Gute Laune herrscht bei der offiziellen Präsentation des neuen Toro Rosso STR13 unmittelbar vor Start der Formel-1-Testfahrten in Barcelona. Der Grund überrascht: Honda. Was schon beim Filmtag des Rennstalls von Teamchef Franz Tost Mitte der Woche in Misano durchgesickert war, bestätigt der Rennstall nun öffentlich: Die neue Power Unit aus Sakura scheint endlich mal zu funktionieren.

Toro Rosso: Können mit Honda voll mitmischen

"Ich sehe keine Probleme, die Power Unit läuft ganz gut. Ich bin davon überzeugt, dass Honda die Kapazitäten und das Know-how hat, den Motor auf einen Level zu entwickeln, mit dem wir absolut dabei sein können und wo wir uns erwarten", gibt sich Tost beim Team-Launch optimistisch.

Der Teamchef wirkt jetzt wesentlich glücklicher mit dem ihm 2017 aufgebürdeten Wechsel von Renault- zu Honda-Aggregaten. Offenbar haben es die Japaner im Winter nämlich mal geschafft, jetzt tatsächlich die Trendwende einzuleiten. Meint zumindest Tost: "Ich sehe die Sache sehr, sehr positiv, denn Honda hat in den vergangenen Monaten bei der Zuverlässigkeit und bei der Performance enorme Fortschritte gemacht! Wir freuen uns auf die Saison."

Toro Rosso mit Honda sogar dem Plan voraus

Technikchef James Key pflichtet seinem Vorgesetzten bei. Schon beim Fire-up sei alles besser gelaufen als gedacht. "Wir haben einen Tag vor Plan angelassen. Das war top", so Key. Beim Filmtag sei es genauso weitergegangen. Key: "Alles lief sauber, es ging also gut weiter. Wir hatten einen sehr guten Filmtag. Die Power Unit lief gut, die Kommunikation mit Honda war gut, wir waren wieder vor dem Plan."

"Es war wirklich besser als erwartet. Ein sauberer Tag, wir haben alles geschafft, was wir wollten, großartig", stimmt Toro-Rosso-Pilot Pierre Gasly ein. Key sieht Toro Rosso sogar schon einen Schritt weiter als es mit Renault je möglich gewesen sei. "Was jetzt anders ist, ist, dass wir jetzt wie eine Werksoperation sind. Zum Fire-up kamen nicht ein paar Leute, sondern die ganze Honda-Mannschaft. Wir konnten das Getriebe und das Kühlsystem sofort mit dem Motor testen. Das ging als Kundenteam nicht. Wir waren einfach viel besser vorbereitet."

Der echte Zwischenstand zur Halbzeit

Pos.FahrerTeamZeitAbständeRunden
1D.RicciardoRed Bull1:20.17943
2V.BottasMercedes1:20.349+0.17047
3K.RäikkönenFerrari1:20.506+0.32750
4N.HülkenbergRenault1:20.547+0.36871
5B.HartleyToro Rosso1:22.371+2.19271
6L.StrollWilliams1:22.452+2.27340
7R.GrosjeanHaas1:23.092+2.91318
8F.AlonsoMcLaren1:24.202+4.0237
9M.EricssonSauber1:24.897+4.71835
10N.MazepinForce India1:25.628+0.73122

Honda-Sensation beim Formel-1-Test in Barcelona:
Früher Rundenkönig

Kaum getrübt wurde die Vorfreude durch die ersten Eindrücke bei den Testfahrten in Barcelona wenige Minuten und Stunden später. Die Vormittagssession beendete Brendon Hartley im Toro Rosso auf P5 und drehte zusammen mit Nico Hülkenberg noch dazu die meisten Runden von allen (71) - mit Honda-Power! In jedem der drei Vorjahre wäre das ein Ding der Unmöglichkeit gewesen.

Um final die große Honda-Party zu planen, erscheint es zwar noch etwas früh. Dennoch: Die ersten Momentaufnahmen stimmen zuversichtlich. Wie das Honda gelang? Erstens durch eine ausführliche Analyse der Fehler der vergangenen drei Jahre bei McLaren. Zweitens durch Kommunikation - auch mit Toro Rosso.

Toro Rosso schult Team für Arbeit mit Honda

Genau hier half auch die Scuderia mit, setzte im Winter regelrechte Schulungen an, um die unterschiedlichen Arbeitskulturen zusammen finden zu lassen. Offenbar mit Erfolg. "Ich muss wirklich sagen, dass wir eine fantastische Beziehung mit Honda haben. Wir hatten sehr anstrengende Monate, im November, Dezember, Januar und auch jetzt Februar. Aber es gab absolut keine Probleme. Auch auf der Kommunikationsebene", berichtet Tost.

"Wir haben uns bei Toro Rosso auf diese Kooperation vorbereitet, diverse Lektionen in Faenza angehalten, wie man mit japanischen Unternehmen kommuniziert und mit Honda im Besonderen. Ich denke, das war sehr hilfreich, um einen Eindruck davon zu bekommen, auf welche Art sie denken. Denn das ist eine ganz andere Kultur", schildert Tost, der selbst jahrelang in Japan gelebt hat, und schmiert Honda direkt auch ganz explizit Honig ums Maul. Tost: "Es ist ein großer Vorteil für Toro Rosso, mit einem so großen Unternehmen wie Honda zusammen zu arbeiten."

Doch wie weit vorne landen kann Toro Rosso mit dem neu gewonnen Vertrauen in die Japaner? "Gerade schwierig zu sagen", sagen Tost wie Gasly unisono. "Die ersten drei Plätze sind an Red Bull, Mercedes und so vergeben. Aber ab dem vierten Platz wird viel zwischen Force India, Williams, hoffentlich Toro Rosso, McLaren und Renault gekämpft werden", sagt der Teamchef. "Das Ziel für Toro Rosso ist auf jeden Fall, an der Spitze des Mittelfelds zu sein und das ist um den fünften Platz."