Vergangenes Wochenende fand am A1 Ring im österreichischen Spielberg der Classic Grand Prix 2003 statt. Wir berichteten bereits im Vorfeld darüber und möchten Ihnen heute den Star der diesjährigen historischen Formel 1 (FIA Cup für Throughbred Grand Prix Cars) vorstellen. Sein Name ist Fredy Kumschick, sechsmaliger Europameister historischer Rennserien und Leiter eines Lotusvertriebes in der Schweiz, der sich am Samstag unseren Fragen stellte.
Wie kamen Sie zum Rennsport?
Fredy Kumschick: Ich bin vor 30 Jahren mal Go Kart gefahren, mit beschränken Mitteln, dann hab ich aber aufgehört und mein Geschäft aufgebaut, eine Lotusvertretung in der Schweiz. Vor 18 Jahren hat ein Kunde gefragt, ob ich ihm ein Auto präpariere für historische Rennen. Das habe ich gemacht und er ist immer Zweiter geworden. Daraufhin sagte er, weißt du, wenn das Auto besser wäre, könnte ich gewinnen. Ich habe gedacht, komm das will ich selber ausprobieren und so hab ich angefangen.
Wie lange bestreiten Sie bereits Rennen?
Fredy Kumschick: 17 Jahre!
Welche Serien fuhren Sie bereits? Die TGP gibt es ja erst seit 1995!
Fredy Kumschick: Historische Rennen gibt es seit 30 Jahren. Ich habe angefangen mit Formel Junior, dann Formel 2 und jetzt historische Formel 1, das seit zweieinhalb Jahren.
Bereits von 1989 bis 1991 errang Freddy Kumschick (Lotus 27) den Titel des historischen Formel Junior–Europameisters und suchte sich daraufhin eine neue Herausforderung in der European Historic Formula 2 Trophy. Dort bildete er zusammen mit Peter Stobinski (Brabham, March) aus Böblingen ein Team, bestritt seine Rennen auf einem 260 PS starken Lotus 69 von Emerson Fittipaldi (1970) und errang auf Anhieb 1992/93/98 weitere Titel in der Europameisterschaft.
Was fasziniert Sie besonders am Rennsport?
Fredy Kumschick: Mich fasziniert die Technik und wie man die Technik beeinflussen kann. Dadurch mache ich das Auto schneller, um dann Pole und Sieg für Sieg herausfahren zu können.
Sie kennen fast alle Strecken in Europa, wo ist der Reiz zu fahren am größten?
Fredy Kumschick: Brands Hatch in England und Spa in Belgien, weil die haben schnelle Kurven und das liebe ich.
Ihre schönste Erinnerung im Rennsport?
Fredy Kumschick: Ich habe mal einen aktuellen französischen Formel 3–Champion im Formel 2 um einen Meter besiegt, das war toll.
Wie geht man mit Unfällen um?
Fredy Kumschick: Ich bin ein Mensch, der schwierige Situationen eher vergisst, aber ich glaube, da hatte ich fast noch nie was.
Und die Kollegen?
Fredy Kumschick: Es ist schon einmal ein Auto in der Mitte fast auseinander gebrochen. Ja, aber schlimme Verletzungen hatten wir bisher noch keine.
Der Sicherheitsstandard ist allerdings geringer als in der heutigen F1!
Fredy Kumschick: Wir fahren auch so, das wir meistens die Runde beenden, weil mir dann eben auch den Defekt wieder selber bezahlen müssen, das lernt dann jemand von selbst.
Wie haben Sie den Williams FWO 7 C erworben, war sicherlich nicht einfach?
Fredy Kumschick: Das ist klar. Ja, das Fahrzeug wurde mir zuerst verliehen für 2 Jahre, gratis, dadurch habe ich kann man sagen, einen Sponsor gefunden. Ich musste aber selbst restaurieren und einen Motor einbauen. Dann konnte ich es vor einem Jahr kaufen. Ansonsten wäre das Auto in andere Hände gekommen, aber auch deswegen, weil es eben jetzt so gut war in meinen Händen.
Nach einigen zweiten Plätzen kam für 2001 ein Angebot von Jo Vonlanthen (aus dessen umfangreicher F1–Sammlung), das er nicht ausschlagen konnte. Der Williams FWO 7C-14 von Carlos Reutemann (1981) als Leihgabe für die 1995 gegründete Thoroughbred Grand Prix Championschip. John Bladon (GB, Surtees) besiegte Kumschick in seiner ersten Saison gerade mal um einen einzigen Punkt und auch 2002 stand ein Brite im Wege, der Titel ging an Mike Whatley im Ensign N 175.
Was kostete das Auto?
Fredy Kumschick: Das Auto hat mich 200.000 Franken gekostet und plus die Restauration noch einmal so viel.
Der Wert einiger historischer Fahrzeuge aus der Formel 1 dürfte nach Aussagen verschiedener Mechaniker bei 500.000,- Euro bis 1.000.000,- Euro liegen.
Haben Sie Sponsoren?
Fredy Kumschick: Nein, Nein. Ich zahle alles selbst. Habe eine Lotus (Super Seven) - Vertretung seit über 20 Jahren.
Rennen fahren, bedeutet dadurch auch...
Fredy Kumschick: Hart arbeiten!
Was kostet ein Jahr?
Fredy Kumschick: Keine Ahnung, hab ich noch nie ausgerechnet. Da ich ein Geschäft habe, geht das alles in einen Topf rein und kommt von einem raus.
