Mercedes präsentierte am Donnerstag in Silverstone den neuen Formel-1-Boliden für die Saison 2018. Der Silberpfeil hört wenig überraschend auf den Namen Mercedes F1 W09 EQ Power+ und schließt damit - zumindest beim Namen - nahtlos an seinen erfolgreichen Vorgänger an.

Eigentlich wollte Mercedes ein erstes Bild um 11:15 Uhr veröffentlichen. Tatsächlich verließ der Rennwagen mit Valtteri Bottas am Steuer pünktlich die Garage, allerdings ging der Motor sofort wieder aus und Bottas blieb vor der Garage stehen. Rund eine Stunde später drehte der F1 W09 dann tatsächlich seine erste Runde.

Das Weltmeisterteam kombiniert die offizielle Fahrzeugpräsentation mit einem Filmtag, dazu wurde die Formel-1-Strecke in Silverstone angemietet. Maximal 100 Kilometer darf Mercedes dabei mit speziellen Show-Reifen absolvieren. Lewis Hamilton wird später von Valtteri Bottas übernehmen

Zu Beginn zeigte sich Silverstone noch von seiner britischen Seite, bei der ersten Ausfahrt musste Bottas noch auf Regenreifen raus. Später trocknete die Strecke ab, Slicks konnten erstmals montiert werden. "In Silverstone im Februar kann man kein schönes Wetter erwarten", scherzte Teamchef Toto Wolff. "Aber es geht nur um Funktionstests, ob alle Teile passen und das hat funktioniert."

Valtteri Bottas bei seiner ersten Ausfahrt mit dem F1 W09, Foto: Mercedes-Benz
Valtteri Bottas bei seiner ersten Ausfahrt mit dem F1 W09, Foto: Mercedes-Benz

Valtteri Bottas freute sich über die Ehre, die ihm mit der ersten Ausfahrt zuteilwurde. "Es war etwas Besonderes, das Auto zum ersten Mal gefahren zu sein", so Bottas. "Es hat sich gut angefühlt. Ich kann wegen der Bedingungen nicht viel sagen, aber es hat alles funktioniert, der Motor lief und das ist das wichtigste."

Später werden weitere Fotos des 2018er Formel-1-Autos von Mercedes folgen. Dabei wird es nicht nur Renderings, wie von vielen anderen Teams geben, sondern Studiofotos und auch weitere Aufnahmen vom neuen Silberpfeil in Action. Motorsport-Magazin.com wird diesen Artikel deshalb genauso wie die Bildergalerie ständig aktualisieren.

Schon auf den ersten Bildern ist gut zu erkennen, dass der F1 W09 auf seinem Vorgänger basiert. Mercedes warf das Grundkonzept nicht über den Haufen. Um überhaupt Änderungen abseits von Halo, T-Flügel und Motorabdeckung zu erkennen, muss man genauer hinschauen. Wie immer liefert Motorsport-Magazin.com später eine ausführliche Technik-Analyse.

Toto Wolff erklärt den Ansatz der Mercedes-Designer, die sich für Evolution statt Revolution entschieden. "Das letztjährige Auto war das schnellste auf der Strecke und hat die meisten Rennen gewonnen - das wollten wir bewahren."

"Der Umgang mit unserem letztjährigen Auto war nie einfach, selbst auf Strecken, auf denen wir stark waren", fügt Technik-Chef James Allison hinzu. "Wir konnten uns unseren Weg durch das Wochenende bis zu einem konkurrenzfähigen Ergebnis bahnen, aber es war niemals einfach. Wir hoffen, dass wir einige Eingriffe vorgenommen haben, damit wir Ingenieure und die Fahrer das Auto etwas besser verstehen und leichter erkennen, was wir tun müssen, um es abzustimmen."

Die Motorenabteilung musste hingegen mehr umkrempeln: "Die Veränderungen an der Power Unit sind in diesem Jahr beträchtlich", erklärt Motorenchef Andy Cowell. "Das liegt an einer Vielzahl von Gründen. Die größte Herausforderung für uns ist, die Lebensdauer so zu erhöhen, dass wir nur noch mit drei Motoren sowie zwei ERS-Systemen pro Fahrer und Saison auskommen. Im Vergleich zum Vorjahr müssen die Komponenten 40 Prozent länger halten. Deshalb konzentrierten wir uns darauf, die Lebensspanne der Teile zu verlängern, ohne dabei an Performance zu verlieren."

