italienischen Team. "Noch nie in unserer zwölfjährigen Geschichte ist so etwas oder auch nur etwas Ähnliches passiert. Wir entschuldigen uns für die Show, die wir bedauerlicherweise abgeliefert haben."
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