Alain Prost, Didier Pironi, René Arnoux, Jacques Laffite und natürlich Renault. Frankreich hat in der Formel 1 schon jede Menge klangvoller Namen und großer Sieger hervorgebracht. Die Königsklasse ist in der Grand Nation ein großer Sport. Das belegen auch gleich sieben verschiedene Austragungsorte des französischen Grand Prix.

Doch zuletzt herrschte Ebbe. Vor dem gefeierten Comeback 2018 in Le Castellet stieg der letzte Frankreich GP 2008 in Magny-Cours. Das sind zehn Jahre F1-Pause. Noch länger zurück datiert der letzte große Erfolg. 2005 und 2006 krönte sich das Werksteam Renault zum Weltmeister.

Französische Erfolge in Formel 1 nach Prost rar gesät

Mit Blick auf die Fahrer muss man noch einmal deutlich weiter in der Geschichte zurückspulen: 1996 siegte zum letzten Mal ein Franzose für die zuvor durch Alain Prosts 51 Triumphe verwöhnte Nation - Olivier Panis. Aber nur durch einen völlig verrückten Monaco GP. Ein Jahr zuvor hatte auch noch Ferrari-Pilot Jean Alesi seinen einzigen F1-Sieg gefeiert.

Dieses Duo ist es auch, das in den letzten Jahrzehnten als einziges eine wirklich nennenswerte Zahl an Rennen für Frankreich bestritt. 2007 und 2010 fehlte der F1 gar völlig ein französischer Stammpilot. Seitdem gelang es einzig Romain Grosjean, die 100 GP-Schallmauer zu durchbrechen. Gesiegt hat der heutige Haas-Pilot dabei genauso wenig wie eine ganze Reihe kurzer F1-Besucher der vergangenen Jahre. Charles Pic, Franck Montagny, Jean-Eric Vergne, Sebastien Bourdais - die Liste der in der F1 gescheiterten Franzosen der jüngeren Vergangenheit.

Jules Bianchi hätte Frankreich den Glanz bringen können

Jules Bianchi hätte dem ein Ende setzen können. Doch bevor der Franzose sein großes Talent bei Ferrari wirklich unter Beweis stellen durfte, raubte ihm das Schicksal alles.

Eine neue goldene Generation

Doch nun bricht ein neuer Morgen an. Renault ist zurück als Werksteam. Der Frankreich GP ebenso. Noch dazu verfügt die Grand Nation endlich wieder über eine ganze Reihe aufstrebender Talente. Bei dem wohl größten handelt sich ausgerechnet um einen Jugendfreund Bianchis: Charles Leclerc. Der Ferrari-Junior -aktuellen Gerüchten zufolge fast schon fix als Räikkönen-Erbe für 2019 - ist allerdings Monegasse, damit kein 'echter' Franzose, tickt aber so. Ein Stück weit gilt das auch noch für McLaren-Belgier Stoffel Vandoorne.

Romain Grosjean unterdessen ist immer noch da, sieht seine Zeit sich trotz inzwischen 32 Lenzen, trotz extremer Fehleranfälligkeit, noch nicht dem Ende neigen. Erst jüngst sprach der eigentlich gebürtige Schweizer mit französischer Rennlizenz im Exklusiv-Interview mit Motorsport-Magazin.com noch vom weiter lebenden Ferrari-Traum.

Aber damit eben noch nicht genug. Mit Pierre Gasly bei Toro Rosso und Esteban Ocon bei Force India haben Red Bull und Mercedes gleich zwei weitere potentielle Top-Stars der F1-Zukunft in den Startlöchern. "Mein Ziel ist es, so schnell wie möglich im Red Bull zu sitzen", stellt Gasly klar. Gut möglich also, dass in zwei, drei Jahren plötzlich überall französisch gesprochen wird: Mit Leclerc bei Ferrari, Ocon bei Mercedes und Gasly bei Red Bull.

Esteban Ocon: Bester Franzose sein ist egal

Doch erst einmal freut sich die ganze Gruppe über die französische Formel-1-Renaissance. "Der Frankreich GP wird das Highlight. Da funkeln die Sterne schon in meinen Augen, ich kann wirklich mehr als nur glücklich darüber sein. In meiner Heimat zu fahren war immer ein Traum von mir", frohlockte Esteban Ocon schon vor einigen Wochen im Monaco-Interview mit Motorsport-Magazin.com. Noch so ein quasi französisches F1-Element. Genauso der frankophile Kanada GP vor zwei Wochen.

So richtig prickelt jedoch nur die Heimat selbst. "Ich bin super beeindruckt", schwärmt Gasly. "Das letzte Mal als ich hier war, war 2014 und jetzt sind hier so viele Tribünen, viel mehr Menschen als ich damals mit Esteban hier 2013 und 2014 gefahren bin. Einfach unfassbar, zurückzukommen und mein erstes Heimrennen zu bestreiten."

Pierre Gasly: Heimrennen im ersten Jahr ein Privileg

Für Gasly ein Privileg. "Wir haben echt Glück, denn all die französischen Fahrer der letzten zehn Jahre hatten das so nicht. Ich habe gleich in meiner ersten Saison die Chance, in meinem Land zu fahren. Das ist echt eine tolle Gelegenheit", so der Toro-Rosso-Pilot. Zumal er sich dank Honda-Upgrade und des unbekannten Terrains auch für alle anderen auch noch einiges ausrechnet. "Das ist eine gute Gelegenheit", meint Gasly. Deshalb nahm er lieber in Kanada eine Strafe in Kauf, um beim Heimrennen nicht strafversetzt zu werden.

Die Top-Teams dürften dennoch unschlagbar sein. Dahinter muss sich Gasly dann wohl oder übel auch mit seinen Landsleuten herumschlagen. Grosjean bei Haas, Ocon bei Force India heißen die direkten Gegner. Französische Sonderwertung also? "Es gibt keine Klassifizierung für die besten Franzosen", winkt Ocon zwinkernd ab. "Es ist nicht so wichtig der beste Franzose zu sein. Wir wollen einfach unseren besten Job machen und ich wir haben jetzt das Auto, um uns gut zu qualifizieren und vorne im Mittelfeld mitkämpfen zu können." Noch dazu soll auch bei Force India ein frischer Mercedes-Motor helfen.

Das sieht Grosjean jedoch auch so. "Ich denke, sie sind sehr hoch", so der Haas-Pilot in der FIA-Pressekonferenz auf die Frage, wie die Chancen stehen, die anderen beiden - auch Gasly und Ocon waren in der Heimat natürlich im PK-Aufgebot - zu schlagen. Kurios: Auch für den Routinier des Trios ist es das erste Heimrennen. "Es ist etwas Besonderes", meint er deshalb. "Als ich 2009 in die F1 kam war es genau das erste Jahr nachdem es mit dem Frankreich GP vorbei war …" All die Jahre habe er dann auf die Rückkehr gehofft, sich an jedes Gerücht geklammert. Nun ist es endlich so weit. Vive la France!