Chapeau Ferrari. Die Italiener machten bei der Präsentation des SF71H eine gute Figur. Der Livestream aus Maranello funktionierte, die Vorstellung war kurzweilig und anschließend gab es auch noch ordentliche Fotos vom neuen Formel-1-Flitzer von Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen. Was noch viel wichtiger ist: Auch die neue Rote Göttin sorgt für viel Aufsehen.
Schon vorne an der Nase gibt es die erste kleine Überraschung: Die Pylonen, die Nase und Frontflügel miteinander verbinden, wurden radikal verändert. Ferrari kopiert das Konzept, das McLaren schon im Vorjahr am MCL32 hatte. Die Pylonen sind nun richtige Aero-Elemente, die über zwei Schlitze Luft unter das Chassis leiten.
An der Unterseite der Nase ist erneut eine kleine Öffnung zu erkennen. Hier wird Luft für den S-Schacht angesaugt. Die Luft tritt wie am Vorgänger an der Chassis-Oberseite direkt über der Druckstrebe wieder aus.
Dahinter fehlen am nagelneuen SF71H ein paar Leitbleche an der Chassis-Seite über der Vorderradaufhängung. Dafür wächst der Flügel unmittelbar vor der Cockpit-Öffnung ein wenig. Im Vergleich zu anderen Autos, denen regelreche Bumerang-Flügel aus dem Chassis wachsen, wirkt der Ferrari aber aufgeräumt.
Die Bargeboards haben sich im Vergleich zur Launch-Version des Vorgängers stark verändert. Verglichen mit der Abu-Dhabi-Spezifikation gibt es aber keine spektakulären Veränderungen.
Die gibt es aber dahinter: Reglement-bedingt hat auch die Rote Göttin einen Heiligenschein. Ferrari lackiert den Halo außen komplett in Wagenfarbe und bringt das Scuderia-Logo an der Vorderseite an. Darüber ist noch Platz für einen Sponsor. Durch die Lackierung wird der Halo am Ferrari fast schon chic. Um den Bogen herum ist auch schon ein kleines Luftleitblech angebracht.
Für Staunen sorgen die Spiegel: An der Vorderseite sind Öffnungen zu erkennen. Offenbar leitet Ferrari Luft durch durchs Spiegelgehäuse. Von hinten gibt es leider keine Aufnahmen.
Ferrari bringt 2018 nächsten Seitenkasten-Clou
Doch noch spektakulärer geht es an den Seitenkästen zu. Schon 2017 hatte Ferrari hier mit einer innovativen Idee alle überrascht. Die Ferrari-Seitenkästen der Vorsaison sind bislang der große Technik-Trend 2018. Und was macht Ferrari? Noch einmal alle überraschen.
Das Leitblech über dem Seitenkasten bleibt. Allerdings gibt es diesmal nicht nur die zwei vom Leitblech getrennten Öffnungen im Seitenkasten, sondern einen zusätzlichen NACA-Schacht an der Seite. "Die Seitenkästen und Kühlschächte sind aggressiver", erklärt Techik-Chef Mattia Binotto. "Dadurch ist das Packaging sehr eng." Tatsächlich sind die neuen Seitenkästen noch einmal deutlich schmäler als die des Vorgängers. Dafür sind sie nicht mehr so stark unterschnitten.
Durch starkes Aufhellen der Fotos ist auch noch ein interessantes Detail unten am Seitenkasten zu erkennen. Kleinere Leitbleche zielen auf eine Öffnung. Was es damit genau auf sich hat, ist unklar. Wahrscheinlich wird hier Luft unter den Unterboden geleitet. Auch die vertikalen Luftleitbleche am Seitenkasten haben sich verändert. Sie sind nun L-förmig.
Eine interessante Änderung gibt es auch an der Airbox. Ferrari baute hier im vergangenen Jahr zunächst recht kompakt. Zum Malaysia GP wuchsen dem SF70H dann Ohren. Die Airbox am SF71H ist nun generell größer, die Ohren sind dafür integriert. Drei einzelne Kühlschächte sind zu erkennen.
Ferrari kopiert Mercedes bei Radstand
Die wohl größte Änderung ist jedoch nicht sofort sichtbar. Der Radstand der Roten Göttin wuchs. Binotto macht keinen Hehl daraus, warum: "Wir waren auf langsamen Strecken sehr gut, aber wir mussten an der Aerodynamik arbeiten. Wir brauchen eine starke Performance auf schnellen Strecken."
Mercedes hatte schon 2017 ein extrem langes Auto, setzte hier auf ein anderes Konzept. Aber nicht nur der Radstand hat sich geändert: Auf den von Ferrari veröffentlichten Fotos wuchs vor allem auch die Bodenfreiheit an der Hinterachse. Offenbar ist das Auto stärker angestellt, verfügt also über einen größeren Winkel in Relation zum Asphalt. Der längere Radstand sorgt zusätzlich für mehr Luft unter dem Heckdiffusor.
Am Heck gibt es eine kleine unschöne Überraschung: Der T-Flügel hat es auch an den 2018er Formel-1-Boliden geschafft. Ferrari nutzt hier das Reglement voll aus und baut die Mini-Version des Flügels an das Ende der Motorabdeckung direkt vor den Heckflügel.
Technische Daten Ferrari SF71H
Chassis | Ferrari Eigenentwicklung, Karbon-Monocoque mit Aluminium-Wabenkern |
Vorderradaufhängung | Karbon-Querlenker, Pushrod-Aufhängung |
Hinterradaufhängung | Karbon-Querlenker, Pullrod-Aufhängung |
Bremsen | Brembo Karbon-Bremsen |
Breite | 2,00 Meter |
Höhe | 0,95 Meter |
Gewicht | 733 kg (inkl. Fahrer und Schmierstoffe, exkl. Benzin) |
Getriebe | Ferrari Eigenentwicklung, sequentielles Getriebe mit 8 Vorwärtsgängen + Rückwärtsgang, Karbon-Gehäuse |
Direkter Vergleich: SF71H vs. SF70H
Technische Daten Motor
Bauart | |
Zylinder | 6 |
Zylinderwinkel | 90 Grad |
Hubraum | 1600 ccm |
Bohrung | 80 mm |
Max. Drehzahl | 15.000 U/min |
Benzinfluss | Max 100 kg/h ab 12.000 U/min |
Benzin/Schmiermittel | Shell |
Aufladung | Single-Turbo mit Elektro-Motor (MGU-H) |
Energierückgewinnung | |
Kinetisch (MGU-K) | Motor-Generator-Einheit an Kurbelwelle, max. 50.000 U/min |
Thermisch (MGU-H) | Motor-Generator-Einheit an Turbolader, max. 125.000 U/min |
Leistung | |
Verbrennungsmotor | über 700 PS |
MGU-K | 163 PS |
Systemleisung | über 950 PS |
Gewicht | |
Gewicht | 145 kg (inkl. Batterie) |
Gewicht Batterie | 20 - 25 kg |
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