Endlich TV-Gewissheit für die Formel-1-Fans in Deutschland. Aber eine traurige Gewissheit: Anders als RTL macht Sky nicht mit der Formel 1 weiter. Das verkündete der Sender bei einem Neujahrsempfang in seiner Münchener Zentrale.

Sky wollte Formel 1 exklusiv, RTL funkte dazwischen

"Wir haben uns nicht dazu überzeugen lassen, einfach so weiterzumachen", sagte Geschäftsführer Carsten Schmidt dwdl.de zufolge vor Journalisten. Man habe die eigenen Ziele in den Verhandlungen mit Liberty Media nicht erreicht.

Dabei handelte es sich offensichtlich um eine seitens Sky Deutschland gewünschte exklusive Berichterstattung der Formel 1 im deutschen Markt - wie bald auch bei Sky Italia erfolgen wird (siehe unten). Doch dem kam das für die F1-Bosse in Sachen Reichweite viel attraktivere RTL vor wenigen Wochen zuvor.

Formel 1 2018 fix bei RTL: Alle Rennen live im Free TV: (04:29 Min.)

Formel 1 bei RTL bis 2020 gesichert

Weiterhin zu sehen sein wird die Formel 1 in Deutschland mindestens bis 2020 damit nur im Free-TV bei RTL, sollte sich nicht plötzlich noch ein anderer Player auftun - zuletzt war hier über Namen wie Eurosport und Dazn spekuliert worden. Nägel mit Köpfen machte bisher aber nur RTL, sodass sich nun König & Co. statt Sky über Exklusivität freuen dürfen.

Der Kölner Sender hatte Mitte Dezember die Verlängerung seines TV-Vertrags für die kommenden drei Saisons verkündet. Das jedoch mit einem völlig neuen Expertenmodell. Künftig wird sich der als TV-Experte den Zuschauern bereits vertraute Timo Glock den Job mit Nico Rosberg teilen. Der hatte bereits beim F1-Saisonfinale 2017 debütiert - jenem Wochenende, an dem Niki Lauda zur Überraschung aller seinen Rücktritt bekannt gegeben hatte.

Eine große Frage allerdings bleibt: Was ist mit den Freien Trainings? Grundsätzlich dürfte RTL diese in vollem Umfang übertragen. Doch bislang zeigte der Sender selbst einzig die Highlights, stieg erst mit dem Qualifying ein. Einzelne Trainingssessions wurden auf Schwestersender n-tv ausgestrahlt, meist genau eine pro Wochenende. Eine Sublizenz wäre denkbar und vertraglich möglich. Eine weitere Möglichkeit wäre ein potentielles Angebot der Formel 1 selbst - im Zuge der sukzessiven Digital-Offensive (siehe unten).

Geschichte: Die Formel 1 im deutschen Pay-TV

Mit dem Aus der Formel 1 bei Sky geht eine TV-Ära zu Ende. Der Große Preis von Deutschland auf dem Hockenheimring im Juli 1996 stellte eine Zeitenwende in puncto Fernsehstandards dar. Während damals das analoge Fernsehen noch weit verbreitet war und die Formel 1 in Deutschland ausschließlich bei RTL im Free-TV lief, startete der Medienunternehmer Leo Kirch mit seiner Pay-TV-Plattform DF1, dem Vorgänger des heutigen Sky, ein revolutionäres digitales Angebot.

So wurde nicht nur erstmals das komplette Rennwochenende - vom ersten Freien Training bis zum Grand Prix - auf dem Sender DSF Plus übertragen, sondern die Zuschauer konnten neben dem bekannten Supersignal selbst per Fernbedienung zwischen weiteren Feeds wie dem Cockpitkanal, dem Boxengassenkanal, dem Verfolgerfeld oder dem offiziellen FOM-Datenkanal wählen.

Das Produktionszentrum von Bakersville, Foto: LAT Images
Das Produktionszentrum von Bakersville, Foto: LAT Images

Ermöglicht wurde dies durch "Bakersville", ein eigenes TV-Signal, das Formel-1-Boss Bernie Ecclestone ausschließlich für Pay-TV-Sender produzieren ließ. Zahlende Zuseher kamen damit in den Genuss zusätzlicher Kamerapositionen, exklusiven Boxenfunks und eigener Inserts, die den Free-TV-Zuschauern vorenthalten blieben. Die Übertragungen im Pay-TV hatten aufgrund dieser exklusiven Features einen spürbaren Mehrwert.

