Bei Romain Grosjean war nach dem Formel-1-Qualifying in Österreich Jubel-Stimmung angesagt. Platz 6 auf dem Zeitenmonitor, nach der Strafe für Sebastian Vettel am Samstagnachmittag wurde daraus ein fünfter Startplatz für das Rennen in Österreich. Die perfekte Gelegenheit für Grosjean, um das Ruder endlich herumzureißen und seine bisher punktelose Katastrophen-Saison hinter sich zu lassen.

Denn 2018 wartet Grosjean seit sieben Rennen - also seit dem Saison-Auftakt in Australien - auf Punkte. Zum Teil sind selbst verschuldete Fehler dafür verantwortlich, wie der Crash in Baku. Oftmals war es einfach nur Pech. Man denke nur an das Murmeltier in Frankreich oder das lose Rad nach dem Boxenstopp in Australien. Ein positives Ergebnis ist dringend angesagt, schließlich hat Grosjean für 2019 noch keinen Vertrag, und Haas-Teamkollege Kevin Magnussen punktet fleißig.

Grosjean: Neustart in Spielberg nach Negativ-Serie

Mit Startplatz 5 sieht Grosjean für den Sonntag in Österreich perfekte Bedingungen, um ordentlich Punkte für sich und für sein Team Haas zu holen. "Es wäre nett, hier eine Positiv-Spirale neu zu starten", meint er nach dem Qualifying, "weil seit Melbourne war das eine Negativ-Spirale." Oft war Grosjean, wie zuletzt in Frankreich, schneller als Magnussen. Am Ende stand aber stets die Null hinter seinem Namen.

Mit seiner letzten Qualifying-Runde schlug Grosjean heute sogar den Red Bull von Daniel Ricciardo. Das hatte er erst recht nicht erwartet: "Vor dem Qualifying haben wir gedacht, sie seien zu weit weg. Wir waren ziemlich überrascht, dass wir einen schlagen konnten." Die Strecke in Österreich ist ideal für Haas, erklärt Grosjean: "Hier gibt es viele mittelschnelle und schnelle Kurven, da sind wir sehr schnell." Haas will in Spielberg dann auch im Rennen schnell sein, die Renn-Simulationen sahen am Freitag gut aus.

Ohne Zweifel war Haas am ganzen Wochenende das stärkste Team im Mittelfeld der Formel 1, am Ende schaffte es Grosjean sogar mit nur einem Satz Reifen durch das zweite Qualifying-Segment. Etwas, das sonst nur die Top-Teams Mercedes, Ferrari und Red Bull schaffen. Im Mittelfeld ist es normalerweise zu eng dafür, und das Risiko, Q3 zu verpassen, ist zu groß. In Q3 hatte Grosjean heute daher zwei frische Ultrasoft-Reifensätze und konnte zwei schnelle Runden versuchen.

Grosjean in Österreich nicht unter Vertrags-Druck

Braucht der punkte- und glücklose Grosjean in Spielberg eigentlich unbedingt ein gutes Ergebnis? Schließlich sollen bei Haas demnächst die Verträge für die nächste Formel-1-Saison ausgehandelt werden, beide Fahrer haben noch nichts unterschrieben.

Grosjean hebt aber gleich hervor: Der Vertrag für 2019 hängt nicht nur an einem Punkte-Ergebnis in Österreich. Sicher, Punkte müssen her, aber das müssen sie bei Haas ohnehin immer, so Grosjean: "Sagt das Team zu mir, dass ich am Morgen aufstehen und zur Rennstrecke muss? Das ist so ziemlich das Gleiche." Zu den Vertragsverhandlungen bei Haas gehöre noch viel mehr als nur ein Punkte-Ergebnis.

Über einen Vertrag für die Saison 2019 hat es laut Grosjean schon Gespräche gegeben. "Natürlich hilft es nicht, dass ich keine Punkte habe. Vielleicht wäre es sonst anders. Aber ich glaube, das Team weiß, was ich leisten kann", ist er zuversichtlich.

Grosjean hofft auf Haas-Comeback in der WM

Bis jetzt haben in der Formel-1-Saison 2018 die Pleiten, Pech und Pannen bei Haas und besonders bei Grosjean dem Team stark zugesetzt. Immer wieder hatten sie das schnellste Auto im Mittelfeld, aber momentan liegen sie hinter Renault, McLaren und Force India nur auf dem siebten Platz in der Konstrukteurs-WM.

Mit dem Spielberg-Ergebnis soll sich das endlich ändern. "Jeder hat schlechte und gute Zeiten in der Saison, wir hatten unsere schlechten Zeiten schon. Jetzt hoffen wir, dass wir zurückkommen und um eine gute Position in der Konstrukteurs-WM kämpfen können", ist Grosjean optimistisch.