Mit 17 Jahren erwarb sich der gelernte Mechaniker aus einfachen Verhältnissen für 1.000 Franken sein erstes Auto, einen beschädigten Cortina Lotus, der in den folgenden Monaten zu neuem Leben erweckt wurde. Einige Jahre später importierte Kumschick bereits Super Seven (1957 bis 1973 von Lotus gebaut) aus England, machte sich 1978 selbständig und arbeitete zumindest die ersten 5 Jahre unter minimalen Verhältnissen. Doch 1988 gelang nach Umzug, Ausbau und einigen zähen Kämpfen mit den Banken der Durchbruch. Neben verschiedenen Rennboliden steht der Zusammenbau und Verkauf von Caterham Super Seven und die Sportwagen von Lotus, die er importiert und verkauft, im Mittelpunkt seines Geschäftes. Herauszuheben ist dabei der Caterham Super Seven Competition S7C (2,0 Liter Turbo, 303 DIN/PS), dessen verstärktes Chassis in England nach Kumschicks Plänen speziell angefertigt wird, auch in Schötz produziert wird und für 128.000 Franken zum Verkauf steht. Fredy Kumschick machte sein Hobby zum Beruf und ist verheiratet mit Elisabeth, die ihm nicht nur Privat zur Seite steht. Seine Vorlieben sind ein Bugatti EB 110 und ausgedehnte Urlaube in Australien.
Wie läuft die heurige TGP Saison und dieses Wochenende bisher?
Fredy Kumschick: Nicht so schlecht, 4 Rennen gefahren und 3 Rennen gewonnen. Also, normal nicht so schlecht. Heute sieht es im Moment noch nicht so gut aus, wir sind dabei, das Auto extrem umzubauen, haben dadurch etwas Zeit verloren.
Fredy Kumschick (Klasse C) führte die Meisterschaft vor Österreich mit 37 Punkten überlegen an. Dahinter folgten die Briten Mike Whatley im Ensign (Klasse B, 28 Punkte) und Mike Wrigley im Tyrrell (Klasse D, 23 Punkte). In der Klasse C erzielten der Spanier Joaquin Folch 18 Punkte, der Deutsche Christian Glasel 12 Punkte und der Schweizer Hubertus Bahlsen 10 Punkte.
Wie ist die Punkteverteilung in den verschiedenen Klassen?
Fredy Kumschick: Jeder bekommt gleich viel Punkte, wie früher bei der F1, also 9 – 6 – 4 – 3 – 2 – 1, aber jeweils pro Klasse, wie der Extrapunkt für die schnellste Runde und da gibt es noch einen Punkt für die Pole. Hab dadurch immer noch die Chance, einen Punkt extra zu ergattern, aber auch viel mehr Konkurrenz, als jemand in der Klasse B.
Zugelassen für die Meisterschaft (TGP) sind originale 3 Liter Formel 1 Autos (keine Turbolader), die von 1966 bis 1985 in der WM unterwegs waren. Es gibt vier Klassen und es sind maximal 28 Fahrzeuge am Start.
Klasse A: Alle Formel 1 – Autos, die vor dem 31.12.71 gebaut wurden
Klasse B: Alle Formel 1 – Autos, die bis 1971 ohne Abtriebshilfen gebaut wurden
Klasse C: Alle Formel 1 – Autos, die mit Abtriebshilfen gebaut wurden
Klasse D: Alle Formel 1 – Autos, die mit flachem Unterboden gebaut wurden
Haben Sie den Brabham vom Teamkollegen Christian Glasel ebenfalls erworben?
Fredy Kumschick: Nein, der gehört ihm. Wir haben ihn restauriert und betreuen ihn.
Er wird immer stärker...
Fredy Kumschick: Jetzt hab ich mir die Konkurrenz im eigenen Haus halt auch noch verschafft, aber macht nichts. Das hilft mir natürlich auch dafür, mein Hobby zu finanzieren!
Wie groß ist ihr Rennteam?
Fredy Kumschick: Sind alles, die dabei sind, ehrenamtliche Leute, wir sind zusammen ungefähr 10 Leute für 2 Autos.
Zum Abschluß noch ein paar Worte zur aktuellen F1!
Fredy Kumschick: Hab ich keine Ahnung. Ich schau mal ab und zu. Wenn es langweilig ist, dann schalt ich aus. Heute ist die Technik und das Geld so wichtig. Früher hatten die gar nicht die Möglichkeit so vorzugehen, aber jetzt ist es halt so.
Vielen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg!
Nachtrag:
Am A1 Ring konnten die Piloten vom Team Kumschick nicht ganz an die Erfolge der vergangenen Läufe anschließen. Christian Glasel auf Brabham BT 49 hinterließ im Training und Warm-Up (jeweils Platz 2) einen hervorragenden Eindruck und stellte sich vor dem Rennen noch für ein kurzes Interview zur Verfügung:
Welche Erwartungen haben Sie vom heutigen Rennen?
Christian Glasel: Platz 1 oder Platz 2 sollte schon rausspringen!
Eigentlich kann es nach Monza (Platz 3), Nürburgring (Platz 2) und zwei schnellsten Runden auf dem A1 Ring nur einen Sieger geben?
Christian Glasel: Ja. (und setzt dabei sein Siegerlächeln für die Fotografen auf)
Viel Erfolg!
Fredy Kumschick hatte wie bereits erwähnt mit einigen Problemen am Williams FW07C zu kämpfen und musste nach dem Training/Warm-Up (4/5) im Rennen mit Platz 4 vorlieb nehmen. Der überlegene Fahrer des Wochenendes war Joaquin Folch, der ebenfalls einen Williams FW07C steuerte, Training/Warm up (1/1) dominierte und einen ungefährdeten Start/Ziel–Sieg einfuhr. Richard Eyre im Williams FW08 (3/3) gewann das Startduell gegen Christian Glasel und wurde Zweiter vor dem deutschen Brabham–Piloten.
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