Kommentiert wurde der erste Grand Prix im digitalen Fernsehen von Jacques Schulz, der Sky bis 2012 die Treue hielt, ehe er von Sascha Roos abgelöst wurde, und aufgrund seines emotionalen Stils bald Kultstatus erlangte. Stets an Schulz' Seite als Experte fungierte der ehemalige Formel-1-Pilot Marc Surer. Diese Rolle hatte der Schweizer bis zuletzt inne.

Das digitale Fernsehen punktete mit Multifeed-Übertragungen, Foto: Premiere
Das digitale Fernsehen punktete mit Multifeed-Übertragungen, Foto: Premiere

Im Herbst 1999 erfolgte die Fusion der Konkurrenten DF1 und Premiere, woraus das neue Pay-TV-Angebot Premiere World hervorging. Die Formel 1 wurde weiterhin in unveränderter Qualität für all jene übertragen, die bereit waren, dafür in die Tasche zu greifen. Vorerst zumindest, denn Ende der Saison 2002 wurde Bakersville eingestellt, sodass künftig alle Sender, egal ob im Free- oder Pay-TV-Segment angesiedelt, auf dasselbe Worldfeed Zugriff hatten.

Premiere verlor damit naturgemäß ein großes Stück Exklusivität, weshalb man weiterhin auf Basis des vorhandenen TV-Signals eine Multifeed-Übertragung anbot, die qualitativ jedoch nicht an das Bakersville Angebot heranreichte. Das manifestierte sich nicht zuletzt in der plötzlichen Streichung des Boxengassenkanals sowie der sukzessive ausgebauten Werbung während der Übertragungen.

Jacques Schulz kommentierte die F1 von 1996 bis 2012, Foto: Toyota
Jacques Schulz kommentierte die F1 von 1996 bis 2012, Foto: Toyota

2009 wurde aus dem finanziell arg in den Seilen hängenden Premiere durch die Übernahme von Rupert Murdochs News Corporation Sky Deutschland. Sky verlängerte die Formel-1-Rechte bis zuletzt mehrfach, erreichte aber auch unter der neuen Führung nicht mehr jene Qualitätsstandards, mit denen man in den späten 90er- und frühen 00er-Jahren punkten konnte. So wurde etwa die Multifeed-Übertragung nur noch im Qualifying und Rennen angeboten, bei den Freien Trainings gab es hingegen lediglich das Supersignal.

Nach der heutigen Bekanntgabe steht fest, dass der Große Preis von Abu Dhabi 2017 nach über 21 Jahren das letzte von DF1/Premiere/Sky übertragene Formel-1-Rennen war. Das Ende einer Ära.

Formel 1 im TV: So läuft es außerhalb von Deutschland

In Italien verabschiedet sich die Formel 1 2018 fast völlig aus dem Free-TV. Während zuletzt noch die Hälfte der Saisonrennen beim öffentlich-rechtlichen Sender RAI zu sehen war, verliert die Sendeanstalt mit der neuen Saison die Rechte an der Königsklasse. Künftig ist die F1 nur noch gegen Geld bei Sky Italia zu sehen - mindestens bis 2020.

Der Pay-TV-Sender darf sich somit über Exklusivität freuen und muss sich die Rechte nicht mehr wie bisher mit der RAI teilen. Ganz aus dem Free-TV soll die Formel 1 in Italien aber doch nicht verschwinden, mindestens vier Rennen sowie Highlights werden bei TV8, einer Sky-Tochter, laufen.

In Frankreich verlagert sich die Formel 1 indessen wieder ein Stück zurück aus dem Pay-TV ins frei empfangbare Fernsehen. Während es in den letzten Jahren Live-Bilder ausschließlich gegen Bezahlung bei Canal+ gab, zeigt der Privatsender TF1 2018 vier Rennen im Free-TV - unter anderem das Comeback des Frankreich GPs in Le Castellet sowie den Monaco GP.

In Spanien konnte sich Liberty Media mit Movistar+ über eine Vertragsverlängerung bis inklusive 2020 einigen. Die zum Telefonica-Konzern gehörende Plattform zeigt seit 2014 alle Rennen exklusiv gegen Bezahlung. Gleich für fünf Jahre, bis inklusive 2022, hat Fox Sports die Rechte in Südamerika (Brasilien ausgenommen) erworben und löst damit den bisherigen Inhaber Canal F1 ab.

Formel 1: Darum sind die TV-Verhandlungen 2018 so langatmig

Knackpunkt bei den Verhandlungen zwischen Liberty Media und den TV-Anstalten sind derzeit nicht zuletzt die Online-Rechte. Bislang waren diese in der Regel in den TV-Verträgen enthalten, künftig will die Formel 1 als Teil ihrer Digitalisierungsstrategie jedoch ein eigenes Streaming-Angebot an den Start bringen - möglicherweise bereits zum Saisonstart 2018.