Halo, Startzeiten, Grid Kids: In der Formel 1 ändert sich für die Saison 2018 einiges. Die deutschen Fernsehzuschauer müssen sich obendrein an neue Gesichter gewöhnen: Nach über 20 Jahren als Experte steht Niki Lauda nicht mehr am Expertenmikrofon des Kölner Privatsenders. Seine Nachfolger heißen Nico Rosberg und Timo Glock - und das neue Duo hat sich schon auf 2018 eingeschossen.
Für die Zuschauer hierzulande sind es 2018 wohl vor allem die neuen Startzeiten, die einen tiefen Einschnitt in die Formel-1-Gewohnheiten darstellen. Statt um 14:00 Uhr mitteleuropäischer Zeit, geht die Ampel ab 2018 um 15:10 Uhr aus. Liberty Media erhofft sich dadurch bessere Einschaltquoten. Bei vielen alteingesessenen Fans kommt das nicht gut an.
"Es ist ein bisschen komisch, aber man kann es auch verstehen", so Rosberg, der Verständnis für die Kritik der Zuschauer zeigt: "In den Köpfen von uns allen ist einfach drin: um zwei Uhr den Fernseher anmachen, weil dann ist Start. Und jetzt macht man den Fernseher an und hat zehn Minuten Vorlaufzeit. Das ist für unseren Sport eine gute Sache, glaube ich."
DTM-Pilot Glock sieht die ganze Angelegenheit durch und durch pragmatisch. "Ich glaube, die wissen was sie da machen", so der Odenwälder über die Entscheider bei Liberty Media. "Die haben das genau analysiert und wissen, wann die Haupteinschaltzeiten mit den meisten Zuschauern sind. Das ist relativ eindeutig, dass wenn es auf Fakten basiert, es der richtige Weg ist."
Formel 1 mit Halo: Rosberg versteht's, Glock fremdelt noch
Woran sich vor dem Startschuss für die neue Saison schon seit Monaten die Geister scheiden, ist der Halo. Der von der FIA verpflichtend vorgeschriebene Cockpitschutz steht auch bei den Piloten nach wie vor in der Kritik. "Also der Halo wird richtig hässlich. Da freue ich mich überhaupt nicht drauf", so Max Verstappen hinsichtlich der bevorstehenden Präsentation seines Red Bull RB14.
"Sieht natürlich nicht gut aus und für die Puristen ist das natürlich erstmal erschreckend, ganz klar", kann Rosberg auch hier die ablehnende Haltung der Traditionalisten nachvollziehen. Aber Halo hat für ihn ganz klar seine Berechtigung: "Das Ding ist entwickelt worden und liegt im Regal. Es muss nur noch drangeschraubt werden und es ist eine riesige Verbesserung bei der Sicherheit für die Fahrer."
Rosberg selbst hatte 2016 als aktiver Pilot selbst noch die Möglichkeit, das System in den Trainingssessions zu testen. Er würde es nicht ablehnen, wenn er selbst Ende März in Melbourne im Grid stehen würde. "Als Fahrer wäre mir das sehr recht gewesen, das Halo zu haben. Das ist schon der richtige Weg", sagt der zweifache Familienvater.
Timo Glock zeigt zwar ebenfalls Verständnis, fremdelt aber noch mit dem neuen Anblick. "Was die Sicherheit angeht ist es natürlich der richtige Weg, aber optisch gesehen ist es für mich ein Graus. Ein Formel-1-Auto mit so einem Sicherheitsbügel zu sehen nimmt völlig die Ästhetik so eines Autos weg", so der ehemalige Toyota-Pilot.
Glock, der sich seit seinem Einstieg in die DTM 2013 eigentlich nicht mehr mit der Thematik des offenen Cockpits beschäftigen muss, hofft auf eine Alternative wie sie andere Serien verfolgen: "Ich würde mich freuen, wenn man eine andere Lösung findet. Es gab ja auch den Aeroscreen, der in der IndyCar-Serie getestet wird. Das könnte in der Zukunft vielleicht eine Option sein, denn sich an das Halo zu gewöhnen wird glaube ich sehr schwer."
Grid Girls vs. Grid Kids: RTL-Experten mit lachendem und weinendem Auge
Ein sportlich nicht relevanter Einschnitt in die Königsklasse ist für 2018 die Abschaffung der Grid Girls. Das Ende der hübschen Damen in der Startaufstellung bauschte sich schnell zu einem Politikum auf. Die ehemaligen F1-Piloten waren von dem Kurswechsel zunächst ebenfalls überrascht. "Als sie es das erste Mal gesagt haben, fand ich es ein bisschen komisch", gibt Rosberg zu.
"Im ersten Moment habe ich nur den Kopf geschüttelt, als ich gehört habe, dass es keine Grid Girls mehr gibt", pflichtet Glock seinem neuen Arbeitskollegen bei. "Die Grid Girls gehören seit Beginn der Formel 1 irgendwie dazu, sich die von heute auf morgen wegzudenken ist ein bisschen schwierig."
Die Alternative, mit den Grid Kids das junge Publikum und den Motorsport-Nachwuchs die Königsklasse hautnah miterleben zu lassen, unterstützen beide jedoch voll und ganz. "Das ist eine sehr schöne Idee. Sie nehmen ja die Kinder, die richtige Fans sind und die Fahrer richtig vergöttern, wenn man so will. Das ist sehr schön und gibt vielleicht auch anderen Jugendlichen wieder einen Impuls, eine bessere Verbindung zum Sport zu finden", so Rosberg.
Glock sieht das ähnlich. Ein Kompromiss wäre für ihn allerdings der beste Weg gewesen: "Ich finde die Idee gut, aber man hätte vielleicht darüber nachdenken können, es im Wechsel zu machen. Das wäre ganz cool gewesen, aber trotzdem ist es für kleine Kinder natürlich sehr schön, so nah an ihren Idolen dran zu sein."
Wenn die Formel 1 vom 23. bis 25. März in Melbourne in die neue Saison startet, wird als RTL-Experte zunächst Rosberg in Australien vor Ort sein. Der 32-Jährige hat neben dem Saisonauftakt bisher nur Monaco bestätigt. Glock, der schon in den vergangenen Jahren hin und wieder als Ersatz für Lauda vor der Kamera stand, wird erneut bei ausgewählten Rennen dabei sein.
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