Verkehrte Welt beim Haas F1 Team: Nach Australien schlägt Kevin Magnussen auch im Qualifying zum Formel-1-Rennen in Bahrain 2018 (heute live bei RTL, im ORF, SRF und im F1-Live-Ticker auf Motorsport-Magazin.com) seinen oft höher eingeschätzten Teamkollegen Romain Grosjean, stellt im Teamduell auf 2:0.

Und das nicht zu knapp: Lag Grosjean in Melbourne im Q3 noch überschaubare eineinhalb Zehntel hinter dem Dänen zurück, kassierte der Franzose in der Wüste von Sakhir jetzt einen richtig herben Rückschlag. Während Magnussen erneut souverän das Q3 buchte, dort als Siebter nur um 0,029 Sekunden an Pierre Gasly auf P6 und damit dem Rang des ersten Nicht-Mercedes, -Ferrari oder -Red-Bull vorbeischrammte, scheiterte Grosjean dieses Mal bereits früher.

Verkehr, Verbremser: Grosjean ohne Grip weit hinter Magnussen

Doch war für Grosjean sogar nicht einmal in Q2 Schluss. Der Haas-Pilot überlebte nicht einmal die erste Session. Zeitgleich mit Fernando Alonso auf dem rettenden 15. Rang schied Grosjean als 16. sang und klanglos bereits in Q1 von Bahrain aus. "Ich bin die gleiche Zeit gefahren wie Alonso, aber leider ein paar Sekunden später", ärgert sich Grosjean. Dramatisch aber vor allem der Rückstand in diesem Segment auf Kevin Magnussen. Fast eine Sekunde fehlte Grosjean auf den auch in Q1 siebtplatzierten K-Mag.

Schon mit bloßem Auge waren Grosjeans Probleme zu erkennen. Plötzlich waren sie wieder da, die Sorgen aus 2017. Grosjean kämpfte sichtlich mit seinem VF-18, schlitterte herum, verbremste sich einmal mehr kapital. Ist der Bremsenmann doch nicht vollständig Vergangenheit? "Ich habe keine Ahnung, was passiert ist", meint Grosjean selbst nach seinem frühen Ende in Q1.

Romain Grosjean rätselt: Was war da denn los?

"Es gibt nicht viel zu sagen, außer, dass ich sehr wenig Grip hatte und nichts wirklich besser machen konnte. Die Runde war auch sehr kompliziert mit dem Verkehr", versucht sich der Haas-Fahrer an einer Erklärung. "Romain hatte ein bisschen Verkehr, und er bekam seine Reifen nicht zum arbeiten", bestätigt Teamchef Günther Steiner.

Warum das alles so war, darüber rätselt Grosjean komplett. "Wir müssen das verstehen, ich bin enttäuscht", so der F1-Pilot aus Frankreich. Dass dank Magnussen immerhin bewiesen war, dass das Potential im Auto steckte, war für den Franzosen kein Trost. Im Gegenteil. "Wenn du dich als 16. qualifiziert ist das Positive von dir leider weit entfernt", sagt Grosjean.

Haas-Teamchef Steiner: Auto schnell, Punkte noch mit beiden drin

Abgehakt hat er das Rennen in Bahrain jedoch längst nicht. "Wir wollen es morgen zurückholen und haben vergangene Nacht viele Änderungen am Auto vorgenommen. Ich hoffe, dass die sich dann immerhin im Rennen auszahlen", sagt Grosjean. Teamchef Steiner macht seinem Schützling Mut. "Wir haben wieder bewiesen, dass das Auto schnell ist", so der Tiroler mit Blick auf Magnussen. So schnell, dass mit beiden Boliden gute Punkte drin seien, auch mit Grosjean. Steiner: "Wir sind in einer starken Position."

Mit weitaus besseren Voraussetzungen startet dennoch Kevin Magnussen in den Bahrain Grand Prix. Mit dem siebten Platz im Qualifying - was wegen der Strafversetzung Lewis Hamiltons zu Startplatz sechs wird - zeigte sich der Däne extrem glücklich. "Es läuft definitiv gut jetzt. Ich bin wieder sehr happy", schwärmt Magnussen zum zweiten Mal in Folge nach einem Qualifying.

Magnussen in Hochstimmung: Kritik nur auf ganz hohem Niveau

Einen minimalen Wermutstropfen fand jedoch selbst Magnussen noch. "Es ist etwas nervig zu sehen, dass ein Auto nur ein, zwei Hundertstel vor dir ist, das kannst du immer noch holen", sagt Magnussen über Pierre Gasly. "Aber das gilt natürlich auch für ihn. Ich denke aber, dass wir heute schon alles herausgeholt haben."

Formel 1: So funktionieren Safety Car und Virtual Safety Car (03:13 Min.)

Letzteres galt jedoch nicht für den eigentlich stärker als Toro Rosso erwartetenersten Rivalen des Haas-Teams: Renault. "Ich wäre lieber Fünfter", sagt deren Nico Hülkenberg. "Meine Q2-Runde war wundervoll, besser kann es nicht laufen, aber in Q3 waren wir nicht ganz da. Ich konnte die Rundenzeit nicht wiederholen, sonst wären wir Fünfter."

Magnussen vor Renault-Duell: Keine Garantien

Mit Renault dürfte Haas also erneut einen starken Gegner vor der Brust haben. Im Rennen müsse Haas daher erst noch seine Qualitäten bestätigen. Garantien gebe es keine in der Formel 1. Magnussen: "Unsere Rennpace ist noch nicht gegeben, aber es schaut gut aus. Am Freitag war sie nicht schlecht. Uns ist aber bewusst, dass wir diese schwierig zu behandelnden Reifen ins richtige Fenster bekommen müssen."

Genau das sei schon Qualifying die große Herausforderung gewesen. "Die Reifen sind hier sehr schwierig zum Arbeiten zu bringen", so Magnussen. "Du schaffst es entweder, oder sie überhitzen. Es ist ein sehr enges Fenster. Das hinzubekommen und in den Rhythmus zu kommen, ist schwierig hier." Zumindest in der Qualifikation jedoch alles andere als zu schwierig für den Dänen, der gerade offenbar nachhaltig an seiner persönlichen Renaissance in der F1 feilt.