Die Power Unit von Mercedes war schon in den letzten Jahren das stärkste Paket. Der Verbrennungsmotor alleine kommt auf eine Spitzenleisung von rund 800 PS. Gemeinsam mit den 163 PS der MGU-K ergibt sich daraus eine Systemleistung, die an der 1000-PS-Marke kratzt.

Auch am Farb-Design haben sich Details verändert: Mercedes setzt auf weniger Linien, insgesamt schwingen sich nur noch vier sogenannte Lichtlinien über den Rennwagen. Diese Linien sind dafür stärker akzentuiert als in der Vergangenheit. Jede Linie steht für einen Weltmeistertitel der letzten vier Jahre.

Was bedeutet F1 W09 EQ Power+?

Der neue Silberpfeil hört auf den wunderschönen, klangvollen und wenig sperrigen Namen Mercedes F1 W09 EQ Power+. F1 erklärt sich von selbst, aber was ist mit W09 und EQ Power+? W steht tatsächlich für 'Wagen'. 09 weil 2018 das neunte Jahr seit dem Comeback von Mercedes in der Formel 1 ist. EQ steht in Anlehnung an IQ für Electric Intelligence. Die Hybrid-Straßen-Modelle der Stuttgarter heißen EQ Power+.

Der Vorgänger: Der Mercedes F1 W08 EQ Power+ aus der Formel-1-Saison 2017 war zwar nicht ganz so erfolgreich wie die bisherigen Silberpfeile der Turbo-Hybrid-Ära, allerdings holte sich Mercedes damit das vierte Double in Folge. Lewis Hamilton gewann die Fahrerweltmeisterschaft genauso souverän wie Mercedes die Konstrukteursweltmeisterschaft.

Ganz einfach hatte es der 2017er Mercedes aber nicht: Vor allem zu Saisonbeginn erwies er sich als schwierig in der Abstimmung, funktioniere nur ein einem relativ kleinem Fenster. Erwischte Mercedes dieses Fenster nicht, konnte Ferrari die Silberpfeile schlagen. Teamchef Toto Wolff nannte den F1 W08 deshalb oftmals Diva.

Statistik Mercedes F1 W08 EQ Power+

Siege12
Pole Position15
Punkte668
Schnellste Rennrunden9

Technische Daten Mercedes F1 W09 EQ Power+

ChassisMercedes Eigenentwicklung, Karbon-Monocoque mit Aluminium-Wabenkern
VorderradaufhängungKarbon-Querlenker, Pushrod-Aufhängung
HinterradaufhängungKarbon-Querlenker, Pullrod-Aufhängung
BremsenBrembo Karbon-Bremsen
Breite2,00 Meter
Höhe0,95 Meter
Gewicht733 kg (inkl. Fahrer und Schmierstoffe, exkl. Benzin)
Getriebe Mercedes HPP Eigenentwicklung, sequentielles Getriebe mit 8 Vorwärtsgängen + Rückwärtsgang, Karbon-Gehäuse

Technische Daten Mercedes Motor

Bauart
Zylinder6
Zylinderwinkel90 Grad
Hubraum1600 ccm
Bohrung80 mm
Max. Drehzahl15.000 U/min
BenzinflussMax 100 kg/h ab 12.000 U/min
Benzin/SchmiermittelPetronas
AufladungSingle-Turbo mit Elektro-Motor (MGU-H)
Energierückgewinnung
Kinetisch (MGU-K)Motor-Generator-Einheit an Kurbelwelle, max. 50.000 U/min
Thermisch (MGU-H)Motor-Generator-Einheit an Turbolader, max. 125.000 U/min
Leistung
Verbrennungsmotorüber 700 PS
MGU-K163 PS
Systemleisungüber 950 PS
Gewicht
Gewicht145 kg (inkl. Batterie)
Gewicht Batterie20 - 25 kg